Waldpädagoge vermittelt Kleinsten die Schönheit der städtischen Forste
Hagenauer: „Es ist wichtig, Kindern Respekt vor der Natur zu lehren!“
SALZBURG. Auch wenn einem draußen wie jetzt ein eisiger Wind um die Ohren bläst: Bei jedem Wetter stapft Waldpädagoge Hans Schwertl mit Mädchen und Buben aus den 34 städtischen Kindergärten durch die Stadtwälder, erklärt ihnen den Begriff „Jahresringe“ anhand einer Baumscheibe oder zeigt ihnen winzige Kokons auf der Unterseite von Blättern, aus denen im Frühling Fliegen schlüpfen werden.
Schwertl arbeitet als Hausmeister in den Kindergärten Schallmoos und Baron Schwarzpark und führt zusätzlich drei Stunden in der Woche die Jüngsten durch die Salzburger Stadtwälder, auf den Kapuzinerberg und den Mönchsberg. Die Ausbildung zum Waldpädagogen hat er an der Forstlichen Fachschule in Schloss Orth bei Gmunden absolviert.
„Es ist super, dass wir aus den eigenen Reihen einen Kollegen haben, der mit unseren Kleinsten den Wald erforscht und sie Respekt vor der Natur lehrt. Angesichts der zahlreichen Bedrohungen, denen die Umwelt heute ausgesetzt ist, ein absolut wichtiger Beitrag! Diese Führungen können alle 3.000 Kindergarten-Kinder mitmachen, und ich hoffe, dass wir bei ihnen für die Zukunft einen Bewusstseinsprozess über die Schönheit und Bedeutung der Wälder, aber auch ihre Gefährdung in Gang setzen können“, freut sich Bürgermeister-Stellvertreterin Anja Hagenauer, ressortzuständig für die städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen.
Familiär vorbelastet
„Ich bin im Wald daheim“, schmunzelt Schwertl, der in Thalgau aufgewachsen ist und sich in Sachen Begeisterung für den Wald als „familiär vorbelastet“ bezeichnet. Er arbeitet seit 1990 für die Stadt Salzburg und war viele Jahre lang Bergputzer. Aus dieser Zeit stammt auch ein Gamshörndl, das er beim Bergputzen einmal gefunden hat. Es kommt als Anschauungsobjekt bei seinen Führungen zum Einsatz. „Die dazugehörige Gämse hat wahrscheinlich ein Hund zu Tode gehetzt. Denn eigentlich verlieren Gämsen ihre Hörner nicht“, erklärt der Waldfachmann.
Stethoskop am Baumstamm
„Das Schöne an diesen Waldspaziergängen finde ich, dass jeder seine eigene Dynamik hat. Besonders liegt mir am Herzen, dass Kinder die sie umgebende Natur mit wachem Blick sehen, sie spüren und schätzen lernen“, fügt Schwertl hinzu. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt er auf Spiele - und auch schon einmal unorthodoxe Mittel: Da dürfen die Kleinen im Frühling ein Stethoskop an einen Baumstamm drücken und machen große Augen, wenn sie wirklich die aufsteigenden Säfte rauschen hören. Oder Schwertl lässt sie unter lautem Gekreisch barfuß über ein Fuchsfell laufen. Bei so vielen sinnlichen Erfahrungen „kommt es schon einmal vor, dass wir die Zeit übersehen – und dann weiß ich: Es war eine gute Führung“, so der Waldexperte abschließend.
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