Hosi Salzburg
"Bunt und schrill, das ist nur eine der Facetten"

Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi). | Foto: Lisa Gold
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  • Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi).
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Die Geschäftsführerin der Hosi Salzburg, Conny Felice, über Toleranz, ihren eigenen "Überlebens-Kampf" und die neuen Pläne für die Pride Week.

SALZBURG. Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi). Im Interview spricht Felice darüber, wie offen und tolerant Salzburg ist, was die Hosi für Salzburg bedeutet und wo es Aufholbedarf gibt.

Frau Felice, Sie sind seit Herbst 2021 neue Hosi-Geschäftsführerin. Welche Hauptaufgaben haben Sie sich selbst gesteckt?
Conny Felice:
Ich bin seit sechs Jahren im Bildungsteam der Hosi aktiv und es geht mir darum, die gesamte Community sichtbar zu machen. In der Öffentlichkeit gibt es vielfach das Bild der bunten, schrillen, lauten Szene. Das ist definitiv ein wesentlicher Bestandteil der Hosi, aber es zeigt nur eine Seite, ist nur ein Mosaikstein. Ich möchte zeigen, dass die Community viel breiter ist und habe das Bedürfnis, die Hosi als Community-Center zu positionieren.

Die Hosi blickt auf mehr als 40 Jahre zurück – wie bedeutend ist die Hosi für Salzburg und die Community?
Conny Felice:
Für mich sind es drei Aspekte. Die Hosi ist für sehr viele Menschen ein rettender Anker, ein sicherer Platz und ein Ort des Angenommen-Werdens. Das sind Werte, die man nicht mit Geld aufwiegen kann.

Wesentlich ist für mich der Bildungsbereich, wo wir mit unseren Projekten "Schule der Vielfalt" und "Vielfalt im Beruf" aktiv sind. Damit helfen wir weit über die Community hinaus, etwa dabei, durch unsere Workshops Druck aus den Schulen zu nehmen, Mobbing vorzubeugen. Und letztlich ist die Hosi mit ihren Festen und dem CSD-Walk fester Bestandteil der Stadt Salzburg. Wir stehen für Buntheit und Toleranz und das ist ein Mehrwert für die gesamte Gesellschaft.

Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi). Im Bild mit Drag Queen Gigi La Pajette bei der "Langen Nacht der Vielfalt". | Foto: Lisa Gold
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Sie selbst sind 59 Jahre, haben davon 52 Jahre als Mann gelebt. War die Hosi auch für Sie persönlich ein rettender Anker?
Conny Felice:
Es war ein sehr langer Prozess, bis ich dazu bereit war, mein "Frau-Sein" auszuleben. Aber es war ein Schritt, der für mein eigenes Überleben notwendig war. Ich wollte abwarten, bis mein Sohn mit der Schule fertig ist, denn man muss hier nichts beschönigen: Ich weiß, was es für ihn in der Schule bedeutet hätte. Danach ging alles sehr schnell; von einem Tag auf den anderen habe ich neu begonnen.

Es war eine unglaublich schwierige Phase in dieser neuen Rolle, man gelangt an seine Grenzen. Die vielen Kränkungen, die ich erfahren habe, waren für mich Anlass, mich im Bildungsteam der Hosi zu engagieren. Ich hatte dann mit sehr vielen Menschen zu tun, die über die Christian-Doppler-Klinik zu uns gekommen sind, die suizidgefährdet waren.

Zur Hosi kommen Menschen aus ganz Salzburg und darüber hinaus. Ist es für Menschen, die in ländlichen Regionen leben, schwieriger?
Conny Felice:
Die große Frage ist immer: Hast du jemanden in deinem Leben, der für dich da ist? Einen Menschen an deiner Seite, der keine Scheu hat, sich mit dir zu zeigen, mit dir ins Theater oder Kino geht. Dann spielt es keine Rolle, ob es am Land oder in der Stadt ist.

Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi). Im Bild mit Drag Queen Gigi La Pajette bei der "Langen Nacht der Vielfalt". | Foto: Lisa Gold
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Auf einer Skala von 1 (ganz schlecht) bis 10 (sehr gut): Was würden Sie sagen, wie tolerant ist Salzburg?
Conny Felice:
Ich würde sagen das liegt bei rund 7, also ein relativ guter Wert. Bei unseren Veranstaltungen in der Stadt hat man das Gefühl, sehr wohlwollend angenommen zu werden. Und dann gibt es eben leider immer wieder Angriffe auf unsere Symbole, wie das Zerstören einer Regenbogenfahne.

Was mich ein bisschen ärgert ist, dass unsere Workshops bei der "Schule der Vielfalt" leider viel zu wenig von den Schulen angenommen werden. Das Angebot ist da, aber die Schulen nehmen es nicht an. Dabei würde es wesentlich zu einem guten Schulklima beitragen und Mobbing vorbeugen. Ich würde mir auch wünschen, dass aus der Salzburger Wirtschaft mehr Unterstützung kommt, dass Unternehmen sich klar positionieren, etwa im "Pride Monat" auch Regenbogenfahnen aufhängen, mit uns zusammenarbeiten. Es sind fast ausschließlich nationale Unternehmen, die uns unterstützen.

Seit Oktober 2021 ist Conny Felice neue Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (Hosi). | Foto: Lisa Gold
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Planen Sie deshalb auch Neues für das "Pride Weekend" im September?
Conny Felice:
Ja. Das heurige "Pride Weekend" im September soll diesmal auf eine ganze Woche ausgedehnt werden. Wir wollen die Grenzen zwischen der Community und der Gesamtgesellschaft durchlässiger machen. Wenn man miteinander ins Gespräch kommt, sich austauscht, dann bekommt man ein anderes Bild. Wir planen beispielsweise einen Poetry Slam mit dem Landestheater, einen gemeinsamen Koch-Abend und einen Diversity-Workshop. Insgesamt sind 15 bis 20 Veranstaltungen in der ‚Pride Week’ geplant.

Mit welchem Begriff beschreiben Sie die Hosi?
Conny Felice:
Es geht um das Möglichmachen in ganz vielen Lebensbereichen.

Eine Bildergalerie zur "Langen Nacht der Vielfalt" findet ihr hier
Einen Kommentar zu diesem Thema könnt ihr hier lesen

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