Salzburg wählt
Martina Berthold will eine lebendige Stadt entwickeln
SALZBURG. Martina Berthold will als Spitzenkandidatin der Bürgerliste/Die Grünen die erste Bürgermeisterin der Stadt Salzburg werden.
Im Stadtblatt-Interview spricht die 49-Jährige über ihr Wahlziel, Höchstmieten und Angebote für Radfahrer.
Sie wollen Politik nicht "von oben herab machen" und "Dinge von verschiedenen Seiten betrachten" – wie sieht es aus, wenn Martina Berthold keine Politik von oben herab macht?
Martina Berthold: Das heißt für mich, offen auf die Menschen zuzugehen, auch auf die leisen Töne zu hören und eine weltoffene, lebendige Stadt zu entwickeln. Politik als Spielfeld für Selbstinszenierung zu nutzen, liegt mir nicht.
Beim Thema Wohnen sagen Sie "Verdichtung ja, aber mit Augenmaß" – wurde beim Stadtwerk oder Riedenburg-Areal zu wenig Augenmaß genommen?
Martina Berthold: Beim Stadtwerk könnte man vieles anders machen, die Riedenburg sehe ich positiv. Hier wurde viel weiter und offener gebaut, in der Mitte sind viele Grünflächen. Bei künftigen Wohnbauten muss man die Freiflächen stark mitdenken und mehr Grünflächen schaffen. Im Kampf gegen die Klimaerwärmung wollen wir unter anderem die Aktivitäten zur Fassaden- sowie Dachbegrünung vorantreiben.
Für viele Menschen wird das Wohnen immer mehr zu einer finanziellen Herausforderung. Wohnen ist aber ein Grundrecht und es ist Aufgabe der Politik, entsprechenden Wohnraum zu schaffen.
Martina Berthold: Die Wohnungspolitik darf sich nicht dem freien Markt unterwerfen. Wir stehen zum Verkaufsstopp von städtischen Wohnungen sowie städtischem Grund und Boden. Die Stadt muss selbst aktiv werden und Grundstücke ankaufen. Auf diesen Flächen sollen ausschließlich geförderte Mietwohnungen gebaut werden.
Wie hoch dürfte die Miete maximal sein?
Martina Berthold: Im geförderten Mietwohnbau fordern wir Bruttomieten von sieben Euro warm pro Quadratmeter.
Sie sagen, im Verkehr sei jetzt ein gutes Zeitfenster, um mutige Lösungen anzugehen?
Martina Berthold: Ja, in der Vergangenheit gab es oft wenig Visionen und kaum Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land. Wir stehen ganz klar zur Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein und der Umsetzung der innerstädtischen Stiegl- und Messebahn. Wir sagen auch weiterhin Nein zum Ausbau der Mönchsberggarage, weil mehr Parkplätze mehr Autos in die Stadt ziehen.
Was sollte man stattdessen machen?
Martina Berthold: Busse, die durchgängig maximal im Zehn-Minuten-Takt verkehren, mehr Busspuren und eine obusfreundliche Ampelsteuerung. Salzburg hat viele Radfahrer, für diese sollte man bessere Angebote schaffen, etwa ein 185-Euro-Halbjahresticket für den Bus, das sie in den Wintermonaten nutzen können. Wir haben noch immer kein Radverleih-System in Salzburg, das "S-Bike"-Projekt muss endlich umgesetzt werden. Das Umdenken muss in allen Verkehrs-, Stadtplanungs- und Wohnbauprojekten stattfinden, Fußgänger, Radfahrer und der öffentliche Verkehr müssen Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr haben.
Ein Umdenken fordern Sie auch im Tourismus?
Martina Berthold: Derzeit steuern jährlich mehr als 50.000 Touristenbusse die beiden Busterminals in der Altstadt an. Das ist zu viel. Die Reisebus-Gebühr soll von derzeit 24 Euro auf 100 Euro pro Bus erhöht werden, es braucht zudem Bus-Terminals am Stadtrand mit guter Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel.
Was würden Sie als Ihre persönlichen Stärken bezeichnen?
Martina Berthold: Ich habe einen großen Gestaltungswillen, bin sehr kontaktfreudig und gehe offen auf die Menschen zu. Und ich achte darauf, einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge zu haben.
Wenn Sie vom Wahlkampf abschalten, welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?
Martina Berthold: Ich lese gerade das Buch von Rüdiger Safranski "Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen". Der Autor ermuntert uns dazu, aufmerksam mit diesem Gut umzugehen.
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