Christina Roth mit ihrer CR Lederwerkstatt
Die Faszination des alten Leders

- Christina Roth hat 2019 ihr Unternehmen CR Lederwerkstatt gegründet. Ein Besuch in einer anderen Lederwerkstatt vor einigen Jahren war bei ihr der Startschuss in die Selbstständigkeit.
- Foto: Chris Perkles
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Manchmal verändert ein Besuch ein ganzes Leben - so war es auch bei Christina Roth nachdem sie bei der Lederwerkstatt der Kainbergers in der Stadt Salzburg war. Von diesem Moment an wusste die Wahlsalzburgerin, die damals noch als Projektmanagerin bei Red Bull arbeitete, dass das Thema Leder nicht mehr so schnell aus ihrem Leben verschwinden wird. Drei Wochen in Japan bei einem wahren Experten des Fachs festigten ihren Entschluss. Berufsschule und Anmeldung des Gewerbes folgten. Seit fast fünf Jahren betreibt die gebürtige Steirerin bereits ihre Lederwerkstatt in der Getreidegasse und macht nicht nur Maßanfertigungen und Reparaturen, sondern will ihr traditionelles Handwerk auch weitergeben. Vor kurzem hat sie auch den 1. Platz bei der yip.at Businessförderung gewonnen.
SALZBURG. Das Handwerk von Christina Roth ist so alt wie das Produkt selbst - bereits vor 100.000 Jahren wurden an verschiedenen Orten auf der Welt tierische Häute behandelt. Für die Wahlsalzburgerin macht das Naturprodukt, das Werken mit den eigenen Hände und die seit tausenden Jahren unveränderten Werkzeuge, ihr traditionelles Handwerk aus.
"Wir arbeiten fast wie damals, brauchen nur ein bisschen Strom, aber im Grunde schaffen wir Produkte mit unseren eigenen Hände, die die Menschen dann vielleicht ein Leben lang begleiten",
ist die gebürtige Steirerin stolz auf ihr Tun und führt weiter aus: "Jedes Produkt, ob Handtasche, Geldtasche, Gürtel oder eine Reisepasshülle ist einzigartig. Wir legen viel Achtung in die Arbeit hinein."

- Roth arbeitet wie ihre Berufsvorfahren. Sie braucht nur ganz wenig Strom, arbeitet hauptsächlich mit den eigenen Händen und mit seit tausenden Jahren unveränderten Werkzeugen.
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Beruf und Wissen an die Leute bringen
Seit 2019 betreibt Roth eine Lederwerkstatt in der Getreidegasse. Nicht nur fertigt sie dort Maßanfertigungen an, sondern repariert und restauriert auch. Sie gibt Online-Kurse, Workshops und ist aktiv auf Social Media unterwegs.
"Ich möchte zeigen, was hinter meinem Handwerk steckt, dieses würdigen",
so Roth, die auf viel Feedback und Interesse stößt. Und seit vergangenem September ist sie auch nicht mehr alleine, mit Carolina hat sie einen Lehrling in ihren Betrieb geholt und für drei Monate, bis vor kurzem, unterstützte sie der schwedische Austauschlehrling Joel. Im November hat Roth mit ihrer Lederwerkstatt den ersten Platz der yip.at Businessförderung und damit 5.000 Euro gewonnen.
"Der Sieg war für mich besonders, weil ich als Frau in einem männerdominierten Handwerk sehr viel Gegenwind bekomme. Und mit dem Preis kann ich auch vielen jungen Frauen zeigen, dass man es 'schaffen' kann",
sagt die Unternehmerin.

- Christina Roth (mi.) von der CR Lederwerkstatt aus der Stadt Salzburg darf sich über den ersten Platz des yip.at Business-Förderpreises, der mit 5.000 Euro dotiert ist, freuen. Im Bild (v.l.n.r.): SES CEO Christoph Andexlinger, Christina Roth und SES Head of Marketing und Jury-Member Stefanie Kocher im Salzburger Europark.
- Foto: Skyline Medien GmbH
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"Schade, den Beruf übt niemand mehr aus in Österreich"
Es war keinesfalls so, dass Roth in ihrem Berufsleben unglücklich war, sie arbeitete lange Jahre als Projektmanagerin bei Red Bull, dann für ein Jahr bei einem Krypto-Start-up. Doch es war ein Besuch in der Lederwerkstatt der Kainbergers in der Goldgasse, der bei ihr alles veränderte. Sie hat sich eine Ledertasche anfertigen lassen und ging mit dieser zu den Kainbergers, um sich diese ein paar Mal produzieren zu lassen. Dazu kam es aber nicht, dafür zu mehreren Besuchen in der besagten Lederwerkstatt.
"Mir hat das Ambiente, die rustikale Werkstatt, gefallen, das Handwerk, die Tätigkeiten, darum bin ich immer wieder gekommen",
erzählt Roth, die dann für sich die Entscheidung traf, selbstständig zu werden und den Beruf der Ledergalanteriewaren-Erzeugerin zu erlernen.
"In Österreich übt keiner mehr diesen Beruf aus. Es wäre ja schade, wenn ich es auch nicht mache",
denkt sie an damals zurück. Die in Gnas geborene Steirerin merkte aber schnell, dass es nicht ganz so leicht ist, sich alle Arbeitsschritte und -techniken selbst anzueignen. Deshalb flog sie tausende Kilometer nach Japan zu einem wahren Meister seines Fachs, um bei ihm drei Wochen zu lernen.

- Die Wahlsalzburgerin Roth näht alles selbst - macht heutzutage auch keiner mehr.
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"Mehr als nur das Handwerk gelernt"
In Fernost war zwar die Kommunikation schwierig, aber Roth hat mehr als nur das bloße Handwerk gelernt, auch wenn sie stundenlang nur Messer geschliffen hat. "In der dortigen Werkstatt war alles voller Zen, ruhig, aufgeräumt, Jazz-Musik spielte - die Zeit dort war super", denkt sie auch heute noch gerne an die drei Wochen zurück. Wieder zu Hause ging es erst mal in die Berufsschule, mit Ende 20 hieß es noch einmal die Schulbank in Lilienfeld, Niederösterreich, zu drücken. Damit sie dann auch ihr Gewerbe anmelden konnte, das sie Ende 2019 auch tat. Doch schon im Jahr 2018 mietete sich die Wahlsalzburgerin in der Getreidegasse ein.
"In einem 500 Jahre alten Gebäude. Das hat für mich zu meinem Handwerk gepasst und ich wollte in die Altstadt",
so Roth, die vor allem in den Anfangsjahren finanziell einige Investitionen vornehmen und persönlich oft zurückstecken musste.

- Bereits 2018 mietete sich Roth in der Getreidegasse ein, in ein 500 Jahre altes Gebäude, das für sie einfach zu ihrem traditionellen Handwerk passte.
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Immer nervös vor der Abholung
Mit der Zeit hat sich ihr Betrieb immer weiter entwickelt, immer mehr Kunden kamen und damit Aufträge. Vor allem vor Abholungen von Maßanfertigungen ist Roth immer sehr angespannt. So auch bei einem schwarzen Ledergürtel nach eineinhalbjährigen Schaffungsprozess, den ein Kunde abholte, als MeinBezirk in der Lederwerkstatt zu Besuch war. Einmal machte sie Untersetzer aus Schlangenleder oder ein dickes Uhr-Armband mit lauter Totenköpfen drauf.
"Ich arbeite mit den verschiedensten Ledersorten von Kalb, Rind, Schwein, Ziege oder auch mit orangem Straußenleder, Fischen, Eidechsen",
zählt die Steirerin auf.

- Jedes Produkt von Roth ist einzigartig, sei es eine Geldtasche, ein Gürtel oder eine Tasche.
- Foto: Chris Perkles
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Lederschule und Handwerkshaus in der Zukunft
Gerade ist ein Online-Shop in Planung, der noch heuer online gehen soll. Außerdem würde Roth sich in Zukunft auch ein größeres Team wünschen und sie spielt mit dem Gedanken einer Lederschule:
"Das Wissen weitergeben taugt mir richtig."
Außerdem könnte sie sich ein Handwerkshaus unter ihrem Deckmantel vorstellen, in der auch eine Schuhmacherin oder Buchbinderin arbeitet. Und sie überlegt wieder zurück in ihre Heimat Steiermark, nach Graz zu gehen, ohne aber der Mozartstadt komplett den Rücken zu kehren. "Hier möchte ich immer etwas haben, sei es eine Werkstatt oder etwas anderes", sagt Roth.
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