40 Jahre und ein bisschen weise
Die Salzburger Bürgerliste feiert ihre Jubiläums-Party mit Bio-Buffett, Rockband und Zweckoptimusmus.
SALZBURG (lin). Die Grünen Salzburgs sind echte Pioniere. Nirgends in Europa gab es einen Grünen zu einem früheren Zeitpunkt in einem Parlament. Kurz vor den Gemeinderatswahlen im Oktober 1977 formierte sich die Bewegung "Vereinigte Bürgerlisten - Rettet Salzburg" und erreichte 5,6 % der Stimmen. Am 2. Oktober 1977 errang die Bürgerliste Salzburg zwei Mandate, die durch Herbert Fux und Richard Hörl besetzt wurden. Fünf Jahre später schlug die Stunde von Johannes Voggenhuber. Als Stadtrat war er verantwortlich für Planung, Verkehr und Altstadt. Was ihm niemand zutraute: Mit diesen Schleudersitz-Ressorts legte er den Grundstein sowohl für die heutige Bürgerliste in der Stadt, die 2014 13,5 Prozent der Stimmen erreichte und für die Grünen im Land, die mit Astrid Rössler die LH-Stellvertreterin stellen.
Die schönsten Momente
Von Anfang an war die Geschichte der Grünen/Bürgerleiste eine Geschichte des Streits und der Spaltung, aber auch der konstruktiven, basisdemokratischen Auseinandersetzung, und der Versöhnung. Viele der heutigen Entscheidungsträger waren von Anfang an dabei und haben Hochs und Tiefs erlebt: Für Gemeinderätin Inge Haller sind die Stolpersteine der schönste Erfolg: "Dort wo in den 30er-Jahren Juden gequält wurden, brennen heute Kerzen und erinnern an der Wert der Demokratie", sagt sie. Und der "ewige" Klubobmann Helmut Hüttinger fügt hinzu: "Nichts war so befriedigend, wie unser erfolgreicher Kampf gegen ÖVP-Bürgermeister Dechant, der so gut wie allen Kulturinitiativen den Geldhahn radikal zudrehen wollte. Und auch daran, dass wir es geschafft haben, die Grünlanddeklaration im Stadtrecht zu verankern und damit die schönsten Teile Salzburgs vor spekulativer Verbauung zu retten, erinnere ich mich gerne." Und für LH-Stv. Astrid Rössler ist es "am allerschönsten, dass die Bürgerliste und die Grünen endlich wieder an einem Strang ziehen".
Den großen Frust gibts auch
Für Rössler ist es das Desaster der Nationaratswahl im Oktober. "Wir sind mit unseren Themen nicht durchgekommen, weil die Angst der Menschen so vieles überlagert hat. Aber wir kämpfen unverdrossen weiter", sagt sie, und auch Inge Haller sieht das so: "Ein Parlament in Österreich seit 31 Jahren erstmals ohne Grüne, das tut weh. Aber heute wird gefeiert und morgen wird weitergearbeitet."
Johann Padutsch, der sich am 26. November um das Amt des Bürgermeisters bewirbt, sagte, "wir sind an der Katastrophe im Bund auch selber schuld. Aber bei der Bürgermeister-Wahl geht es um Personen, um Menschen. Und da werden die Leute anders entscheiden."
Bio-Jause und Binnen-I
Wie es weitergehen soll mit dieser Bewegung, das wurde immer wieder beschworen bei dieser Party in der Theater-Offensive zwischen bescheidenem, aber hochwertigen Buffett, einer Rap-Einlage von Scheibsta und dem bei Bürgerlisten-Veranstaltungen schon zur Tradition gewordenen Konzert der Scheiblingseder: "Es wird nur gehen, wenn wir uns auf unsere drei Kernthemen konzentrieren", sagt Hüttinger: "Ökologie, nachhaltige Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit. Und was echt kein Mensch mehr braucht ist eine Diskussion über das Binnen-I".
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