Salzburger Verbindungsbüro-Leiterin in Brüssel: "Den Terror hätten wir auch ohne Flüchtlingsbewegung"

Michaela Petz-Michez | Foto: Franz Neumayr

Am 18. März, am Tag der Festnahme des Paris-Attentäters Salah Abdeslam in Brüssel hatte Michaela Petz-Michez, die Leiterin des Salzburger Verbindungsbüros in Brüssel, noch auf Facebook gepostet: "Frage an euch alle, die in Brüssel leben: Fühlen wir uns jetzt in Brüssel sicherer???" Nur vier Tage später erschütterten Anschläge am Brüsseler Flughafen und in der Innenstadt die EU-Hauptstadt.

Die Bezirksblätter haben Michaela Petz-Michez über Whats app erreicht, Handynetz und auch Festnetz waren nach den Terroranschlägen derart überlastet, dass nichts mehr ging.

Frau Petz-Michez, Sie, Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter haben die Anschläge gut überstanden?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Ja, ich bin in der Früh gerade vom Kindergarten rausgegangen, wo ich meine Tochter abgegeben habe. Und dann habe ich die Breaking News von den Anschlägen am Flughafen gehört. Im Büro hatten wir eine Krisensitzung, wir schauen Stunde um Stunde wie es weitergeht. Wir sind fassungslos und extrem traurig. Jetzt gerade hole ich meine Tochter zu Fuß ab. Es gibt ja keine Metro, die Straßen sind gesperrt, man muss alles zu Fuß machen.

Wie sicher haben Sie sich nach der Festnahme von Salah Abdeslam vergangenen Freitag in Brüssel gefühlt?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Wir hatten im Hinterkopf schon seit den Anschlägen im November in Paris die Angst, dass etwas passieren würde. Viele der Attentäter kamen ja aus Brüssel. Und wir sehen einen starken Zusammenhang mit der Verhaftung vom Freitag, aber auch mit der Karwoche. Es ist auch ein Anschlag auf Werte des Christentums.

Haben Sie Angst vor weiteren Anschlägen?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Ja, natürlich, Wir sehen das als Anfang, nicht als Ende. Lassen Sie mich die Situation und mein Gefühl so beschreiben: Ich bin jetzt draußen, ständig fahren Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, ständig höre ich Sirenen. Es ist ein Ausnahemzustand, ich denke dabei an jene Menschen in anderen Ländern, die das ständig erleben müssen. Es ist grauslich. Es ist ein Teil des Friedens, der uns genommen wird.

Werden Sie sich künftig zweimal überlegen, ob Sie in die Metro einsteigen?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Das ist eine sehr gute Frage. Ich fahre normalerweise ständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und an der jetzt betroffenen Station Maelbeek steige ich drei bis vier Mal in der Woche aus, von dort fährt die Metro in Richtung EU-Kommission. Ich werde künftig vielleicht eher den Bus nehmen.

Salzburgs FPS-Obmann Karl Schnell hat unmittelbar nach den Anschlägen festgestellt, der Terror sei "das Resultat einer unverantwortlichen Politik der unkontrollierten Zuwanderung“. Sehen Sie das auch so?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Nein, die einzige Lösung die wir haben: Europa muss zusammenhalten. Die jungen Männer, die dem IS verfallen sind, sind oft Einwanderer der dritten Generation. Da steckt sehr viel Hoffnungslosigkeit dahinter. Wenn ich bereit bin, mich in die Luft zu sprengen, dann muss ich ja zwansgweise hoffnungslos sein. Und deshalb müssen wir Zuwanderer gut integrieren. Das hat aber nichts mit den Flüchtlingen zu tun.

Für wie gefährlich halten Sie die Verknüpfung von Terror und Flüchtlingsbewegung?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Das halte ich für extrem gefährlich und ich sehe da auch keinen Zusammenhang, den Terror hätten wir auch ohne die Flüchtlingsbewegung.

Werden wir uns an Anschläge mitten in Europa gewöhnen müssen?
MICHAELA PETZ-MICHEZ:
Ich möchte gerne optimistisch sein, aber wenn Sie mich heute, wenn Sie mich jetzt fragen: Ja, und deshalb ist es so wichtig, dass die Mitgliedsstaaten sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam Lösungen finden – um den Terror zu bekämpfen.

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