Alzheimer
Das Leben mit der Vergesslichkeit
Aufmerksam machen auf die schwere und immer häufiger auftretende Erkrankung des Gehirns – das ist die Aufgabe des Welt-Alzheimertages am 21. September. In Österreich leiden Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Menschen an einer dementiellen Erkrankung. Diese Zahlen werden sich bis 2050 verdoppeln. Entscheidend ist der Umgang mit der Demenz sowie das richtige und schnelle Handeln nach der Diagnose.
SALZBURG. "Demenz ist immer noch ein Tabu-Thema in der Gesellschaft", meint Alexander Aschenbrenner, Gerontopsychologe und Demenzberater beim Diakoniewerk Salzburg. Und das obwohl alleine in Österreich circa 100.000 Menschen von einer dementiellen Erkrankung betroffen sind und diese Zahlen bis 2050 sich mehr als verdoppeln, wie es auf der Internetseite der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft nachzulesen ist. "Demenz ist auch nicht gleich Alzheimer, das darf man nicht verwechseln. Die Alzheimer-Krankheit ist für mehr als 60 Prozent der Demenzen verantwortlich. 20 Prozent macht die vaskuläre Demenz, die Schädigungen der Blutgefäße des Gehirns verursachen aus und der erst sind Mischformen", erklärt Aschenbrenner. Alzheimer tritt im Alter vermehrt auf, aber "es ist keine Altersvergesslichkeit, sondern ein Krankheitsbild", will Manfred Hörwarter, ebenfalls Demenzberater und Leiter der Tagesbetreuung in Gnigl des Diakoniewerks, klarstellen.
"Meisten kommen zu spät zur Beratung"
Es gibt eine ganz normale Vergesslichkeit, die ist bei manchen Menschen stärker, bei manchen weniger. Doch wenn sich gewisse Kriterien häufen, wie zum Beispiel Probleme mit der Orientierung in der gewohnten Umgebung oder das Verhalten verändert sich gravierend, da man nicht mehr weiß, wie man sich sozial verhalten soll, könnte eine Demenzkrankheit aufgetreten sein. "Die Betroffenen merken das auch recht schnell, doch viele können das sehr gut kaschieren und kompensieren. Das ist etwas urpsychologisches. So schreitet die Krankheit weiter voran, ehe man zum Arzt geht", erklärt Aschenbrenner. Die Erkrankung des Gehirns ist ein schleichender Prozeß, der sich über einen längeren Zeitraum zieht.
Bekommt man die Diagnose Alzheimer oder Demenz dauert es meist sehr lange bis die Betroffenen mit ihren Angehörigen sich entsprechende Hilfe suchen. "Die meisten kommen leider zu spät zur Beratung. Das hätte in vielen Fällen schon sehr viel früher passieren müssen", betont Hörwarter, der empfiehlt, sich so schnell wie möglich über die Krankheit zu informieren, auch wenn es im ersten Moment ein großer Schock für die Betroffenen ist; wichtig ist auch sich zu fragen: "Wie gehen wir in Zukunft mit dieser neuen Situation um?" Dabei nehmen die beiden Berater auch die Ärzte in die Pflicht, die Betroffenen zu informieren, wie es weiter geht und an welche Stellen man sich wenden kann.
Leben auch mit Demenz möglich
Die Alzheimer-Diagnose ist eine lebensverändernde, doch Demenz zu haben muss nicht schrecklich sein, sagt Aschenbrenner. "Es ist immer noch ein lebenswertes Leben möglich. Wichtig ist, im Leben bleiben, auch wenn es kein einfacher Prozeß wird." Für seinen Kollegen ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse bis zum Tod beizubehalten. "Entscheidend ist auch für die Angehörigen, nicht immer dagegen zu reden, sondern, wenn sich die Person an gewisse Dinge nicht erinnert, mitzuspielen und zu unterstützen." Für den weiteren Verlauf sollte man die Mobilität bewahren und das machen, was man auch früher getan hat. Zuhause einigeln ist der absolut falsche Weg. Die Teilhabe am sozialen Leben ist enorm von Bedeutung.
"Heilung für Alzheimer in zehn Jahren"
Ricardo Febres Landauro, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin in Salzburg, ist positiv gestimmt, was eine Heilung von Alzheimer angeht. "Ich glaube, dass die Krankheit in zehn Jahren geheilt wird. Es gibt sehr viele Innovationen, die in diese Richtung gehen. Ich bin hoffnungsvoll erfüllt, dass Alzheimer in einigen Jahren geheilt wird."
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