Long COVID
Fehlendes Datenmaterial erschwert eine gute Behandlung

Long Covid Patienten sind lange arbeitsunfähig.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
4Bilder
  • Long Covid Patienten sind lange arbeitsunfähig.
  • Foto: Symbolbild: Unsplash
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Um eine gute und adäquate Versorgung für alle sicher zu stellen, braucht es mehr Wissen darüber, wie viele Menschen in Österreich von Long COVID betroffen sind, sowie eine systematische Erfassung von Symptomen und Langzeitfolgen. Die fehlende Datenlage und auch eine fehlende einheitliche Definition erschweren die Behandlung. Dabei folge auf Long COVID viel zu oft der Verlust des Arbeitsplatzes und damit einhergehend  auch ein deutlicher Einkommensverlust.

SALZBURG. Manche Zahlen zeigen ein sehr erschreckendes Bild: Von Patientinnen und Patienten, die auf die Intensivstation kamen,  sind rund ein Drittel davon zwölf Monate danach immer noch arbeitsunfähig.

Ein weiteres Drittel hat noch nicht ihr ursprüngliches Berufs- und damit das Gehaltsniveau erreicht. Zusätzlich waren rund fünf Prozent der Infizierten trotz Rehabilitation und längeren Krankenständen auch nach der ersten Rehabilitation nicht wieder in den Arbeitsmarkt integrierbar. Rund ein Drittel kann zumindest teilweise Tätigkeiten in der Arbeit oder im Privaten allein nicht bewältigen.

Und dennoch: Wie viele Fälle es von Long COVID in Österreich gibt, ist nicht valide bekannt.
Denn es gibt (noch) keine einheitliche Definition von „Long COVID“, allerdings verschiedene Ansätze. 

Akute COVID-19 Erkrankung: bis zu vier Wochen nach der Ansteckung

Fortlaufend symptomatische COVID-19 Erkrankung: weitere Symptome ab der vierten bis zur 12. Woche nach der Ansteckung Post-COVID-19 Syndrome: Symptome, die auch noch 12 Wochen nach der Erkrankung vorliegen. Die Qualifizierung ist hier rein zeitlicher Natur. Etwa 37 Prozent der Befragten geben in einer Studie von PLOS Med aus dem September 2021 an, bis zu 90 Tage lang an Post-Corona-Symptomen zu leiden. Eine andere Studie zeigt hier deutlich niedrigere Zahlen mit 13,3 Prozent Symptome nach 4 Wochen und nur noch 2,3 Prozent nach 12 Wochen. Sicher scheint, dass die Symptome mit der Zeit rapide abnehmen.

Die akute Phase bei Covid kann bis zu vier Wochen dauern  – Symptome die auch danach anhalten werden als Long-Covid diagnostiziert.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Die akute Phase bei Covid kann bis zu vier Wochen dauern – Symptome die auch danach anhalten werden als Long-Covid diagnostiziert.
  • Foto: Symbolbild: Unsplash
  • hochgeladen von Johanna Janisch

46.000 Krankenstände

Bisher gibt es allein bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ca. 46.000 dokumentierte Krankenstände aufgrund von Long COVID in den letzten 12 Monaten. Dazu kommen noch Betroffene, die nicht bei der ÖGK versichert bzw. nicht berufstätig sind.

Außerhalb dieser Statistik sind auch Kinder, Jugendliche und PensionistInnen. Zusätzlich werden heute viele PatientInnen auf Grund der fehlenden standardisierten Diagnosecodierung (ICPC-2) nicht als Long-COVID-PatientInnen, sondern nur mit ihren Krankheitssymptomen erfasst. Die längsten Krankenstände dauern bereits über ein Jahr.

Die Zahl der Patienten mit Long COVID-Symptomatik, die nur ambulant behandelt werden, ist ebenfalls nicht bekannt. Auch eine genaue Zahl der anerkannten Berufskrankheiten sowie weiteres Datenmaterial sind nur sehr schwer abrufbar. Von hohen Dunkelziffern ist auszugehen. In Sinne der Transparenz müssen diese Daten systematisch erhoben und datenschutzkonform öffentlich zugänglich sein.

Eine gute medizinische und therapeutische Versorgung erfordert verlässliche Anlaufstellen, fundierte diagnostische Abklärung und Behandlung, sowie Koordinierungsstellen zur optimalen Nachsorge, Betreuung und Rehabilitation.

Aktuell fehlt eine klare Einordnung von Long-Covid Symptomen. Dadurch ist eine Diagnose und Behandlung schwierig. | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Aktuell fehlt eine klare Einordnung von Long-Covid Symptomen. Dadurch ist eine Diagnose und Behandlung schwierig.
  • Foto: Symbolbild: Unsplash
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Breites Symptomspektrum

Bei Long COVID kommen viele verschiedene Symptome vor, die uns von anderen Krankheitsbildern bekannt sind, die aber jetzt durch die Pandemie gehäuft und zusammen auftreten. Neben Folgeerkrankungen der Lunge, Schmerzen, kognitiven Einschränkungen ist das vor allem das Fatigue-Syndrom. Gerade letzteres kann ohne richtige und rechtzeitige Behandlung chronifizieren und zum schon lange (aber zu wenig) bekannten chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) führen, dass Menschen für sehr lange Zeit aus dem Arbeitsprozess führen kann.

Aber auch psychische Belastungen, die durch Long COVID auftreten, können zu psychischen Erkrankungen führen. Daher ist es dringend nötig, Behandlungsleitlinien und Behandlungspfade festzulegen, die die Menschen rechtzeitig zur richtigen Behandlung bringen, um eine Chronifizierung der Erkrankung(en) zu vermeiden. Ein Ansatz, die Datenlage zu verbessern ist ein Fragebogen der ÖGK zum Screening von Symptomen, der gerade österreichweit ausgerollt wird.

Diese Daten müssen dann zentral zur Verfügung stehen, natürlich unter Berücksichtigung sämtlicher datenschutzrechtlicher Aspekte. Idealerweise passiert das in einem nationalen COVID-Register mit dem Ziel der systematische Datensammlung um Wissen und Kenntnis in Bezug auf Epidemiologie, Krankheitsverlauf und Therapie zu generieren. Zur Verbesserung der Datenlage braucht es auch eine einheitliche Diagnostik und Diagnosecodes. Um ÄrztInnen zu sensibilisieren, bietet die ÖGK e-Learning Module an.

Für eine gute Versorgung braucht es mehr Schnittstellen zwischen Allgemeinärzten und Fachärzten.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
  • Für eine gute Versorgung braucht es mehr Schnittstellen zwischen Allgemeinärzten und Fachärzten.
  • Foto: Symbolbild: Unsplash
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Gute Versorgung notwendig

In der Versorgung muss diesem Umstand Rechnung getragen werden, indem integrierte Versorgungsmodelle mit multiprofessionellen Teams eingerichtet werden, an die Hausärzten und Kassenfachärzten verweisen können. Denn derzeit liegen Probleme vor allem an den Schnittstellen zwischen dem sogenannten Primary Assesment (Krankenhäuser und Hausärzte und dem secondary Assesment (Weiterleitung von praktischen Ärzten an Fachärzten).

Zusätzlich fehlt für Long-COVID-Erkrankte oft das soziale Sicherheitsnetz. Krankheit und Arbeitsunfähigkeit über mehrere Monate bedeuten auch einen dramatischen Einkommensverlust und für viele Betroffene Angst vor Arbeitsplatzverlust.

Betroffene fallen größtenteils nach einem Jahr aus dem Krankenstand, müssen sich schlimmstenfalls arbeitslos melden und einen Antrag auf Reha-Geld bei der Pensionsversicherung stellen. Was es braucht: Eine bessere Koordination und eine bessere Abstimmung unter den begutachtenden Ärzten und Behörden. Helfen könnte hier ein Case-Management.

Long COVID zeigt Lücken

Es zeigt sich gerade in der Corona-Krise, dass der Sozialstaat und ein solidarisches Gesundheitssystem gut funktionieren. Long COVID zeigt aber auch Lücken und Bedarf am Ausbau der integrierten und trägerübergreifenden Versorgung auf. Neben den Krankenkassen sind daher auch die Pensions- und die Unfallversicherung gefordert; vor allem bei der Anerkennung von COVID als Berufskrankheit für alle Beschäftigten in allen Unternehmen. Denn im besten Sozialstaat der Welt sollen diejenigen, die das Rad am Laufen gehalten haben, und als „Helden der Pandemie“ betitelt wurden, keinen Nachteil haben, wenn sie sich im beruflichen Kontext angesteckt haben oder an Long COVID leiden.

Das könnte dich auch interessieren

Zahl von Impfdurchbrüchen bei Krebspatienten steigt
Mehr Ausbildungsplätze für Hebammen in Salzburg
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg
Anzeige
Gut begleitet durch das Salzburger Hilfswerk. | Foto: Hilfswerk Salzburg
2

Tag der Pflege
Gut begleitet durch das Hilfswerk Salzburg - Lebensqualität im Alter

Eine gute Begleitung durch das Hilfswerk verhilft zur Lebensqualität im Alter. In den eigenen vier Wänden alt werden – wer wünscht sich das nicht. Und tatsächlich: Rund 80 % aller Menschen mit Pflegebedarf werden in ihrem Zuhause betreut. Das Hilfswerk unterstützt Betroffene und vor allem auch deren Angehörige bei der Bewältigung ihres Alltags. Senioren-BetreuungManchmal hilft es schon, wenn man bei den kleinen alltäglichen Dingen Unterstützung bekommt. Heimhilfen packen im Haushalt mit an,...

  • Salzburg
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.