Prävention
Gewalt und Aggression nimmt auch am Arbeitsplatz zu

Gewalt meint nicht immer nur Handgreiflichkeiten: Auch verbale Gewalt kann verletzen. | Foto: Symbolbild: Pixabay
2Bilder
  • Gewalt meint nicht immer nur Handgreiflichkeiten: Auch verbale Gewalt kann verletzen.
  • Foto: Symbolbild: Pixabay
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Gewalt und Aggression kommen in allen Lebensbereichen vor, auch am Arbeitsplatz. Bedingt durch Pandemie und Personalknappheit wurde die Gewerkschaft in den letzten beiden Jahren im stärkeren Ausmaß als zuvor von Mitgliedern und BetriebsrätInnen mit dem Thema und den Erfahrungen von Gewalt und Aggression konfrontiert, insbesondere im Handel und im Gesundheits- und Sozialbereich.

SALZBURG. Deshalb hat die Gewerkschaft GPA das Meinungsforschungsinstitut IFES beauftragt, die Entwicklung von Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz in den letzten beiden Jahren genauer zu untersuchen. Befragt wurden 1.000 unselbständig Beschäftigte (ohne Hoheitsverwaltung).

Bei der Frage nach der Art der Belastung im Arbeitsalltag dominiert der Kontakt mit „schwierigen KundInnen bzw. PatientInnen“ deutlich vor „Konflikten mit Kolleginnen und Kollegen“ sowie der Sorge “am Arbeitsplatz belästigt oder bedroht zu werden“.
Bei der Frage nach den Konfliktverstärkern geben über 60 Prozent an, dass Arbeitsdruck und Personalmangel die Konflikte deutlich verstärken. Am ausgeprägtesten ist diese Tendenz im Bereich „Gesundheit, Pflege, Soziales“ (73 Prozent) sowie im Handel (70 Prozent).

Frauen und Jüngere stärker von verbaler Gewalt betroffen

56 Prozent  der Befragten haben verbale Übergriffe wahrgenommen, 38 Prozent sogar direkt an der eigenen Person erlebt. Frauen und Jüngere waren davon deutlich stärker betroffen. Bei den Branchen dominiert deutlich der Bereich „Gesundheit, Pflege, Soziales“.
Verbale Übergriffe sind zu etwa gleichen Teilen von KollegInnen (44 Prozent) und externen Personen (43 Prozent ) ausgegangen. Deutlich öfter sind bei verbaler Gewalt Männer die Täter (77 Prozent).

Über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) haben die Übergriffe direkt mit den VerursacherInnen geklärt. Immerhin 27% haben sie dem Arbeitgeber gemeldet.
Die Betroffenheit bei verbaler sexueller Belästigung ist zwar geringer. Es zeigen sich aber die gleichen Muster. Opfer sind Frauen und Jüngere, Täter sind mehrheitlich Männer.
Bei direkten körperlich Übergriffen fällt auf, dass sie deutlich am stärksten im Bereich „Gesundheit, Pflege, Soziales“ vorkommen.

Auf die Frage nach der Häufigkeit von Konflikten in den letzten zwei Jahren liegt der Bereich „Gesundheit, Pflege, Soziales“ deutlich voran. (31 % sagen viel häufiger bzw. etwas häufiger).

Maßnahmen gegen Personalknappheit und Stress

Die IFES-Daten haben auch gezeigt, dass Bereiche mit KundeInnenkontakt (Gesundheit und Pflegebereich, Handel), in denen Stress und Überlastung in den letzten Jahren deutlich stärker geworden sind, in größerem Ausmaß von Gewalt und Aggression betroffen sind.
Michael Wörthner, Betriebsratsvorsitzender LIDL Österreich: „Wir appellieren an die Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen und Arbeitssicherheit nachhaltig zu verbessern. Es braucht deutlich mehr Personal und höhere Gehälter!“ Hans-Peter Kreuzer, Betriebsratsvorsitzender Unfallkrankenhaus Salzburg: „Wichtig ist, Hilfe zu suchen und Vorgesetzte bzw. Betriebsrat zu informieren. Die Ergebnisse der IFES-Befragung haben gezeigt, dass in Betrieben mit Betriebsrat mehr und wirksamere Vorkehrungen getroffen werden.“

Christoph Eschbacher, Betriebsrat Lebenshilfe Salzburg.  | Foto: ÖGB Salzburg
  • Christoph Eschbacher, Betriebsrat Lebenshilfe Salzburg.
  • Foto: ÖGB Salzburg
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Christoph Eschbacher, Betriebsratsvositzender Lebenshilfe Salzburg: „Im Gesundheits- und Pflegebereich muss die öffentliche Hand einen wichtigen Beitrag leisten, indem ausrechend finanzielle Mittel und Ressourcen für mehr Personal bereitgestellt werden!“
Michael Huber, Geschäftsführer Gewerkschaft GPA Salzburg: „Wir ermutigen betroffene ArbeitnehmerInnen Gewalt am Arbeitsplatz in welcher Ausprägung auch immer nicht hinzunehmen. Unterschiedliche Gewalterfahrungen erfordern durchaus unterschiedliche Strategien. Auf der Internetseite gpa.at/sicher-ohne-gewalt haben wir rechtliche und individuelle Ratschläge für die unterschiedlichen Gewalterfahrzungen zusammengefasst. An die KundInnen appellieren wir, gegenüber den Beschäftigten mehr Respekt aufzubringen!“

Mitglieder der Gewerkschaft GPA haben automatisch eine Berufsschutz-Versicherung. Diese Versicherung übernimmt jährlich Kosten von bis zu 350 Euro für anwaltliche oder psychologische Soforthilfe, wenn ein GPA-Mitglied von Mobbing, sexueller Belästigung, Diskriminierung oder physischer Gewalt am Arbeitsplatz betroffen ist.

Das könnte dich auch interessieren

Finanzielle Situation der Frauen in Salzburg: Unabhängigkeit besonders wichtig

Auf dem Weg zu "smarten" Cochlea-Implantaten
Gewalt meint nicht immer nur Handgreiflichkeiten: Auch verbale Gewalt kann verletzen. | Foto: Symbolbild: Pixabay
Christoph Eschbacher, Betriebsrat Lebenshilfe Salzburg.  | Foto: ÖGB Salzburg
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.