Familie
Land Salzburg startet Kampagne für gewaltfreie Erziehung

In unserem Bundesland leben derzeit 104.000 Kinder und Jugendliche. Obwohl es verboten ist erfahren davon 26.000 Kinder häusliche Gewalt. | Foto: Symbolbild Unsplash
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  • In unserem Bundesland leben derzeit 104.000 Kinder und Jugendliche. Obwohl es verboten ist erfahren davon 26.000 Kinder häusliche Gewalt.
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Wo fängt Gewalt an? Eine Erhebung des Landes Salzburg zeigt, dass in der Salzburger Bevölkerung noch nicht durchgesickert ist das  Gewalt an Kindern sei es körperlich, psychisch oder sexuell verboten ist. Deshalb startet das Land Salzburg seine Kampagne gegen Gewalt in der Kindererziehung.

SALZBURG. 26.000 Kinder in Salzburg erfahren Gewalt. Die Situation habe sich während der Pandemie noch einmal verschärft. Das Land habe den Bedarf an Aufklärung erkannt. Deshalb wolle man mit einer gezielten Kampagne Familien zu diesem Thema informieren, sensibilisieren und über Betreuungsangebote informieren. Bestehende Unterstützungsprogramme sollen damit bekannter gemacht werden und Gewalt schon vor der Entstehung verhindert werden. 

 Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder und Jugendanwältin | Foto: Land Salzburg/Lucas Kröll
  • Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder und Jugendanwältin
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"Schutz vor Gewalt ist eines der wichtigsten Kinderrechte. Das umfasst auch leichte Formen der Gewalt. Jeder zweiter ist der Meinung das es erlaubt ist Kindern eine Watsche oder einen Klaps auf den Hintern zu geben. Noch viel höher sind wir bei den Zahlen psychischer Gewalt über längeren Zeitraum als Erziehungsmaßnahme. Das hat massive Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Im Jahr 2014 haben wir Kinder gefragt, ob sie Gewalt in ihrer Familie erfahren. 40 Prozent erlebten es als Alltag. Fünf Jahre später waren es bereits 60 Prozent, die angaben man würde sie zu Hause als Versager beschimpfen."
Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder- und Jugendanwältin

Wie bekannt sind die Kinderrechte? 60 Prozent der Teilnehmer einer Erhebung durch das Land Salzburg gab an das die Kinderrechte bekannt sind. Bei den Kindern selbst waren es 70 Prozent, die ihre Rechte kennen. Diese Zahlen seien dem Land aber zu wenig. Betrachte man die Details würde man erkennen das psychische Gewalt in der Erziehung toleriert wird. Das ziehe sich durch alle Schichten, weshalb es so wichtig sei Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen. 

Wie werden Eltern beraten? 

Jede vierte Familie lässt befürchten das es zum Einsatz von Gewalt kommt. Die wichtigste Ebene in der Beratung sei die Prävention. Hier sei es sinnvoll gefährdete Familien bereits aber der Geburt des Kindes zu begleiten. Das Land Salzburg arbeitet hier mit dem Bund und der Sozialversicherung zusammen, um Gewalt in der Erziehung gar nicht erst entstehen zu lassen. Die zweite Ebene beschäftige sich mit der Beratung, wenn Gewalt in der Familie bereits geschehen ist. Das Land vermittelt dann an die Organisation Männerwelten und Kinderschutzzentren.

Ziel der Kampagne sei es auch sichtbar zu machen, dass es Menschen gibt die am Kinderschutz arbeiten. Bestehe Gewaltgefährdung in der Familie werden Erziehungshilfen implementiert. Rund 2,5 Prozent der Familien in Salzburg benötigen Erziehungshilfen.  Davon sind 75 Prozent ambulante Formen. In diesem Fall begleiten Sozialarbeiter und Psychotherapeuten die Familie im Alltag. 25 Prozent der Kinder müssen allerdings vor ihren Familien beschützt werden.

Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann Stellvertreter | Foto: Johanna Janisch
  • Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann Stellvertreter
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"Wir zeigen auf, wo Gewalt beginnt und dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, egal ob psychisch oder physisch, in Österreich absolut verboten ist. Die umgangssprachlich verharmloste ‚g'sunde Watschn' ist ebenfalls verboten und leider noch immer nicht aus dem Handeln von Eltern verschwunden"
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.

Die Zahl der Gefährdungsmeldungen sei in der Pandemie nicht wesentlich gestiegen. Allerdings hatten Stellen die zur Gefährdungsmeldung  verpflichtet sein, wie Schulen oder Kindergärten, aber auch Spitäler und Ärzte aufgrund der Pandemiesituation weniger Kontakt zu den Kindern hatten. Man würde aber in Krisensituationen auch beobachten, dass sich Erziehungsberechtigte bemühen gute Eltern zu sein. Die entstandene Belastung zeige sich aber erst nach der Krise. Deshalb sei die hohe Nachfrage nach Beratungsangeboten nicht verwunderlich. Das Land habe damit gerechnet und deshalb das Beratungsangebot sukzessive weiter ausgebaut. 

Orientierung an funktionierenden Vorbildern

Die Kampagne zur gewaltfreien Erziehung beginnt aber nicht bei null. Hier orientiere man sich an funktionierende Kampagnen in Vorarlberg und Kärnten.  Angelegt ist die Laufzeit der Kampagne von von Ende Juni bis Mitte November und verläuft in drei Phasen. Dem Land sei es wichtig nicht zu bestrafen oder zu verurteilen.

Die wesentliche Botschaft der Kampagne sei, jeder kann Gefahr laufen Gewalt anzuwenden. Diese sei aber keine Frage des Erziehungsstils. Man möchte Betroffene direkt ansprechen und ihre Aufmerksamkeit auf Beratungsangebote des Landes lenken. Hier arbeite man auch in Kooperation mit Kinder und Jugendzentren.  Um auch Kinder und Jugendliche direkt erreichen zu können, gäbe es auch auf Social Media kindgerrechtes Material. Man habe aber ganz bewusst auf abschreckende Bilder, wie man sie von Zigarettenpackungen kennt, verzichtet.

Der Ablauf der Kampagne 

In Phase 1 von Ende Juni bis August liegt der Fokus darauf Interesse zu erwecken und die öffentliche Diskussion anzuregen. In dieser Phase werden großflächig Plakate mit den entsprechenden Statistiken der einzelnen Bezirke zu Gewalt in Familien verteilt. 

Phase 2 von September bis Oktober beinhaltet Plakate mit O-Ton von Kindern. Diese sollen die Eltern direkt ansprechen. So könnten die Sprüche auf den Plakaten aussehen: „Dauernd schaust du mein Handy- schau doch auf mich“, „Wenn du sagst, dass ich dumm bin kann ich gar nichts mehr.“ „Andere bekommen eine Jause mit, ich nicht.“

In Phase 3 von Oktober bis November richten sich die Plakate an Beobachter, Eltern und Kinder. Hier wolle man zielgruppenspezifisch ansprechen und Beratungsangebote aufzeigen. 

Alle Plakate werden mit einem QR-Code ausgestattet der direkt auf die dafür eingerichtete Seite führt. Hier sind in verschiedenen Sprachen Kontaktstellen aufgeführt. 

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