Erschossen aus Liebe
Explosive Tat im Affekt oder geplanter Doppelmord

Am Landesgericht Salzburg startete am Dienstag die Verhandlung zu dem mutmaßlichen Mord an zwei Frauen, der im Mai 2021 in Wals geschah. Der Angeklagte ist geständig, plädiert aber auf eine Tat im Affekt. Die Staatsanwaltschaft hingegen sieht in der Tat einen Doppelmord.

SALZBURG/WALS. Mehrfach betonte der Angeklagte am Dienstag seine Liebe zu der 50-jährigen Salzburgerin, der er letztes Jahr das Leben mit sieben Kugeln nahm. Niemals hätte er so einen Mord planen können, denn er ist kein Monster. Die Anklage sieht die Sache jedoch etwas anders. Sie plädiert auf geplanten Doppelmord.

Das Verbrechen

Folgendermaßen schilderte Staatsanwältin Elena Haslinger den Tathergang:
Am 5.5.2021 fuhr der Angeklagte am späten Abend zum Haus seiner Geliebten. Als er sie dort nicht antraf, wartete er im Haus auf sie. Er war bewaffnet mit einer Pistole der Firma Glock, die er in einem Halfter an seinem Gürtel trug sowie ausgestattet mit einem Reservemagazin. Er wartete dort im Dunkeln, bis die 50-Jährige knapp vor 23 Uhr das Haus betrat. Dann tauchte plötzlich auch ihre 75-jährige Mutter auf. Es kam zu einem heftigen Streit. Die Situation eskalierte und er erschoss aus nächster Nähe die Mutter mit drei Schüssen. Danach nahm der Angeklagte seine Geliebte ins Visier und schoss sechs Mal auf sie. Sie ging zu Boden. Der Angeklagte lud nach und schoss ein letztes Mal auf die am Boden liegende Frau. Ein Nachbar, der die Schüsse gehört hatte, rief die Polizei. Der Angeklagte entledigte sich seines Mobiltelefons, damit es nicht geortet werden konnte, nahm ein zweites Handy zur Hand und rief während der Flucht eine Bekannte an. Ihr gestand er am Telefon die Tat. Durch diesen Anruf konnte er letztendlich auch geortet werden. Im Rahmen einer Großfahndung meldete er sich jedoch noch in der Nacht bei der Polizei, lies sich verhaften und gestand die Tat.

Am Landesgericht fand am Dienstag der Prozess wegen zweifachen Mordes statt. | Foto: Philip Steiner
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Mord oder Tat im Affekt

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Fall klar um einen Mord. Der als Detektiv tätige Angeklagte habe bewusst eine Waffe mitgenommen, ja sogar knapp davor noch bei seinem Fahrzeug die Pistolen gewechselt. Auch gleiche das Nachladen und die Tötung durch den finalen Schuss in den Kopf, der am Boden liegenden Frau, einer Hinrichtung - etwas, das nicht für einen Affekt spräche. Ein weiterer Punkt, den die Staatsanwaltschaft und sowohl der vorsitzende Richter Philipp Grosser als auch die beisitzenden Richterinnen hervorheben, ist die Sprachnachricht, welche der Angeklagte einer Bekannten nur knapp zehn Minuten nach dem Mord schickte. In dieser sagte er wortwörtlich:

"Es ist aus. Ich hab sie erschossen. Mutter und Tochter. Es ist so schlimm. Ich bringe mich jetzt um. Es ist nur Verarsche. Gestern schmust sie noch mit mir. Heute ist wieder nix mehr." Der Angeklagte, am Landesgericht Salzburg

Aufgrund dieser Punkte geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angeklagte sehr wohl wusste, was er tat und die Waffe bewusst und mit Tötungsabsicht mit sich führte.

Seitens der Verteidigung plädiert man hingegen auf eine Tat im Affekt. Andreas Schweitzer, der Verteidiger des Angeklagten und Präsident des Österreichischen Detektiv Verbandes, argumentiert, dass sein Mandant extrem in die Frau verliebt war. Leider habe die Familie des Opfers ihn nie akzeptiert und ihn schikaniert. Vor allem den Bruder des Opfers hebt die Verteidigung hervor, da dieser vermehrt durch Briefe und E-Mails versucht haben soll, den Ruf des Angeklagten massiv zu schädigen und ihn um seine Arbeit zu bringen.

Im Zentrum der Aussagen des Angeklagten stehen Auseinandersetzungen mit der Familie seiner Geliebten. | Foto: Philip Steiner
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Ein zärtliches Treffen

In der Version des Angeklagten habe sich seine Geliebte sehr gefreut, als er an diesem Abend zu ihr kam. Die Waffe hatte er nur dabei, da er direkt von der Arbeit zu ihr fuhr und diese in seinem Beruf immer mit sich führte. Sie haben sich geküsst und Zärtlichkeiten ausgetauscht, als plötzlich die Mutter hereinkam und ihn wüst zu beschimpfen und körperlich zu attackieren begann. Dann ging alles sehr schnell. Er habe ein regelrechtes Blackout gehabt und sei komplett neben sich gestanden. Vor allem Wut dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben. Jedenfalls gibt der Angeklagte an, sich nicht genau an die Schüsse zu erinnern. Er habe erst danach so richtig realisiert, was er schreckliches getan habe und sei dann aus Panik geflohen.

Aufgrund dieser Schilderung argumentiert der Verteidiger Andreas Schweitzer, dass der Angeklagte die Tat nicht geplant hatte. Er sei einfach nach der Arbeit mit seiner Dienstwaffe gekommen und als die Situation eskalierte, habe es eine regelrechte emotionale Explosion gegeben.

Die Verteidigung plädiert auf eine Tat im Affekt. | Foto: Philip Steiner
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