200 Millionen Euro Schaden
Gerichtsprozess um Trading-Megabetrug

- Heute muss sich vor dem Landesgericht Salzburg einer der mutmaßlichen Drahtzieher des Täternetzwerkes verantworten.
- Foto: Symbolbild: Neumayr
- hochgeladen von Philip Steiner
Am Landesgericht Salzburg wird heute der Prozess rund um einen weltweiten Anlagebetrug verhandelt. Einer der mutmaßlichen Rädelsführer, ein 43-jähriger Israeli, steht vor einem Schöffengericht. Er soll die angebliche Betrugssoftware entwickelt haben.
SALZBURG. Rund 200 Millionen Euro sollen rund 100.00 Personen durch die betrügerischen Machenschaften eines internationalen Täternetzwerks verloren haben. Laut Anklage lockten sie ihre Opfer im Internet mit sehr profitablen Anlageoptionen und raubten ihnen unter Zuhilfenahme einer speziellen Software ihr Geld, während sie ihnen gleichzeitig Gewinne vortäuschten. In Österreich wird von knapp 4.500 Geschädigten ausgegangen.
Riesiger Anlagebetrug
Über mehrere Jahre hinweg ermittelte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSTA) bezüglich einer internationalen Gruppe von Cyber-Trading Betrügern. Einer der mutmaßlichen Haupttäter, ein Israeli, wurde bereits im Mai 2020 von der WKSTA angeklagt. Ihm wurde damals vorgeworfen, mehr als tausend Österreicher um insgesamt 2,5 Millionen Euro gebracht zu haben. Im Herbst 2020 wurde er dann in Wien wegen Betrugs und Geldwäscherei zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Im Rahmen der Ermittlungen wurde auch ein Deutscher Staatsbürger verhaftet (2019) und ein Bulgare am Landesgericht Wien angeklagt (2020). Insgesamt wurde gegen mehr als ein Dutzend mutmaßliche Täter in Österreich ermittelt.
Vorgehen der Betrüger
Im Wesentlichen ging die betrügerische Organisation folgendermaßen vor:
Zuerst errichteten sie eine aufwendige und konzernähnliche Firmenstruktur mit Fokus auf unter anderem Markengenerierung, Softwareentwicklung, Werbung und Call Center. Mittels wechselnden Betreiberfirmen wurde unter verschiedenen Namen (zum Beispiel xTraderFX, OptionStars/OptionStarsGlobal, GoldenMarkets, SafeMarkets oder
option888,) Online-Trading-Plattformen betrieben. Auf diesen wurde Handel mit Finanzinstrumenten vorgegaukelt.
Europaweit wurden dann Anleger mit Online-Werbebannern oder Massenmails auf die Plattformen getrieben, mit der suggerierten Aussicht auf sehr hohe Gewinne. 250 Euro mussten die Anleger zahlen, um sich zu registrieren. Ein mutmaßlicher Broker kontaktierte danach die Anleger via Telefon, Messenger-Diensten oder E-Mail und motivierte sie zu Investitionen, welche auf diverse Konten oder via Abbuchungsfreigaben getätigt wurden. Zu diesem Zwecke der „Beratung" betrieb die Tätergruppe auch Call Center in osteuropäischen Ländern, in denen Dutzende Personen mit den dafür notwendigen Fremdsprachenkenntnissen unter Alias-Namen agierten.

- Mit manipulativen Taktiken und einer dafür konzipierten Software brachten die Täter ihre Opfer um insgesamt 200 Millionen Euro.
- Foto: Symbolbild: StockSnap/Pixabay
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Durch die Nutzung einer eigens dafür konzipierten Software wurde den Anlegern vorgegaukelt, dass ihre Investitionen große Gewinne erwirtschaften würden, während ihr Geld bereits durch ein europaweites Geldwäschenetzwerk verteilt wurden. Versuchten Anleger die Auszahlung ihrer Investitionen zu erwirken, wurde zumeist der Kontakt einfach abgebrochen. Vielen der Opfer wurde auch vorgegaukelt, dass ihr Geld im Rahmen einiger Finanzgeschäfte verspekuliert worden wäre.
Prozess am Landesgericht
Nachdem Ende Mai laut Medienberichten eines der Mitglieder, ein 33-jähriger Kosovare, zu 18-Monaten unbedingter Haft nicht rechtskräftig verurteilt wurde, sind im heutigen Prozess zwei Israelis und ein Bulgare angeklagt. Weil es in Salzburg zahlreiche Geschädigte gibt, findet auch dieses WKSTA Verfahren am Landesgericht Salzburg statt. Mittlerweile wird der in Österreich entstandene Schaden durch die Organisation auf knapp zehn Millionen geschätzt.

- Die WKSTA ermittelte einige Jahre in dem Fall rund um das betrügerische Netzwerk. Erst im Mai wurde ein Mitglied am Salzburger Landesgericht nicht rechtskräftig verurteilt.
- Foto: Symbolbild: Kleemayr
- hochgeladen von Gertraud Kleemayr
Vor dem Prozess war noch relativ unklar, ob der 43-jährige Israeli, welcher als der Hauptverantwortliche für die mutmaßliche Betrugssoftware gilt, zur Verhandlung erscheinen würde. Wie der ORF berichtet, folgte er jedoch der Ladung. Er muss sich heute vor einem Schöffengericht verantworten.
Das könnte dich auch interessieren:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.