Aufmerksam bleiben
K.O.-Tropfen-Fälle in Salzburgs Nachtleben verhindern
Feiern ohne K.O. zu gehen, ist Ziel der Kampagne "Feiern ohne Umfallen". Die Aktion macht auf K.O.-Tropfen im Salzburger Nachtleben aufmerksam. Damit eng verbunden ist das Thema sexuelle Übergriffe beim Fortgehen. Beides darf nicht tabuisiert oder geleugnet werden, sagt Martin Sönmezay, Geschäftsführer vom Club "Half Moon" in Salzburg.
SALZBURG. 14 bekannte Fälle von Opfern von K.O.-Tropfen gibt es heuer in Salzburg. "Die Dunkelziffer ist aber viel höher, denn die Auswirkungen sind ähnlich wie bei starkem Alkoholkonsum", sagt Agnes Menapace, Leiterin des Frauennotruf Salzburg. Häufig sind sich die Betroffenen nicht sicher, ob ihr Zustand vom Alkohol kommt, daher wird auch nicht immer ärztliche Hilfe gesucht. Das soll sich ändern, denn Gewalt im Nachtleben, darf nicht tabuisiert werden.
"Feiern ohne Umfallen"
Die Kampagne "Feiern ohne Umfallen" vom Frauennotruf Salzburg und dem Land Salzburg macht Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer aber auch Barpersonal auf das Thema K.O.-Tropfen aufmerksam. "Wir treten damit für ein selbstbestimmtes und entspanntes Fortgehen in Salzburg ein", sagt Landesrätin Andrea Klambauer (Neos).
"Der Salzburger Jugendreport hat gezeigt, dass die Hälfte aller befragten Mädchen und Frauen zwischen 18 und 20 Jahren schon einmal sexuell belästigt worden sind."
Andrea Klambauer, Landesrätin Neos
Regel Nummer eins: Verabreiche niemandem K.O.-Tropfen
Auf Bierdeckel und Flyern, die an 200 Nachtgastronomie-Betriebe und 50 Jugendzentren in Salzburg geschickt wurden, findet sich eine Checkliste für Feiern ohne "K.O." "Die Regel Nummer eins lautet: Verabreiche niemandem K.O.-Tropfen", sagt Menapace. "Weil sich aber nicht alle an diese Regel halten, gibt es weitere fünf Regeln."
Diese Regeln lauten:
- Lass dein Getränk nicht unbeaufsichtigt stehen.
- Nimm keine offenen Getränke an.
- Zusammen kommen, zusammen feiern, zusammen gehen.
- Wirkt jemand orientierungslos und benommen? Frag lieber einmal umsonst nach.
- Bei verdacht auf K.O.-Tropfen: Hol Hilfe! Freunde, das Barpersonal oder die Rettung alarmieren.
"Bei diesem Thema muss man auf Zivilcourage setzten: Schaut nicht weg und helft euch gegenseitig", sagt Menapace.
Sexuelle Übergriffe im Nachleben
Da K.O.-Tropfen Personen wehrlos machen, kommen sie häufig im Zusammenhang mit sexueller Gewalt und sexuellen Übergriffen im Nachleben zum Einsatz. Lokale, die dieses Thema ernst nehmen und nicht dulden, sind ausgewiesene "Luisa-Lokale". Dort wurde das Barpersonal für den Umgang bei sexuellen Übergriffen geschult. Mit dem einfach Satz: "Ist Luisa hier?", können Betroffene das Personal unauffällig auf sexuelle Übergriffe oder andere unangenehme Situationen aufmerksam machen. Das Barpersonal hilft, aus der Situation herauszukommen.
Hier erfährst du mehr über "Luisa ist hier":
"Sexuelle Belästigung ist unser Daily Business"
"Von K.O.-Tropfen hören wir bei uns sehr selten, aber die Dunkelziffer ist sicher hoch. Sexuelle Belästigung im Club ist aber unser Daily Business. Darum sind wir 'Luisa-Lokal' geworden", sagt Martin Sönmezay, Geschäftsführer vom Club "Half Moon" in Salzburg. "Ein Club zu sein, bedeutet eine schützenswerte Gemeinschaft zu sein und dem wollen wir nachkommen." Die Half Moon-Mitarbeiter sind auf genau diese Themen geschult. "Unser Blick auf das Szenarium auf der Tanzfläche und vor der Bar hat sich seit der 'Luisa-Schulung' stark verändert. Das Bekenntnis 'Luisa-Lokal' zu sein, nimmt uns neu in die Verantwortung", sagt Sönmezay, der natürlich auch die "Feiern ohne Umfallen"-Bierdeckel auflegen wird.
16 Tage gegen Gewalt an Frauen:
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