Ausbildung zum Rechtsanwalt
Wandel im Reich der Anwaltskanzleien

Auch die Ausbildung zum Anwalt befindet sich im Wandel. | Foto: Symbolbild: Pixabay
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  • Auch die Ausbildung zum Anwalt befindet sich im Wandel.
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Seit Jahren ist das Anwaltswesen als einer der Arbeitsbereiche bekannt, die sich durch extreme Arbeitszeiten auszeichnen. Doch es scheint auch hier eine positive Entwicklung hin zu mehr Work-Life-Balance zu geben.

SALZBURG. Horrorgeschichten über 60-70 Stunden Wochen für schlappe 1600 Euro netto Monatslohn sind unter Konzipienten in ganz Österreich weit verbreitet. Anwaltsanwärter werden so oft als billige Arbeitskräfte genutzt. Doch auch die Kanzleien verändern sich.

Düstere Geschichten

Fragt man in juristischen Kreisen nach der Konzipientenausbildung, bekommt man des Öfteren regelrechte Horrorgeschichten zu hören. So soll so mancher Bekannter während der Ausbildung dem Burnout zum Opfer gefallen sein. Manche Großkanzleien arbeiten sich so in wenigen Jahren durch Dutzende Anwaltsanwärterinnen und Anwaltsanwärter, die, wenn sie nicht mehr können, die nächsten willigen Opfer folgen. Und auch die oft sehr niedrigen Gehälter, unter anderem bedingt durch Anstellungen mit All-in Verträgen, sind ein Aspekt, der hierzu immer Erwähnung findet.

Düstere Geschichten über die endlosen Arbeitsstunden in der Konzipientenzeit machen jungen Juristinnen und Juristen oft Angst. | Foto: Symbolbild: Pixabay
  • Düstere Geschichten über die endlosen Arbeitsstunden in der Konzipientenzeit machen jungen Juristinnen und Juristen oft Angst.
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Es geht auch anders

Auch die für diesen Artikel interviewten salzburger Konzipientinnen und Konzipienten haben erzählt, dass ihnen solche und ähnliche Geschichten zu Ohren gekommen sind. Ihre eigenen Erfahrungen fallen jedoch großteils sehr positiv aus. Sie zeichnen ein Bild einer Anwaltschaft, die sich im Wandel befindet. So heben die interviewten Juristinnen und Juristen zum Beispiel hervor, dass sie mit ihrem Gehalt sehr zufrieden sind, auch wenn dessen Erlangung ein gewisses Verhandlungsgeschick erforderte. Dazu hebt eine der befragten Personen hervor, dass zum Beispiel die Abgabe, die Konzipienten an die Kammer entrichten müssen mit circa 380 Euro (Kammerabgabe plus Einzahlung in eigenes Pensionssystem) ziemlich hoch ist. Manche vergessen bei der Verhandlung ihres Lohnes dies zu berücksichtigen und einigen sich so auf ein Gehalt, welches dann in der Realität dezidiert kleiner ausfällt als ursprünglich angenommen.

Familie, Arbeit und Freizeit lassen sich schön langsam auch im Anwaltsberuf miteinander verbinden. | Foto: Pixabay
  • Familie, Arbeit und Freizeit lassen sich schön langsam auch im Anwaltsberuf miteinander verbinden.
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Weiters sagten die befragten Juristinnen und Juristen, dass sie in der Regel um die 40 Stunden pro Woche arbeiteten und auch dahingehend wirklich zufrieden sind. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, als Konzipient eine geregelte Work-Life-Balance zu haben.

Andere Punkte, die hervorgehoben wurden, sind ein sehr positives Arbeitsklima, große Akzeptanz gegenüber gewissen individuellen optischen Eigenheiten (zum Beispiel sind laut einem der Befragten Piercings heutzutage kein Problem mehr als angehender Anwalt) und die hohe Qualität der Ausbildung, die sie bei ihren Salzburger Anwaltskanzleien erhalten.

Generell hoben die jungen salzburger Juristinnen und Juristen hervor, dass für sie ein positiver Wandel zu erkennen sei. Eine Entwicklung, die sowohl durch Personalmangel in vergangenen Jahren als auch aufgrund eines gewissen Gesinnungswechsels im Anwaltswesen bedingt sein dürfte, laut einer der Befragten.

Als positive Beispiele für diesen Wandel wurden vor allem die Salzburger Anwaltskanzleien BRANDAUER Rechtsanwälte, Niederhuber & Partner Rechtsanwälte, und K-B-K/Hirsch Rechtsanwälte von den Befragten hervorgehoben.

Eine abgerundete Ausbildung

Für Bernhard Brandauer von der Rechtsanwaltskanzlei BRANDAUER Rechtsanwälte gilt vor allem eine Grundregel, wenn es um die Ausbildung der Konzipientinnen und Konzipienten geht:

„Es muss sich einfach für beide Seiten auszahlen. Als Kanzlei muss ich mir eine Konzipientin oder einen Konzipienten erst einmal leisten können. Ein Konzipient kostet mich im Jahr weit mehr als 100 000 Euro, wenn ich berücksichtige, dass ich selbst auch viel Zeit in den Konzipienten investiere, um diesen entsprechend auszubilden. Das muss sich einfach rechnen. Das Ziel ist es, am Ende unseren Kunden eine außergewöhnliche Dienstleistung anbieten zu können. Daher ist die Ausbildung in unserer Rechtsanwaltskanzlei so konzipiert, dass jeder Konzipient nach der Ausbildungszeit fit für den Beruf als selbstständiger Rechtsanwalt ist."
Bernhard Brandauer, Rechtsanwalt

Für Bernhard Brandauer ist es insbesondere wichtig, dass Konzipienten Freude an ihrer Arbeit haben. | Foto: BRANDAUER
  • Für Bernhard Brandauer ist es insbesondere wichtig, dass Konzipienten Freude an ihrer Arbeit haben.
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Eine weitere wesentliche Devise der Kanzlei BRANDAUER Rechtsanwälte ist, dass möglichst nicht auf Anschlag gearbeitet wird. „Natürlich gibt es auch stressigere Zeiten", so Bernhard Brandauer, „aber grundsätzlich sollen bei allen Mitarbeitern die grünen Lämpchen leuchten." Keiner sollte zu überarbeitet sein, denn darunter würde die Qualität und damit die Zufriedenheit unserer Kunden leiden. Nur wenn man Zeitressourcen hat, kann man sich spannenden und dringenden Aufträgen auch in der notwendigen Qualität widmen. "Und wenn es sein muss, können wir rasch ein entsprechendes Team bilden, um unsere Kräfte zu bündeln. Dann macht es auch Spaß", so Brandauer. Auch sollte nicht jede Stunde auf die Waagschale gelegt werden. Es wird daher geschaut, dass sich die Arbeitsstunden im Rahmen halten und die Zeiteinteilung der Konzipientinnen und Konzipienten möglichst frei ist.

Grundsätzlich betont Bernhard Brandauer, dass für ihn das Verhältnis zwischen Ausbildung und Gehalt in der Konzipientenzeit passen muss. Es ist schließlich auch eine Art Lehrzeit und
beinhaltet so auch das implizite Versprechen, dass man danach als Rechtsanwalt selbstständig tätig sein kann. Dann kann man natürlich auch sehr gut verdienen.

Für Bernhard Brandauer ist es aber auch essenziell, dass man als Chef einer Kanzlei nicht jeden Euro umdreht. Eine gewisse Großzügigkeit sollte man schon haben, um die Zufriedenheit der Angestellten zu gewährleisten. Das fängt bei kurzfristigen Urlaubswünschen an und hört beim Tesla als Dienstwagen auf.

Brandauer sieht ebenfalls einen Wandel in den Kanzleien, weg von der früher typischen Ellbogenmentalität hin zu mehr Flexibilität und einem persönlichen Umgang. Gerade bei größeren Kanzleien in Wien seien eine extreme Leistungseinstellung und Konkurrenzkampf aber immer noch vertreten. Zum Beispiel sehe man bei manchen Anwaltskanzleien, dass es dort immer einen starken Personalwechsel gibt, wodurch man erahnen könne, wie es dort zugeht.

Teamwork ist für die Anwaltskanzlei BRANDAUER Rechtsanwälte essenziell. | Foto: BRANDAUER
  • Teamwork ist für die Anwaltskanzlei BRANDAUER Rechtsanwälte essenziell.
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Flexibilität und Zufriedenheit

Auch Anwalt David Suchanek und Personalmanagerin Liesa Riss von Niederhuber & Partner Rechtsanwälte betonen, dass sich in den letzten zehn Jahren so einiges im Anwaltswesen verändert habe. Für sie ist wirklich ein totaler Wandel erkennbar, vor allem in der Arbeitseinstellung. Beide bestätigen, dass heutzutage die Bereitschaft, 60-80 Stunden zu arbeiten, einfach nicht mehr da ist. Gleichzeitig ist das Angebot an willigen Konzipientinnen und Konzipienten auch kleiner geworden. Es ist daher nicht mehr so leicht, an Anwaltsanwärter zu kommen und das zwingt Kanzleien auch zu gewissen Zugeständnissen, was flexible Arbeitszeiten und gewisse Freiheiten betrifft. Die gilt auch für die Entlohnung.

"Die Empfehlung der Kammer für die Bezahlung der Konzipienten ist viel zu niedrig*. Um dieses Geld krieg ich heute zum Beispiel in Wien keinen Konzipienten mehr. In Graz oder Salzburg vielleicht noch leichter, aber wir haben da eine ganz klare Linie bei NHP. Egal ob man bei uns in Salzburg, in Graz oder in Wien arbeitet, man bekommt das Gleiche bezahlt."
David Suchanek, Anwalt bei NHP   

*Die Mindestgehaltsempfehlung der Rechtsanwaltskammer in Salzburger beträgt 2520 Brutto. Berücksichtigt man, dass die Konzipienten abseits der Steuern noch die 380 Euro an die Kammer abgeben müssen (Beitrag +Pensionsversicherung), landet man wahrlich bei einem eher dürftigen Gehalt.

David Suchanek sieht einen klaren Wandel hin zu mehr Work-Life Balance im Anwaltsberuf. | Foto: Michael Kainz
  • David Suchanek sieht einen klaren Wandel hin zu mehr Work-Life Balance im Anwaltsberuf.
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Bei Niederhuber und Partner Rechtsanwälte wird im Schnitt jedenfalls um die 40 Stunden gearbeitet, so Suchanek und Riss. "Sicher sind es auch schon mal mehr Stunden, aber wir wollen bei uns nicht, dass Leute unnötig viele Stunden da sind und ihre Zeit einfach absitzen; also länger da sind, nur um gesehen zu werden. Das ist auch nicht effizient. Den erleichterten Reaktionen von Anwärtern, die von uns im Bewerbungsgespräch erfahren, dass bei uns nicht am Wochenende gearbeitet wird, entnehmen wir aber, dass dies in vielen Kanzleien schon noch der Fall sein dürfte", so Suchanek.

Flexibilität und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dürfte sich jedenfalls für Kanzleien auszahlen. Wie Liesa Riss betont, herrscht bei NHP ein sehr gutes Betriebsklima. "Das Miteinander des gesamten Teams ist uns besonders wichtig und wir sind überzeugt, dass bei uns gemeinsame Aktivitäten und Events einen wesentlichen Betrag dazu leisten", sind sich Liesa Riss und David Suchanek einig.

Personalmanagerin Liesa Riss von NHP betont, dass die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr hoch ist. | Foto: Michael Kainz
  • Personalmanagerin Liesa Riss von NHP betont, dass die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr hoch ist.
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Positiver Gesamteindruck

Johannes Moser, einer der Vorsitzenden des Salzburger Konzipientenverbands und selbst Rechtsanwaltsanwärter bei BRANDAUER Rechtsanwälte, hebt hervor, dass auch das Berufsbild im Wandel ist. Mehr und mehr Frauen wagen den Schritt in Richtung Rechtsanwaltsausbildung. Mit wachsender Vereinbarkeit von Job und Familie wird dieser erfreuliche Trend wohl anhalten. Die Rechtsanwaltsausbildung insbesondere im Sinne der Familienfreundlichkeit örtlich und zeitlich flexibler zu gestalten, ist dabei ein wichtiger Schritt. Laut Moser sind extreme Arbeitszeiten heutzutage normalerweise nur noch bei einigen wenigen Großkanzleien ein Thema. Dies spiegelt sich wohl auch darin wieder, dass es auch beim Salzburger Konzipientenverband kaum Beschwerden über einzelne Kanzleien gibt.

Johannes Moser sieht auch einen klaren Wandel im Anwaltsberuf, vor allem was die steigende Zahl weiblicher Konzipientinnen betrifft. | Foto: BRANDAUER
  • Johannes Moser sieht auch einen klaren Wandel im Anwaltsberuf, vor allem was die steigende Zahl weiblicher Konzipientinnen betrifft.
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Der Gesamteindruck der für diesen Artikel durchgeführten Interviews ist durchaus ein Positiver. Alle befragten Personen hoben hervor, dass sich im Anwaltswesen im letzten Jahrzehnt einiges zum positiven verändert hat und sie sich bei ihren Salzburger Kanzleien wohl und wertgeschätzt fühlen. Wichtige Punkte sind hier vor allem moderate Arbeitszeiten, Flexibilität, eine qualitative Ausbildung und faire Entlohnung sowie auch Rücksichtnahme auf die persönliche Situation, zum Beispiel die Möglichkeit, in Karenz zu gehen. Eine durchaus erfreuliche Entwicklung scheint hier im Gange zu sein.

Wird es Zeit, dass auch (angehende) Anwälte mehr Zeit für sich und die Familie haben?

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