Europa und wir
So viele EU-Gelder stecken in Salzburgs Regionen

Im „Frauen Kompetenzzentrum Salzburg“ erhalten Frauen Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Die Upcycling-Werkstatt des Projektes „Sinnergie – Wege zur Teilhabe“ bietet Frauen einen niederschwelligen Arbeitsplatz und individuelle Beratung. | Foto: Sinnergie
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  • Im „Frauen Kompetenzzentrum Salzburg“ erhalten Frauen Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Die Upcycling-Werkstatt des Projektes „Sinnergie – Wege zur Teilhabe“ bietet Frauen einen niederschwelligen Arbeitsplatz und individuelle Beratung.
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Heuer feiert Österreich 25 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Das bedeutet auch 25 Jahre lang Geld für Salzburgs Regionen in Form von Förderungen. Wir haben uns angeschaut, wie viel Geld Salzburg in diesen Jahren über die "Europäischen Struktur- und Investitionsfonds" (ESI-Fonds) erhalten hat und welche Projekte konkret unterstützt wurden. 

SALZBURG. Die sogenannte Kohäsionspolitik*) ist die Hauptinvestitionspolitik der Europäischen Union und macht ungefähr ein Drittel des gesamten EU-Haushaltes aus. Damit ist die Kohäsionspolitik budgetmäßig der zweitgewichtigste Politikbereich der EU. Das Geld darin wird von den ESI-Fonds an Förderprojekte ausbezahlt. Ziel der Unterstützung ist es, wirtschaftliche und soziale Unterschiede in den Regionen zu verringern.

*) Kohäsionspolitik geht davon aus, dass zwischen reicheren und ärmeren Regionen in der EU eine Umverteilung stattfinden soll, um die Folgewirkungen der ungleichen wirtschaftlichen Entwicklung auszugleichen und somit regionale Ungleichheiten zu reduzieren.

Zu den ESI-Fonds gehören:

  • EFRE: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung  
    Ziel: wirtschaftliche und regionale Kohäsion durch Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen;
  • ESF: Europäischer Sozialfonds
    Ziel: Verbesserung der Beschäftigungs- und Bildungschancen; Unterstützung für von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohter Menschen;
  • ELER: Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums 
    Ziel: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft; Verbesserung der Umwelt und der Landschaft; Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Förderung der Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft;
  • EMFF: Europäischer Meeres- und Fischereifonds; 
    Ziel: Förderung von Wachstum, Beschäftigung, Innovation und Qualitätsproduktion sowie Steigerung der Aquakulturproduktion im österreichischen Fischereisektor. 
  • KF**): Kohäsionsfonds;
    Ziel: Investitionen in umweltfreundliches Wachstum und nachhaltige Entwicklung sowie in verbesserte Vernetzung, etwa in der Verkehrsinfrastruktur.

**) Der KF ist in Österreich nicht wirksam. Nur jene EU-Länder sind über den KF förderfähig, deren Bruttoinlandsprodukt unter 90 Prozent des EU-Durchschnitts liegt.


Tatsächlich erfolgte Auszahlungen bis 2017

Über die ESI-Fonds flossen 14,7 Milliarden Euro zwischen 1995 bis 2017 an EU-Förderungen nach Österreich (tatsächlich erfolgte Auszahlungen). Dazu kamen 16,3 Milliarden Euro an nationaler öffentlicher Kofinanzierung. Denn EU-Förderungen gibt es nur, wenn sie mit dem Einsatz nationaler Mittel begleitet und verstärkt werden. In Summe gingen damit 31 Milliarden Euro an eine Vielzahl von Projekten in Österreich (30,7 Milliarden davon sind regional zuordenbar).

976 Millionen Euro für Salzburg

Für Projekte in Salzburg gab es in den einzelnen Fonds folgende Summen (tatsächlich erfolgte Auszahlungen zwischen 1995 und 2017):
ESF: 97,3 Millionen Euro
EFRE: 125 Millionen Euro 
ELER: 1,9 Milliarden Euro 
EMFF: 626.000 Euro 
______________________________
         = Förderung insgesamt: 2,1 Milliarden Euro 
darin enthaltene nationale Kofinanzierung: 1,16 Milliarden Euro (nationale Mittel)
Daraus ergibt sich eine tatsächliche Fördersumme aus dem EU-Budget von 976 Millionen Euro 

Mit diesen Fördersummen liegt Salzburg im Österreichvergleich nach Bundesländern im hinteren Bereich. Nur Vorarlberg und Wien haben weniger Förderungen als Salzburg erhalten. Pro Kopf gerechnet, haben die Salzburger zwischen 1995 und 2017 knapp unter 200 Euro erhalten – ähnlich wie die Bundesländer Steiermark und Tirol.
(Quelle aller tatsächlich erfolgter Auszahlungen: ÖROK-Schriftenreihe Nr. 207, 2020) 

Leuchtturmprojekt "Hohe Tauern Health"

Ein Leuchtturmprojekt in der Förderperiode 1995 bis 2013 in Salzburg war der Verein "Hohe Tauern Health", der insgesamt 108.000 Euro EFRE-Mittel erhalten hat. Medizinisches Know-How und universitäre Forschungsergebnisse nutzbar zu machen und gleichzeitig den Salzburger Oberpinzgau als innovative Gesundheitsregion zu positionieren, waren die Ziele. Ausgehend von der heilklimatischen Wirkung der Krimmler Wasserfälle, die aufgrund Ihrer Fallhöhe feinverstäubtes, hochkonzentriertes Aerosol produzieren, wurden allergikergerechte gesundheitstouristische Angebote entwickelt. Gleichzeitig wurde ein Modernisierungsprogramm von acht Hotelbetrieben in Höhe von über 12,5 Millionen Euro umgesetzt und maßgeblich aus dem EFRE kofinanziert.

Ein Leuchtturmprojekt in in der Förderperiode 1995 bis 2013 war der Verein "Hohe Tauern Health", der insgesamt 108.000 Euro EFRE-Mittel erhalten hat. | Foto:  Hohe Tauern Health (2012)
  • Ein Leuchtturmprojekt in in der Förderperiode 1995 bis 2013 war der Verein "Hohe Tauern Health", der insgesamt 108.000 Euro EFRE-Mittel erhalten hat.
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Förderperiode läuft heuer aus

Die aktuelle Förderperiode (2014-2020) läuft heuer aus. Ziele der laufenden Periode waren/sind:

  • Forschung und Entwicklung
  • Wettbewerbsfähigkeit der Klein- und Mittelbetriebe 
  • CO2-arme Wirtschaft
  • Beschäftigung und Mobilität
  • soziale Integration 
  • bessere Bildung und Ausbildung

Für diese Förderperiode stehen/standen österreichweit 1,2 Milliarden Euro an kohäsionspolitischen EU-Mittel zur Verfügung. Inklusive der nationale Kofinanzierung werden 3,2 Milliarden Euro an regionalpolitische Projekte ausbezahlt werden.***) 

***) Zahlen beruhen auf den Umsetzungs- und Plandaten aus den Programmdokumenten zu den Förderprogrammen der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds in Österreich; ≠ tatsächlich erfolgte Auszahlungen;

Die aktuelle Förderperiode (2014-2020) läuft heuer aus. Für die ländliche Entwicklung (ELER) standen Salzburg in der aktuellen Periode in diesem Zeitraum 315 Millionen Euro zur Verfügung.
EFRE waren es 21,78 Millionen und im ESF 6,3 Millionen Euro (alle Summen exklusive Kofinanzierung). "Bei den Summen handelt es sich um die budgetierten Fördermittel, nicht um die tatsächliche Auszahlung. Die Mittel aus der Periode 2014–2020 können noch drei Jahre lang abgeholt werden. Es ist möglich, für aktuelle Projekte noch um Förderungen aus dieser Periode anzusuchen", erklärt Gritlind Kettl, die Leiterin des EU-Informationszentrums in Salzburg. "Bei Förderungen, die sich Gemeinden abholen können, ist Salzburg in dieser Periode gut dabei."

Projekte in Salzburg

Drei Salzburger Projekte, die in der aktuellen Förderperiode von EU-Geldern unterstützt wurden, sind „Sinnergie – Wege zur Teilhabe“ und "Safi Salzburger Fraueninitiative" beide im „Frauen Kompetenz Zentrum Salzburg“ sowie das Umweltmanagement der Firma AustroCel Hallein GmbH.

Aus der Armutsspirale

Im „Frauen Kompetenz Zentrum Salzburg“ erhalten Frauen Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Die Upcycling-Werkstatt des Projektes „Sinnergie – Wege zur Teilhabe“ bietet Frauen einen niederschwelligen Arbeitsplatz und individuelle Beratung. In der Werkstatt verdienen sie ihr eigenes Einkommen, finden wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurück und entkommen der Armutsspirale.

(Wieder-)Einstieg ins Berufsleben  

"Ohne EU-Förderungen würde es dieses Projekt in Salzburg nicht geben", weiß Projektleiterin Julia Mareda. Seit der Gründung im März 2019 konnten 31 Frauen am Projekt "Sinnergie" teilnehmen. Rund ein Drittel davon konnten im Anschluss am ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen oder an eine weiterführende Maßnahme vermittelt werden. Das Angebot richtet sich an Stadt-Salzburgerinnen und Flachgauerinnen, mit unzureichender oder ohne Beschäftigung. Außerdem ist der Bezug der bedarfsorientierten Mindestsicherung Voraussetzung. Um insbesondere alleinerziehende Frauen beim (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben unterstützen, wird Kinderbetreuung angeboten. 

Safi Salzburger Fraueninitiative 

Am selben Standort (Sterneckstraße) läuft noch ein weiteres EU-gefördertes Projekt für Frauen – Safi Salzburger Fraueninitiative. "Safi" arbeitet mit den Teilnehmerinnen mittels koordinierter Hilfeplanung, Einzelcoaching und einem bedarfsgerechten Seminarangebot an individuellen Problemlösungen.

Effizienzmaßnahmen an Dampfturbinen

AustroCel beschäftigt sich schon lange mit Umweltmanagement: Die effiziente Verwendung von rein biogener Primärenergie ist das Ziel. Kein Öl, kein Erdgas – nur Biomasse und selbstgewonnenes Biogas kommen bei der Zellstoffgewinnung zum Einsatz. Das werkseigene Biomasseheizkraftwerk und das Biogasheizkraftwerk versorgen den Betrieb zusätzlich mit Wärme und Strom und speisen auch das Fernwärmenetz (> 100GWh) der Salzburg AG. An einer der Dampfturbinen wurde kürzlich mit EU-Förderungen Effizienzmaßnahmen durchgeführt, wodurch die Stromerzeugung um 3.611 MWh pro Jahr gesteigert wurde.

Die Austrocel Hallein beschreitet mit Bio-Ethanol neue Wege.  | Foto: AustroCel/Franz Dieterich (2019)
  • Die Austrocel Hallein beschreitet mit Bio-Ethanol neue Wege.
  • Foto: AustroCel/Franz Dieterich (2019)
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Beide Projekte können im Rahmen von "EUropa in meiner Region" besucht werden.
AustroCel: 10. Oktober, 10 bis 13 Uhr; Führungen starten um 10 Uhr und 11.30 Uhr. Anmeldung: ingrid.einspieler@austrocel.com
Frauen Kompetenz Zentrum Salzburg: 16. September 10 bis 16 Uhr; Workshops um 13 Uhr und 14 Uhr; Anmeldung: julia.mareda@ibisacam.at

>>HIER<< findest du eine Auswahl erfolgreicher Projekte in deiner Nähe aus der Förderperiode 2014 bis 2020, gefördert durch verschiedene EU-Programme.

Förderbudget steigt in neuer Periode

Im neuen EU-Budget 2021 bis 2027 wird Österreich nach vorläufigen Schätzungen aus dem Finanzministerium – die Zahlen stehen im Herbst fest – im Bereich "ländliche Entwicklung" und im neuen Aufbaufonds mehr Geld zur Verfügung haben als zuletzt. Waren es zwischen 2014 und 2020 3,9 Milliarden Euro (lfd P****), sollen es von 2021 bis 2027 nun 4,2 Milliarden Euro (lfd P) sein. In den ESI-Fonds soll es Schätzungen zufolge ebenfalls mehr Geld für Österreich geben, 1,4 Milliarden Euro (lfd P) statt 1,3 Milliarden Euro (2014 bis 2020, lfd P*). Da der EFRE, der ESF sowie der ELER Bestandteile des ESF-Fonds sind, ist in all diesen Fonds mit mehr Geld als zuletzt zu rechnen.  

**** zu laufenden Preise

Steuerungsgruppe Europa 2027: Bgm. Günther Mitterer, Obmann des Salzburger Gemeindeverbandes mit Gritlind Kettl, Initiatorin und Leiterin der Stabsstelle EU-Bürgerservice und Europe Direct Land Salzburg, Klaus Federmair, stellvertretender Abteilungsleiter im Finanzministerium und Bgm. Thomas Freylinger, Sprecher der Steuerungsgruppe Europa 2027 (v.l.).
  • Steuerungsgruppe Europa 2027: Bgm. Günther Mitterer, Obmann des Salzburger Gemeindeverbandes mit Gritlind Kettl, Initiatorin und Leiterin der Stabsstelle EU-Bürgerservice und Europe Direct Land Salzburg, Klaus Federmair, stellvertretender Abteilungsleiter im Finanzministerium und Bgm. Thomas Freylinger, Sprecher der Steuerungsgruppe Europa 2027 (v.l.).
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"Geld muss in die Regionen zurückfließen"

Der Salzburger Sprecher der Steuerungsgruppe Europa 2027, Kuchls Bürgermeister Thomas Freylinger sagt dazu: „Für uns ist wichtig, dass mehr Geld in die Regionen zurückfließt. Nur so werden Projekte möglich, mit denen die Infrastruktur ausgebaut, ökologische Impulse gesetzt und das soziale Zusammenleben in unserem unmittelbaren Lebensumfeld verbessert werden können.“

>>HIER<< liest du mehr über den neuen, mehrjährigen EU-Finanzrahmen.

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