Psychologie / Psychotherapie
Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Adipositas, Binge-Eating

Was sind Essstörungen?

Das Verhältnis zum Essen und zur Nahrungsaufnahme kann massiv gestört sein. Essstörungen sind eine psychische Erkrankung, die äußerlich gut sichtbar ist. Ich biete psychologische Hilfe in Österreich und Deutschland an – auch online.

Essen, Trinken und unser Essverhalten

Essen und Trinken werden von Menschen als etwas Existentielles und Verbindendes erlebt.
Dabei wird unser Essverhalten gesteuert durch:

  • kognitive Prozesse, wie etwa das Wissen um eine gesunde Ernährung, Einstellungen wie Vegetarismus oder vegane Ernährung, Informationen über gesunde und ungesunde Ernährungsweisen
  • emotionale Dispositionen
  • Lernprozesse (etwa durch Konditionierungen)
  • genetische Veranlagungen
  • biologische Mechanismen

Essen bedeutet aber auch Beziehung, nämlich Beziehung zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zum Leben. So sind viele gesellschaftliche Rituale mit gutem Essen und Trinken verbunden und fördern grundsätzlich die Beziehung zu uns selbst als auch zur Gemeinschaft. Essen kann somit den sozialen Zusammenhalt oder eine Partnerschaft stärken („Liebe geht durch den Magen“), und in allen Kulturen und Religionen wohnt dem Essen und Trinken etwas Transzendentes inne.
Im Essen und Trinken bilden sich auch Machtdynamiken ab: So wird Essen, Einkaufen und Kochen in patriarchalischen Kulturen eher der weiblichen Genderrolle zugeschrieben, Alkohol und Trinken eher dem männlichen Geschlecht, Besäufnisse und Essgelage werden dabei eher bei Männern toleriert als bei Frauen.

Filmtipp: "Essstörung Magersucht: Wenn Essen zur unüberwindbaren Qual wird"

Magersucht ist eine schwere psychische Störung mit hohen Todesraten. Die Krankheit ist komplex zu behandeln und erfordert multiprofessioneller Ansätze.

Welche Essstörungen gibt es?

  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) (der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Ochsenhunger oder Stierhunger“)
  • Binge-Eating-Störung (wiederkehrende Essanfälle)
  • nicht näher bezeichnete Essstörungen (oder atypische Essstörungen)
  • Adipositas (Fettleibigkeit)

Magersucht, Bulimie und Binge-Eating haben gemeinsam, dass sich die betroffenen Personen in übertriebener Weise mit ihrem Körper und ihrem Gewicht beschäftigen, und dass der Körper und das Gewicht einen enormen Einfluss auf das Verhalten, die Selbsteinschätzung und das Selbstwertgefühl haben.
Die Magersucht finden wir tendenziell eher bei Menschen mit einer narzisstischen, einer selbstunsicheren oder soziophobischen Persönlichkeitsstruktur, die Bulimie eher bei histrionischen Menschen oder Personen mit Borderline-Zügen, die Binge-Eating-Störung bei depressiven und ängstlichen Menschen.

Essstörungen sind übrigens kein Phänomen der Moderne oder Postmoderne. Formen von Untergewicht und Fettleibigkeit sind nämlich schon seit der Antike überliefert. Seit Jahrhunderten sind Formen von Untergewicht und Adipositas bekannt.
Die Ärztin und Psychoanalytikerin Hilde Bruch bringt das Phänomen auf den Punkt:
„Menschen mit Magersucht oder Fettsucht sind Individuen, für die das Essen die missbräuchliche Funktion hat, Probleme, die ansonsten unlösbar erscheinen, auf diese Art zu bewältigen… Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie abnorme Mengen Nahrung zu sich nehmen, was sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild ausdrückt…“


Wer ist von Störungen im Essverhalten betroffen?

Von der Magersucht und der Bulimie sind vorwiegend Frauen betroffen. Das Verhältnis von Frauen zu Männern liegt bei 10:1. Bei den Männern zeigen homosexuelle und bisexuelle Männer ein höheres Risiko, eine Magersucht zu entwickeln. Bei der Binge-Eating-Störung ist das Verhältnis Frauen zu Männern bei 3:2.
Gründe für diese unterschiedliche Verbreitung unter den Geschlechtern sind vor allem gesellschaftliche, da das Schlankheitsideal eher an das weibliche Geschlecht gebunden ist. Auch das Äußere ist bei Frauen in der Gesellschaft von noch größerer Bedeutung als das von Männern, während bei Männern vielmehr Muskelmasse, Potenz, Leistung und Erfolg zählen.
Männer missbrauchen hingegen häufiger Alkohol und entwickeln eine Suchterkrankung. Frauen sind hier etwas zurückhaltender (oder trinken versteckt und heimlich). Essen ist gesellschaftlich akzeptierter als Alkohol und daher die unauffälligere „Droge“.


Filmtipp: "Essstörung Magersucht: Habe ich Anorexie und was sind Symptome?"

Während der Zeit der COVID-Pandemie hat die Zahl der magersüchtigen Jugendlichen stark zugenommen. Jede 10. Person stirbt an den Folgen der Magersucht.

Magersucht oder Bulimie - Gründe und Ursachen

  • In der westlichen Zivilisation und in den Wohlfahrtsgesellschaften findet sich heute ein Überfluss und eine Überproduktion an Nahrungs- und Lebensmitteln. So wird mehr Nahrung produziert, als Menschen essen können, und tagtäglich landen privat und in den Supermärkten viele Lebensmittel im Müll.
  • Frauen aller gesellschaftlichen Milieus und aller sozialer Schichten sind von Magersucht und Bulimie betroffen. Magersucht findet sich eher in bildungsnahen Milieus und in den höheren Sozialschichten, in denen Normen wie restriktives, auch zwanghaft gesundes Essverhalten, ein extremes Schlankheitsideal, die Sorge um das Gewicht und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper weit verbreitet sind.
  • Ein übertriebenes Diätverhalten kann der Nährboden für eine spätere Essstörung sein: So haben etwa 50 Prozent aller Mädchen zwischen elf und 13 Jahre in Westeuropa bereits eine Diät hinter sich.
  • Zu den Risikogruppen zählen Sportler*innen, Gymnasiast*innen und Student*innen, Patient*innen mit Diabetes mellitus und Menschen, die Berufe oder Hobbys ausüben, bei denen ein geringes Körpergewicht von Bedeutung ist, etwa Schauspieler*innen und Models).
  • Personen, die in der Kindheit unter Angststörungen oder zwanghaften Zügen litten, haben ein höheres Risiko, in ihrer Jugend magersüchtig zu werden. Hingegen sind Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend ängstlicher waren, ein niedrigeres Selbstwertgefühl hatten, depressive Züge aufwiesen, unter sozialen Angststörungen litten oder Übergewicht hatten, später gefährdeter, eine Bulimie zu entwickeln.
  • Auch genetische Faktoren werden diskutiert sowie familiäre Ursachen und die Persönlichkeit eines Menschen.

Film: "Gefährliche Essstörung "Diabulimie": Sie hat knapp überlebt!"

Diabulimie gilt als eine sehr gefährlichste Essstörung. Sie ist eine lebensbedrohliche Kombination aus Essstörung und Diabetes Typ 1.

Sind Anorexie und Bulimie Suchterkrankungen?

In der Wissenschaft ist es umstritten, ob es sich bei der Magersucht und der Bulimie tatsächlich um Suchterkrankungen handelt.
Hauptmerkmale einer Suchterkrankung sind der unwiderstehliche Drang, eine Substanz zu konsumieren, den Konsum zu steigern und viel Zeit für die Beschaffung der Substanz und deren Konsum aufzuwenden. Setzt ein Mensch die Substanz ab, so kommt es zu psychischen und/oder körperlichen Entzugserscheinungen. Die von Sucht betroffenen Menschen haben oft nur eine geringe oder gar keine Krankheitseinsicht.
Gerade die mangelnde Krankheitseinsicht findet sich oft auch bei der Magersucht. Zudem wirkt die Magersucht (wie auch andere Süchte) oft apersonal und unauthentisch.

Film: "10.000 kcal Fressanfall - 10 Fragen an einen Binge-Eater"

Beim Binge-Eating haben Menschen gravierende Essanfälle. Die Betroffenen nehmen innerhalb kürzester Zeit Unmengen an Nahrungsmitteln zu sich.


Was ist Adipositas?

Von Adipositas spricht man, wenn Menschen schweres Übergewicht haben. Rund ein Viertel aller Menschen, darunter vor allem auch junge Erwachsene, sind von Adipositas betroffen. Adipositas liegt dann vor, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 30 liegt. Kraftsportler haben auch oft einen BMI über 30, sind aber aufgrund ihres geringen Körperfettanteils nicht adipös.

Adipöse Menschen haben besonders viel Körperfett. Dieses Übergewicht entsteht, wenn wir dauerhaft mehr Nahrung/Kalorien zu uns nehmen als wir verbrauchen. Eine fettreiche, zuckerreiche und hochkalorische Ernährung begünstigt Adipositas. Auch zu wenig Bewegung und Sport, eine sitzende Lebensweise oder unterdrückte Emotionen (etwa Wut, Zorn, Angst) sind Risikofaktoren. Adipositas führt häufig zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, zu Diabetes Typ 2, zu Arthrose, zu Unfruchtbarkeit bei Männern, zu Demenz und zu massiven Beschwerden im Bewegungsapparat und senkt damit die Lebenserwartung.

In einer Psychotherapie erfahren Sie Hilfe und Unterstützung, um ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, sich selbst besser anzunehmen und zu akzeptieren und die Ursachen für das übermäßige Essen zu ergründen.

Filmtipp: "Adipositas: Übergewicht und Bauchfett abnehmen"

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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