Psychologie / Psychotherapie
Sinn, Glück und ein zufriedenes Leben

Die Suche nach dem Sinn und Glück in unserem Leben

Glückliche und altruistische Menschen leben auch länger, sogar dann, wenn sie rauchen, zu viel Alkohol trinken oder zu wenig Sport betreiben.

Nach Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie, sind Sinn und Sinnfindung für fast alle Menschen wichtige Anliegen und eine wesentliche Basis für ein erfülltes und zufriedenes Leben.

Dabei ist es von Bedeutung, dass wir immer auf der Grundlage unserer persönlichen Werte handeln. Auch unter schwierigen Lebensbedingungen können wir psychisch stabil und resilient bleiben, wenn wir einen guten Zugang zu unserem Sinn im Leben haben, aus dem wir Lebensfreude, Mut und Kraft ziehen können.

Das Leiden unter Sinnlosigkeit

Beim Leiden unter der Sinnlosigkeit handelt es sich um Existentielles Leid. Das Leben fühlt sich vergeblich an, ich bin orientierungslos, hoffnungslos und mir fehlt die Perspektive für Zusammenhänge und Entwicklungsprozesse in meinem Leben.

Wie werde ich glücklich?

Glück ist viel subtiler als Spaß und Hedonismus. Wenn wir glücklich sind, dann fühlen wir uns dankbar gegenüber dem Leben und unseren Mitmenschen und strahlen unser Glück und unsere Freude nach außen. Ich bin dabei ganz dankbar für den Moment der Gegenwart und kann diese Dankbarkeit auf die nächsten Momente ausdehnen.

Spaß und Hedonismus sind in der Regel abhängig von Situationen, Substanzen, Aktivitäten, Personen u.v.m. Auch gesunder Hedonismus kann ein Lebenswert sein, etwa der Genuss eines Glases Rotwein, eine Fahrt mit der Achterbahn, genussvoller Tabakkonsum, ein spannender Film, eine Reise nach Mallorca. Sie alleine machen uns aber noch lange nicht glücklich, da wir dabei viel zu sehr von den äußeren Umständen abhängig sind.

Wenn Menschen im Lotto gewinnen, dann erleben sie eine Phase des Hochs, in der sie sich himmelhochjauchzend über die vielen Millionen freuen. Nach spätestens sechs bis zwölf Monate sind die Gewinner*innen jedoch genauso glücklich oder unglücklich wie vor dem Lottogewinn. Ich befinde mich dann wieder auf meinem normalen Niveau der Zufriedenheit.

Oder wenn unglückliche Menschen bzw. Personen mit Bindungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen eine neue Partnerschaft eingehen, erleben sie alles himmelhochjauchzend. Nach nur wenigen Monaten aber holt sie ihr Unglück wieder ein. Sie sind dann trotz einer guten Partnerschaft nicht glücklich, weil eben die Beziehung zu sich selbst gestört ist.

In unserer Konsum- und Leistungsgesellschaft werden zahlreiche Dinge, Güter und Dienstleistungen beworben, die Glück versprechen, in Wirklichkeit aber nur schnelle narzisstische Bedürfnisse befriedigen. Uns wird dabei ein Pseudo-Glück vorgegaukelt, damit wir immer mehr wollen, nie ganz zufrieden sind und ständig nach weiteren Ersatzbefriedigungen suchen. Mit Glück hat dies wenig bis gar nichts zu tun, vielmehr mit Betäubung.

In Kriegszeiten und nach Katastrophen sinkt übrigens die Selbstmordrate. Die Menschen legen mehr Mut, Solidarität und Überlebenswillen an den Tag und fühlen einander mehr verbunden. Diese Selbstlosigkeit und der damit verbundene Altruismus scheinen Menschen trotz widriger äußerer Umstände zufriedener zu machen.

Nähe, Hilfe und gegenseitiger Beistand senken auch das Risiko für die Ausbildung einer Posttraumatischen Belastungsstörung, während Einsamkeit und Isolation das Risiko dafür erhöhen.

Glückliche Menschen setzen sich konstruktiv mit den realen Schwierigkeiten und Problemen in ihrem Leben auseinander. Sie grübeln wenig, was alles passieren könnte, d.h. sie haben weniger pessimistische Sorgen als seelisch verwundete oder traumatisierte Personen. Dadurch steht ihnen viel mehr Kraft und Lebensenergie zur Verfügung, welche sie sich für reale Gefahrensituationen und Probleme aufsparen.

Sie begegnen Problemen mit einer aufgeschlossenen und kreativen Haltung

Glückliche Menschen schneiden bei Prüfungen besser ab, erbringen bessere Leistungen im Beruf, pflegen gesündere Beziehungen, leben gesünder und länger und haben seltener postoperative Schocks, an denen sie sterben.

Psychisch gesunde Menschen betrachten Probleme als zeitlich begrenzt und haben eine Vision, wie es ihnen gehen könnte, wenn die Schwierigkeiten bereits bewältigt sind.

Unglückliche, traumatisierte Personen und Menschen mit Bindungs- und Persönlichkeitsstörungen beziehen Probleme viel mehr auf sich, denken, dass ihre Schwierigkeiten von Dauer seien, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimme und dass sie alles falsch anpacken würden. Sie rechnen mit großen Bedrohungen oder Katastrophen.

Sie geben dann rascher auf, brechen ab, lenken sich ab, flüchten sich in Ersatzbefriedigung oder missbrauchen Medikamente, Sex, Drogen, Alkohol oder Menschen.

Glücklichere Menschen verfolgen ihre Ziele gelassener, geduldiger, bleiben dran und geben weniger rasch auf.

Was macht uns besonders glücklich und zufrieden?

  • Menschen, die besonders glücklich und zufrieden mit ihrem Leben sind
  • engagieren sich sozial und gesellschaftlich,
  • verhalten sich sozialer und altruistischer,
  • sind sportlicher oder gehen künstlerischen Aktivitäten nach,
  • können private Beziehungen gut pflegen und aufrechterhalten,
  • sind selbstloser als ihre Mitmenschen,
  • handeln oft mit uneigennütziger Güte,
  • sind liebes- und bindungsfähig und können Liebe und gesunde Bindungen auch selbst gut annehmen.

Was können wir tun, wenn wir unglücklich sind oder unter großen Problemen leiden?

  • Wir können immer etwas tun oder verbessern (anstatt uns aufzugeben oder zu resignieren).
  • Wir können den Schaden begrenzen.
  • Wir können Verlorenes oder Vernichtetes wiederherstellen.
  • Wir können jeden Tag als einen Neuanfang betrachten - es ist nie zu spät.
  • Wir können noch einmal ganz von vorne anfangen.
  • Wir können jeden einzelnen Moment, jede Schwierigkeit, jeden Verlust, jede Trennung, jede Kritik nutzen, um etwas über uns zu lernen, uns weiterzuentwickeln und mehr zu uns selbst zu finden.

Film: "Viktor E. Frankl - Die Sinnfrage in der technologischen Gesellschaft"

Der Holocaust-Überlebende Viktor Frankl hat die Beratungsrichtung der Logotherapie entwickelt. Aus dieser Beratungsschule hat sich die Psychotherapieschule der Existenzanalyse entwickelt.

Freiheit überfordert viele Menschen

Viele Menschen sind mit der inneren und äußeren Freiheit, die wir heute haben, überfordert. Sie setzen Freiheit allein mit der äußeren Freiheit gleich und sind davon überzeugt, dass wir glücklich werden könnten, wenn wir VON etwas frei sind. Glück und Zufriedenheit bedürfen aber immer der Auseinandersetzung mit der Freiheit ZU.

Freiheit bedeutet eben nicht, tun und lassen zu können, was uns Spaß macht und uns kurzfristige narzisstische Befriedigung verschafft. Wenn ich jeden Impuls auslebe, dann wird mein Leben beliebig, langweilig, leer, willkürlich und unerfüllt.

Um wirklich frei zu werden, ist es notwendig, dass wir bei uns selbst beginnen und uns von inneren und äußeren Unfreiheiten lösen. Oft stehen wir uns nämlich selbst im Weg.

Die Endlichkeit macht unsere Lebenszeit kostbar

Unser Leben ist endlich und geht viel zu schnell vorbei, wenn wir die Zeit unseres Lebens verschwenden. Jeder Tag ist kostbar, weshalb die Positive Psychologie und Logotherapie uns anregen, die uns verbleibende Zeit gut, erfüllt und sinnvoll zu nutzen.

Jeder Tag kann nämlich unser letzter sein, und wir wissen nie, wann der Tod uns ereilen wird. Angesichts des Todes bekommt unser Leben Dringlichkeit, und es wäre schade, wenn wir unsere begrenzte Lebenszeit vergeudeten. Stattdessen sollten wir sie wertschätzen, damit wir in der der Stunde unseres Todes nicht voller Reue auf unser Leben zurückblicken müssen.

Wir sollten JETZT mit dem Leben anfangen, solange wir noch in guter kognitiver und körperlicher Verfassung sind. Zu viele Menschen schieben ihr gutes Leben immer auf später, etwa auf die Zeit der Pension, die sie dann u.U gar nicht mehr erleben.

Haben wir ein gesundes Bewusstsein für unsere Endlichkeit, so können wir in jedem Augenblick die Fülle des Lebens entdecken. Wir leben dann jeden Tag so, als könnte es unserer letzter sein und können uns über die kleinen Momente freuen, etwa über einen Sonnenaufgang, den Anblick eines Baumes im Herbst, das Lächeln eines Mitmenschen u.v.m. Die Zeit wird kostbar, und wir weigern uns, sie an flüchtige Dinge oder Tätigkeiten zu verschwenden.

Wenn wir uns indes aus Langeweile mit Konsum, sinnloser Zerstreuung und unfruchtbaren Tätigkeiten ablenken, dann wird unser Leben wertlos und sinnfrei. Wir vergeuden unsere Zeit, d.h. wir leben nicht lange, sondern existieren nur lange.

Fragen zu Sinn und Glück im Leben

  • Worum geht es mir in meinem Leben wirklich? Was zählt für mich im tiefsten Innersten am Meisten?
  • Was muss ich eigentlich wirklich tun und erreichen, und was kann ich ablegen, damit ich ein gutes, sinnerfülltes Leben führen kann?

Film: "Small is beautiful - Die Rückkehr zum menschlichen Maß: Leopold Kohr Doku"

Je weniger wir brauchen und konsumieren, desto freier, glücklicher und zufriedener werden wir im Leben.

Dies bedeutet nicht, dass wir uns von Dingen trennen sollten, an denen unser Herz hängt und die einen Wert für uns darstellen. Hier sind aber Dinge, Gegenstände und Materielles gemeint, die uns dazu bringen, die Zeit unseres Lebens zu vergeuden.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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