Bergauf & Bergab

Öffi-Tour von Lend über den Böndlsee zur Hirtenkapelle

Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind derzeit sehr in Mode. Zu Recht. Sie schonen die Umwelt, das Geldbörsel und bringen meist eine entspannte An- und Abreise. Hier am Beispiel einer Wanderung, die am Bahnhof Lend startet.

Ein Bahnhof an der Weststrecke durch den Pinzgau ist natürlich ein Glücksfall, hier geht ja fast immer ein Zug oder eine S-Bahn. Dazu noch ein Hinweis: Der Alpenverein verleiht an seine Mitglieder auch Klimatickets (Infos hier); die Naturfreunde an ihre Mitglieder (Infos hier). Aber abgesehen davon: Aus dem industriell geprägten Lend geht es ein Stück am Pinzgauer Marienweg hinauf zum malerischen Böndlsee und zum höchsten Punkt über Almwiesen zur Hirtenkapelle. Eine Wanderung voller Gegensätze und das auf zeithistorischem Boden – hier ermordeten SS-und Gestapo 1944 zahlreiche Menschen, die sich dem mörderischen Nazi-Regime widersetzten (historische Details hier zum Nachlesen).

Einfache Wanderung – fallweise steil

Anforderung: Einfache Wanderung auf guten Wegen oder asphaltierten Straßen, fallweise recht steil. Gesamt 850 Höhenmeter und 5,5 Stunden.

Ausgangspunkt/Anfahrt: Bahnhof Lend – Zugfahrplan/S-Bahn - Öffiroutenplaner

Route: Direkt vom Bahnhof über den Bahnübergang (Schranken), dahinter zu einer Mauer (Wegweiser) und nach links auf der schmalen und teilweise sehr steilen Straße hinauf zur Scheiberhöhe (878 m). Kurz die Straße weiter etwas absteigen bis zur einer Abzweigung mit vielen Wegweisern. Von hier auf der Straße nach Nordwesten, man kommt dann direkt zum Marterl für die beiden 1944 von der Gestapo ermordeten Hochleitner-Brüder und weiter zum Unterdorf-Hof, wo am 2. Juli 1944 der Anführer der Goldegger Wehrmachtsdeserteure Karl Rupitsch von einem SS-Todesschwadron gefasst wurde. Bei der Abzweigung (Wegweiser) rechts eine schöne Baumallee entlang bis nach links in den Wald ein Steig abzweigt (Wegweiser). Diesen Waldsteig kurz steil hinauf, man erreicht eine Almstraße. Dieser folgt man nun konsequent über den Irrsteinbauer (1018 m), die Mittersteinalm (1190 m) bis man zu einem Wegweiser „Hirtenkapelle“ kommt. Hier am Almsteig nach links (West) und in zwei weiten Kehren hinauf zur Kapelle – mit 1384 Meter der höchste Punkt dieser Wanderung. Der Abstieg führt nach Osten (mehrere Wegweiser) bis man wieder auf die Almstraße trifft. Dieser folgt man (Wegweiser „Meislsteinalm“) bis zu dieser Alm (1275 m). Die Meislsteinalm ist bewirtschaftet und bekannt für ihre gute Küche. Nach der Rast weiter absteigen bis man auf die Anstiegsroute trifft – weiter wie im Anstieg retour zum Böndlsee und am Hotel Seeblick vorbei retour am Anstiegsweg nach Lend.

Opfer und Täter

Variante: Für zeitgeschichtlich Interessierte bietet sich ein Abstecher (10 Minuten Fußweg vom Bahnhof) zur Kirche beziehungsweise zum Friedhof von Lend an. In der Kirche (neben dem Eingang links) findet sich eine Gedenktafel für den widerständigen Pfarrer Kaspar Feld, der die KZ-Haft überlebt hatte. Am Friedhof (neben dem Eingang rechts hinter einer kleinen Mauer) findet sich ein Gedenktafel für den Kommunisten und Widerstandskämpfer Josef Scherleitner, der von den Nazi-Schergen ermordet worden war (Artikel über die Gedenktafeln hier). Und am Soldaten- oder Ehrenfriedhof ist das Grab von Franz Bodmann. Der SS-Mann war unter anderem auch Lagerarzt des Vernichtungslagers Auschwitz.

• Ausrüstung: Wanderausrüstung. Im Sommer eventuell Badesachen für eine Sprung in den Böndlsee mitnehmen. Die Mitnahme eines Bikes für die Strecke Lend-Böndlsee-Lend erscheint verlockend, die Straße ist aber ausgesprochen steil und für ungeübte Fahrer und Fahrerinnen bergab eventuell gefährlich.
• Karte: Kompass Nr. 30, „Saalfelden – Saalbach-Hinterglemm – Zell am See“, 1:50.000.
• Literatur: Andreas Praher/Thomas Neuhold, „Widerstand. Verfolgung. Befreiung. Zeitgeschichtliche Wanderungen.“ Verlag Pustet, Salzburg 2020.
• Einkehr:Hotel Seeblick am Böndlsee. Meiselsteinalm .
• Mehr zum Thema Wandern und Bergsteigen:www.meinbezirk.at/bergauf
• Info: Thomas Neuhold und die Bezirksblätter Salzburg GmbH übernehmen für die angeführte Tour keine Haftung. Im Zweifel soll man immer eine Bergführerin oder einen Bergführer engagieren.