Interview
"Maturanten für die Lehre gewinnen"

Manfred Rosenstatter, Landesobmann der Wirtschaftsbunds Salzburg.
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Manfred Rosenstatter, Landesobmann des Wirtschaftsbunds Salzburg nennt drei konkrete Ideen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

SALZBURG. Seit gut einem Monat ist Manfred Rosenstatter Landesobmann des Wirtschaftsbunds Salzburg (WB). Am 29. April soll er zum Präsidenten der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) gewählt werden. Wir haben den Flachgauer gefragt:

Herr Rosenstatter, Experten gehen für das Jahr 2019 von einer Abflachung der Konjunktur aus, was bedeutet das für Salzburgs Klein- und Mittelbetriebe?
MANFRED ROSENSTATTER:
Ich denke, diese Prognosen werden Salzburg nur abgeschwächt treffen. 2019 wird wie 2018 gut laufen. Die Klein- und Mittelbetriebe sind gut gestellt, die Auftragsbücher weitgehend gut gefüllt und die Investitionsfreudigkeit ist da. Was uns akut bremst, ist der Fachkräftemangel.

Man hat den Eindruck, man kann nirgends noch jemanden „abwerben“, weil in jeder Branche Fachkräfte fehlen?
MANFRED ROSENSTATTER:
Das stimmt. Aber wir können dem Trend mit Bildung entgegenwirken. Die einzigartige duale Lehrlingsausbildung hilft uns hier schon enorm. Mit einer neuen dualen Akademie wollen wir auch die AHS-Maturanten abholen. Sie können eine verkürzte Lehre starten und mit dem Fachkräftegehalt einsteigen. Unternehmen oder Ausbildungseinrichtungen können vom AMS einen pauschalierten Zuschuss zu den Ausbildungskosten erhalten. Ab Herbst beginnen wir mit drei Zweigen – Spedition, Großhandel und Mechatronik. Außerdem wird der Talente-Check auch für Erwachsene angeboten.

Vor allem die Technik ist auch vom Fachkräftemangel betroffen. Wo gilt es einzugreifen?
MANFRED ROSENSTATTER:
An der Fachhochschule (FH) in Urstein studieren aktuell gut 3.000 Menschen. Diese Zahl soll auf 4.000 angehoben werden – vor allem im IT- und Technikbereich.

Ist also der Fachkräftemangel das größte Problem für die Salzburger Wirtschaft?
MANFRED ROSENSTATTER:
Ja, neben der überbordenden Bürokratie und den hohen Lohnnebenkosten. All diese Probleme treffen die Klein- und Mittelbetriebe am härtesten. Wir brauchen Steuererleichterungen, damit die Klein- und Mittelbetriebe und ganz Salzburg wettbewerbsfähig bleiben.

Sie haben bei Ihrer Antrittsrede gesagt: "Wir können und sollen mit der Zukunft in Dialog treten." Wie meinen Sie das?
MANFRED ROSENSTATTER:
Wir können viel von der Vergangenheit lernen, sollen aber die Zukunft gestalten. Wir stehen hier vor vielen Herausforderungen – einer beschleunigten Zeit mit vielen Veränderungen und deren Treibern, die Digitalisierung und Technologie. Denen müssen wir uns stellen, ob wir wollen oder nicht. Jeder Unternehmer ist natürlich für sich selbst verantwortlich, aber die Aufgabe des Wirtschaftsbundes ist es auch, hier Bewusstseinsbildung zu betreiben und aufzuzeigen, wo die Reise hingehen wird, Best Practice-Beispiele aufzuzeigen, von denen man sich was abschauen kann usw.

Wo stehen Salzburgs Klein- und Mittelbetriebe beim Thema Digitalisierung aktuell?
MANFRED ROSENSTATTER:
Wir müssen den Klein- und Mittelbetrieben mehr Verständnis für die Digitalisierung geben und sie auch verfügbar machen. Die Digitalisierung wird die Zukunft aller Branchen sein. Zum Beispiel gibt es bereits Malereibetriebe, die mit Virtual-Reality-Brillen arbeiten, welche die Räume digital ausmessen und den Kunden das Ergebnis virtuell zeigen können. Hier kann sich niemand herausnehmen. Der Wettbewerb wird dort stattfinden, wo die fleißigsten und innovativsten Menschen sitzen. Ohne Digitalisierung können wir nicht dabeisein.

2016 wurden in Salzburg mehr als die Hälfte der Einzelunternehmen von Frauen gegründet. Zeigt sich das auch im Wirtschaftsbund?
MANFRED ROSENSTATTER:
Selbstständigkeit spielt bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Der Wirtschaftsbund ist noch sehr männerlastig. Wir freuen uns auf jeden weiblichen Zugang. Es ist definitiv ein Ziel, den Frauenanteil im Wirtschaftsbund zu erhöhen.

Mehr über Manfred Rosenstatter:

Manfred Rosenstatter wurde am 28.7.1968 als Sohn einer Seehamer Gastwirtsfamilie geboren. Er absolvierte nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Fachschule in Klessheim eine Lehre als Einzelhandelskaufmann. Von 1988 bis 1991 war Rosenstatter Ein- und Verkaufsleiter der F Alu-West GmbH (AMAG).

Firmengründung mit 23 Jahren

Im November 1991 gründete er mit 23 Jahren die Firma Alumero. Das Unternehmen ist Hersteller von hochwertigen Strangpress- und Mikroprofilen mit mechanischer Weiterbearbeitung, wie auch Systemanbieter im Baugewerbe, mit Montagesystemen für Solar und Photovoltaik, Aluminiumsystemen für die Industrie, Alu- und Glas-Lärmschutzelementen, Ladebordwänden und vieles mehr.

"Salzburgs bester Jungunternehmer"

1995 wurde Manfred Rosenstatter von Land und Wirtschaftskammer als „Salzburgs bester Jungunternehmer“ ausgezeichnet. Das Unternehmen verzeichnete in der Folge ein dynamisches Wachstum: 2003 wurde die Produktionsstätte in Chorzów in Polen erworben, 2008 folgte ein weiterer Produktionsstandort in Helmond in den Niederlanden. Parallel zum Ausbau des Unternehmens studierte Rosenstatter und erwarb den Abschluss als Dipl.-Betriebsökonom. 2010 erfolgte der Neubau der Firmenzentrale in Seeham 2012 wurde eine weitere Fertigungsanlage in Slowenien eröffnet und die Produktionen in Polen und Slowenien bis 2017 weiter ausgebaut. Alumero beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 56 Millionen Euro. Das Unternehmen, ein Klimabündnisbetrieb, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

Politisch aktiv

Manfred Rosenstatter war außerdem von 1998 bis 2009 Gemeinderat der ÖVP in Seeham und Obmann des Wirtschaftsbundes Seeham. In der Wirtschaftskammer ist Rosenstatter Vorsitzender der Fachvertretung Außenhandel und Mitglied im Bundesgremium des Außenhandels, Mitglied der Spartenkonferenz Handel der Wirtschaftskammer Salzburg und Delegierter zum Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer.

>>HIER<< lesen Sie mehr über Manfred Rosenstatter.

Manfred Rosenstatter, Landesobmann der Wirtschaftsbunds Salzburg.
Manfred Rosenstatter im Gespräch mit Chefredakteurin Julia Hettegger.
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