Dirigent Markus Poschner:

"Zeit des Stillstandes war extrem zermürbend"

GMUNDEN. Am 4. Juli findet im Toscana Park Gmunden mit dem Salzkammergut Open Air ein außergewöhnliches Konzert statt. Dabei gibt das Bruckner Orchester unter Dirigent Markus Poschner gemeinsam mit Tenor Rolando Villazón und Sopran Regula Mühlemann Stücke von Komponisten mit Bezug auf Gmunden wieder. Das Konzert wird auf ORF III übertragen. Am Freitag, 2. Juli, gibt es ein "Vorkonzert", Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Die BezirksRundschau hat mi Markus Poschner über den Konzertabend gesprochen.

Es gibt jetzt endlich wieder Kulturveranstaltungen und Konzerte. Nach einer doch langen Pause – sind Sie da jetzt nervöser?
Poschner: Ganz im Gegenteil – ich bin voller Vorfreude und Tatendrang. Die Zeit des Stillstandes war extrem zermürbend.

Für Künstler ist es ja wahrscheinlich schrecklich, nicht vor Publikum auftreten zu können – werden Sie das Konzert in Gmunden noch mehr genießen? Und noch dazu ein Open-Air Konzert vor so schöner Kulisse?
Stellen Sie sich vor, Sie bereiten jeden Abend ein Festtagsmenü vor und niemand kommt schließlich zum Essen. Unser Tun und Streben und letztlich das Kunstwerk erfüllt sich immer nur mit Publikum, darauf arbeiten wir jeden Tag intensiv hin, nur das ergibt Sinn. Natürlich freuen wir uns schon wahnsinnig auf unser Gmundner Konzert. Die Atmosphäre im Park ist einzigartig mit einem der schönsten Berge überhaupt, dem Traunstein, im Rücken. Ich kann’s kaum erwarten.

Das Konzert wird ja auf ORF III präsentiert. Sind Sie und die Musiker da aufgeregter?
Für uns macht es eigentlich keinen Unterschied - ob hundert oder hunderttausend zuhören, im Moment des Musizierens verschwindet die Welt um einen herum, man ist vollkommen fokussiert und hört ganz in sich hinein. Zum Nachdenken wäre überhaupt kein Platz.

Die Liste, an Komponisten, die mit Gmunden und der Gegend verbunden sind, liest sich wie das „Who is Who“ der Musikgeschichte. Beim Konzert in Gmunden werden Stücke vorgetragen, die aus der Feder von „Gmundner“ Komponisten stammen. Worauf freuen Sie sich dabei am meisten?
Diese herrliche Region hat schon immer Künstler angezogen und durch alle Zeiten hindurch tief inspiriert, das ist kein Zufall. Es war faszinierend zu sehen, wie Gmunden und der Traunsee in all den berühmten Komponisten so unterschiedlich nachgehallt hat, was da freigelegt und ausgelöst
wurde: jeder war dort auf der Suche nach etwas ganz Bestimmten, sonst hätten sie nicht alle diesen Ort bereist.

Mit Rolando Villazón kommt ein internationaler Tenor nach Gmunden. Haben Sie mit ihm schon zusammengearbeitet? Was schätzen Sie an ihm bzw. was erwarten Sie sich?
Nein, wir stehen tatsächlich zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Seine Stimme, seine Interpretationen und seinen künstlerischen Zugriff mag ich sehr. Ich sehe da eine offene Natürlichkeit, eine große Neugierde und Aufgeschlossenheit, so ist für mich gemeinsames Musizieren immer am Erfüllendsten.

Sie sind vielfach ausgezeichnet. Gibt es einen Preis, der Sie besonders gefreut hat?
Dass wir letztes Jahr zum „Orchester des Jahres“ gewählt wurden, erfüllt mich schon mit ganz besonderem Stolz. Es ist eine große Genugtuung, zu sehen, dass sich all die harte und intensive Arbeit ausgezeichnet und gelohnt hat: eine enorme Bestätigung für das Bruckner Orchester und unseren neu eingeschlagenen Weg.

Was haben Sie heuer noch geplant bzw. gibt es Termine, auf die Sie sich besonders freuen?
Oh ja, ich bin gerade unheimlich froh, dass meine Konzerte und Gastspiele jetzt demnächst in der Elbphilharmonie und in Dresden nicht gecancelt wurden. Dies ist schon für sich genommen eine fantastische Nachricht, nach solch einem Jahr des unaufhörlichen Absagens und permanenten Stillseins.

Karten:  Tel. 07612/7063012 oder office@festwochen-gmunden.at