Rudolf Kanzler
Predigt zum Sonntagsevangelium (Mk 5,21-43) – Berührende Begegnungen
ALTMÜNSTER. Die Schilderungen der Zeichen und Wunder Jesu in den Evangelien berühren uns bis heute. Heilungen von Kranken, Erweckungen von Toten: Ereignisse, die zu allen Zeiten Grundsehnsüchte von uns Menschen ansprechen. Zwölf Jahre ist eine Frau schon krank; ein zwölfjähriges Mädchen ist sterbenskrank und stirbt. Mittendrin Jesus, der von vielen Menschen umringt ist. Im Gedränge wird er von vielen berührt, besser gesagt angerempelt. Aber da ist diese eine Berührung, die anders ist. Diese Berührung spürt Jesus besonders. Ihn berührt das Leid seiner Mitmenschen, konkreter Einzelpersonen.
Kräftezehrend
Als die leidende Frau Jesus berührt, fühlt er, dass Kraft von ihm ausgeht, dass ihn das Kraft kostet. Spürbar mehr und andere Kraft als das angerempelt werden von den vielen in der Menge. Das ist ein Erlebnis von uns allen mitten im Alltag: Es gibt viele Begegnungen, die einfach so an uns vorüberziehen ohne weiteren Eindruck. Und dann gibt es Begegnungen, herausfordern, die Kraft kosten. Aus heiterem Himmel treffen uns diese Begegnungen und ich kann mir nicht immer aussuchen, ob oder wie mich diese Begegnung berührt. Da geht etwas nach. Ein Schicksal, ein Leid oder einfach nur ein anstrengendes Gespräch, das Kraft kostet.
Lebendigmachend
Dann gibt es um umgekehrt Begegnungen, die zu neuer Kraft, ja zu so etwas wie neuem Leben führen. Die im Idealfall beiden Seiten Kraft geben. So wie im Haus des Synagogenvorstehers. Jesus nimmt das tote Mädchen an der Hand und sagt den berühmten Satz: „Talita kum“.
Zeichen und Wunder der Bibel können wir heute nicht wiederholen. Sie sind einmalig. Es ist auch gut, dass wir sie nicht wiederholen können – zu groß wäre die Gefahr der Versuchung zu erliegen, sich selbst dadurch zu produzieren. Im Sinne Jesu wäre das nicht, überliefert uns doch das Evangelium sein Verbot davon zu erzählen.
Was wir können ist, dass wir uns berühren lassen und berühren. In einer Welt der Rempeleien und Ellbogen ist das allein schon etwas Besonderes.
Die Predigt stammt von Rudolf Kanzler, Pastoralassistent in der Pfarre Altmünster
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