Schön, aber gefährlich
Der Traunfall ist kein Spielplatz
Die Gemeinde Roitham will nach Unfällen mehr Bewusstsein für die Gefahren am Traunfall schaffen.
ROITHAM AM TRAUNFALL. Geheimtipp ist der Traunfall schon lange keiner mehr, spätestens mit der Auszeichnung zum schönsten Platz Oberösterreichs 2017 durch die Sendung "9 Plätze 9 Schätze" erlangte der Wasserfall Bekanntheit im ganzen Land. „Mehr ortsunkundige Menschen, die in den Buchten baden wollen, bedeuten aber auch mehr Unfälle“, betont Anna Zimmermann, Ortsstellenleiterin der Wasserrettung Laakirchen. In den vergangenen Jahren ist es an unzähligen Stellen zu Abstürzen gekommen, zwei Plätze stechen dabei besonders heraus: Die Streichwehr und die Klippen am Desselbrunner Ufer. „Zu erwähnen ist, dass diese Bereiche nur durch Überklettern von Zäunen und Geländern erreicht werden können. Die Personen begeben sich also durchaus bewusst in diese ausgesetzten und gefährlichen Bereiche“, erklärt Kommandant-Stellvertreter Philip Kathrein von der Freiwilligen Feuerwehr Roitham.
Aufwändige Einsätze
Auch heuer gab es bereits einige Einsätze am Traunfall. „Leider ist es so, dass auf einen Einsatz oft der nächste folgt, da es viele Menschen gibt, die sich dann die Unfallstelle ansehen wollen oder denken, dass ihnen eh nichts passiert, weil sie vorsichtiger sind“, betont Zimmermann. Als beim bislang letzten Einsatz am Traunfall Anfang August zwei junge Frauen gerettet werden mussten, wurde sogar während der Rettungsaktion auf den Klippen herumgeklettert, gesprungen und gebadet.
„Da fragt man sich dann als Feuerwehrler, ob man gleich vor Ort bleiben soll, da sich der nächste Unfall schon förmlich abzeichnet. Verständnis bleibt da nur wenig übrig, da sich die Einsatzkräfte bei den Rettungen auch selbst einer großen Gefahr aussetzen“, sagt Kathrein.
Sowohl Wasserrettung als auch Feuerwehr sehen in Social Media einen Hauptgrund für den Anstieg der Unglücksfälle am Traunfall. Ein Großteil der Tagestouristen würde durch die auf Instagram und Facebook verbreiteten Bilder und Videos angelockt und zur Nachahmung verleitet. Eine Vielzahl dieser Personen nehme die dabei herrschenden Gefahren nicht ernst, ignorieren Beschilderungen und Absperrungen.
Mit Flip-Flops am Felsen
„Die Personen klettern in Flip-Flops auf Felsen herum, oftmals nur, um ein schönes Foto zu machen“, so Zimmermann. „Hinzu kommt dann noch ein gewisser Gruppeneffekt, wenn Besucher des Traunfalls andere Personen sehen, welche dort baden oder auf den Klippen herumklettern. Dann sehen es viele Personen offenbar als legitim an, dies ebenfalls zu machen“, ergänzt Kommandant-Stellvertreter Kathrein. Doch wie kann gegen die vermehrten Unfälle und Gefahren vorgegangen werden?
Mehr Bewusstseinsbildung
Mehr Verbote sind aus der Sicht der Gemeinden Roitham und Desselbrunn nicht die Lösung. „Der Fluss und somit auch der Traunfall sind wie ein Berg öffentlich nutzbar. Die Traun großräumig um den Traunfall abzusperren, ist für die Gemeinde praktisch und rechtlich schwer umsetzbar und kann sicherlich auch nicht das Ziel sein. Letztlich muss bei der Bewusstseinsbildung über die Gefahren angesetzt werden“, betont der Roithamer Bürgermeister Thomas Avbelj. Dafür sei man nun wieder im Gespräch, um zu klären, was gemacht werden kann. "Eine Idee ist, einen künstlichen Notstopp des Kraftwerkes einzuleiten, selbstverständlich mit vorheriger Absperrung des Bereiches, um zu filmen und zu dokumentieren, wie schnell der Traunfall zur tödlichen Falle werden kann. Dieses Video müsste dann dementsprechend medienwirksam aufbereitet werden."
Bis zu 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde
Der Traunfall ist ein Teil des Kraftwerks Traunfall. Nur jenes Wasser, welches das Kraftwerk nicht durchläuft, fließt über den Traunfall. Zumindest im Sommer entspricht dies meist nur einer geringen Wassermenge. Wenn aber im Kraftwerk eine Störung auftritt und es zu einem Notstopp kommt, wird der Wasserdurchlauf des Kraftwerks blockiert und das gesamte Traunwasser strömt binnen Sekunden schwallartig über den Traunfall und in die folgende enge Schlucht. Die Energie AG spricht hier von einer Menge von 70 Kubikmeter pro Sekunde, welche zusätzlich über den Fall laufen würden. Zum Vergleich: Im Sommer fließen im Normalfall nur etwa ein bis drei Kubikmeter pro Sekunde über den Traunfall. Auch das Schmelzwasser im Frühling führt zu unvorhergesehenen und unkontrollierbaren Wassermengen. Das Baden direkt am Traunfall ist daher zu diesen Zeiten lebensgefährlich.
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