Sonntagspredigt im Salzkammergut
Gedanken zum Evangelium: Lk 1,26-38 "Fürchte dich nicht!"
SALZKAMMERGUT. Zwei Momente sind für mich am Evangelium zum vierten Advent bemerkenswert: Zum ersten frage ich mich, wie viele Menschen der Engel wohl zuvor schon besucht hat, wie viele zuvor wohl schon Nein gesagt haben zum Vorschlag Gottes für ihr Leben. Und Gott hat dies akzeptiert – schenkte er uns doch die Freiheit zu entscheiden.
Im Ja Marias zu Gottes Ratschluss zeigt uns die Bibel eine Sternstunde der Menschheitsgeschichte. Zugleich aber auch etwas, das jede und jeden von uns „treffen“ könnte: Gott bezieht dich in seine Pläne ein und fragt dich, ob du dein Ja sagen kannst oder willst – und er akzeptiert dein Nein, weil du frei bist zu entscheiden.
Ja oder Nein: Ich darf entscheiden
Und das Zweite: „Fürchte dich nicht“, sagt der Engel Gabriel zu Maria. Denn: „Du hast bei Gott Gnade gefunden“. Immer wieder finden wir die Aufmunterung „Fürchte dich nicht“ in der Bibel. Zwar nicht 365 Mal für jeden Tag des Jahres, wie gerne interpretiert wird, aber immerhin an die 70 Mal. Furcht überkommt jeden von uns. In den meisten Fällen ist sie unbegründet ohne reale äußere Anlässe; Schreckensbilder und Fantasien kommen aus dem eigenen Kopf: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“, weiß der Volksmund. Wenn man die Dinge bei Licht betrachtet, also genauer hinsieht, dann vergeht vieles Ängstigende.
Maria hat als noch sehr junge Frau mit reifem Glauben und klarem und daher mutigem Blick auf die Dinge ihr Ja gesagt. Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, von dem alles kommt, was lebt und ist, bezieht sie ein in seine Pläne. Stellt nicht vor vollendete Tatsachen, sondern fragt nach Zustimmung. Die Möglichkeit des Nein ist gegeben. Ich stelle mir vor, wie der Engel voll Freude zurückkehrt: „Endlich hat eine Ja gesagt, nachdem ich vergeblich schon bei so vielen anderen gewesen bin.“
Freiheit ernst nehmen
Gott schenkt Freiheit zu entscheiden. Sein Zuruf „Fürchte dich nicht“ gilt jedem Menschen – auch dir und mir – in den vielen Entscheidungssituationen im Leben. Ein Leben, das nicht von Furcht sondern von Freiheit geprägt ist: das ist das Geschenk Gottes an uns, sein Wille für uns. Wie sähen unser aller Leben und die Welt aus, wenn wir diese Zusage ernst nähmen?
Die Predigt stammt von Rudolf Kanzler, Pastoralassistent in der Pfarre Altmünster
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