Nur eine Gemeinde verbessert
Kinderbetreuung: "Luft nach oben"

Individuelle Betreuungsangebote in Kleingruppen werden vor allem in den Landgemeinden immer wichtiger. | Foto: matka_Wariatka/Fotolia
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SALZKAMMERGUT (km, pg). 75 Prozent der Gemeinden im Bezirk sind bei der Kinderbetreuung "A" – hier ist das Salzkammergut besser als der Oberösterreich-Schnitt von 38,4 Prozent. Drei Kommunen wurden im Kinderbetreuungsatlas der AK OÖ sogar als "1A" eingestuft: Bad Ischl, Ebensee und Vorchdorf.

Notwendige Mittel aufgestellt

Ebensee ist eine A1-Gemeinde in Sachen Kinderbetreuung. Das Erfolgsgeheimnis: "Den Sozialdemokraten von Ebensee war es immer ein großes Anliegen, ganzjährig eine ausreichende Anzahl an pädagogisch hochwertigen Kinderbetreuungsplätzen anbieten zu können“, so Bürgermeister Markus Siller. "Daher wurde in diesen Bereich entsprechende Investitionen getätigt und im Budget die dazu notwendigen Mittel aufgestellt.“ Die Zahlen sprechen für sich: Im Ebenseer Gemeindekindergarten sind sechs Gruppen mit 138 Kindern und in der Krabbelstube drei Gruppen mit je zehn Kindern untergebracht. Im Pfarrcaritaskindergarten Roith gibt es eine Gruppe mit 25 Kindern und im Pfarrcaritaskindergarten St. Josefshaus zwei Gruppen mit 43 Kindern. „Außerdem gibt es zwei Horte. Zum einen gibt es den Hort des Hilfswerkes in dem in zwei Gruppen 20 Kinder betreut werden und zum anderen den Hort des Frauenforums Salzkammergut mit zwei Gruppen und 44 Kindern“, so Siller weiter. In der Nachmittagsbetreuung „NABE" nehmen an vier Nachmittagen insgesamt 36 Kinder in zwei Gruppen die Lernzeit mit anschließender Freizeitbetreuung in Anspruch. Ab Jänner 2019 wird das Angebot sogar noch erweitert. Im Gemeindekindergarten startet eine vierte Krabbelgruppe und im Pfarrcaritaskindergarten St. Josefshaus wird es eine dritte Kindergartengruppe geben. "Um die Randzeiten besser abdecken zu können würde die Gemeinde am liebsten die derzeitigen drei Standorte auf zwei Standorte zusammenführen. Leider stehen derzeit für einen Neubau einer neuen Kindergartenstätte in Roith nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung“, erklärt Siller.

"Frage des Könnens"

Obertraun scheint im Betreuungsatlas als einzige Gemeinde mit einer C-Bewertung auf. Die schlechte „Benotung“ ist aber keiner Frage des Wollens, sondern des Könnens. „Durch die Hauruck-Aktion von Landesrätin Haberlander, die Nachmittagsbetreuung von Kindergärten kostenpflichtig zu machen, haben bei uns in Obertraun plötzlich fast alle Eltern ihre Kinder abgemeldet“, so Obertrauns Bürgermeister Egon Höll. Wo keine Nachfrage ist, muss man auch das Angebot kürzen: „Obwohl es durch die Gemeindefinanzierung Neu schwer bis unmöglich ist, hier noch finanzielle Mittel locker zu machen, hat sich die Gemeinde entschieden, die Hälfte der anfallenden Gebühren zu übernehmen.“ So könne Obertraun nun zumindest wieder am Montag und Dienstag eine Nachmittagsbetreuung anbieten. „Hinzu kommt die Initiative der Kinderfreunde Obertraun“, so Höll weiter, „die am Mittwoch Nachmittag eine kostenlose Betreuung für alle drei bis zehn-jährigen Kinder anbieten.“ Die Situation ist also ein bisschen besser, als es auf den ersten Blick scheint, aber weil diese eben gratis sei, könne sie auch nicht für die Bewertungskriterien des Atlasses herangezogen werden. „Ich habe die Vermutung, dass man kleine, ländliche Gemeinden kaputtsparen will“, erzählt Höll. Die Konsequenz sei verheerend: „Ohne entsprechendes Betreuungsangebot ist Obertraun zunehmend unattraktiv für junge Familien. Diese ziehen weg oder erst gar nicht her. Das kann einen Ort auf lange Sicht gesehen ruinieren."

Roitham hat sich verbessert

Roitham am Traunfall ist die einzige Gemeinde im Bezirk, die sich im Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer verbessert hat. Hier wurde die Nachmittagsbetreuung von Volksschulkindern ausgebaut.
"Oberösterreich investiert seit Jahren in den bedarfsgerechten Ausbau der Kindergartenbetreuung", betont Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander. Auch im Jahr 2019 investieren wir wieder über acht Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Uns ist bewusst, dass vor allem bei den unter Dreijährigen der Bedarf nach wie vor steigt. Daher setzen wir hier einen Schwerpunkt."
AK-Präsident Johann Kalliauer kritisiert nach einer Elternbefragung, dass das Angebot nicht immer bedarfsgerecht sei: "Es müssen endlich in allen Gemeinden professionelle und aussagekräftige Bedarfserhebungen durchgeführt werden". Die Platzvergabe müsse außerdem transparent erfolgen: "Da landen die Eltern oft in einer Warteschleife."

Zur Sache

Für die Beurteilung der Kinderbetreuungs-Einrichtungen gibt es vier Kriterien:
• eine Krabbelstube oder die Möglichkeit, unter Dreijährige im Kindergarten betreuen zu lassen
• ein Kindergarten, der von Montag bis Donnerstag mindestens acht Stunden durchgehend geöffnet ist
• Mittagessen von Montag bis Donnerstag im Kindergarten
• Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder an mindestens vier Tagen in der Woche

Für den Status einer 1A-Gemeinde muss der Kindergarten die Kriterien des Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf (VIF) erfüllen:
• mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet, werktags Montag bis Freitag
• davon vier Tage mindestens 9,5 Stunden geöffnet
• Angebot Mittagessen
• maximal fünf Wochen im Jahr geschlossen

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