KOMMENTAR: Fremdenrecht – nicht blind, sondern zynisch
Kommentar zur Berichterstattung über die drohende Abschiebung der Familie Hagoyan.
BAD ISCHL. Junuzovic, Dragovic, Özcan, Alaba, Arnautovic – das Nationalteam steht heutzutage sinnbildlich für die Doppelbödigkeit des „Ausländerthemas“. Wir jubeln jenen zu, deren Mütter und Väter heute ohne Chance wären, im Land zu bleiben. Überhaupt sind Asylfragen für die meisten unkonkret, zu weit weg. Das sind Giftler, Dealer und Strizzis in Wien. So predigt es der Boulevard. So sehen es Rechtsaußen-Populisten. Freilich, das gibt‘s auch – hat aber mit Flüchtlingsfamilien, die sich an jeden Strohhalm klammern, nichts zu tun. Sie sind es vielmehr, die den Preis für Hardcore-Gesetze zahlen, die echte Gauner aus dem Verkehr ziehen sollen. Ein Beispiel dafür ist die Familie Hagoyan. Sie versucht sich anzupassen, Deutsch zu lernen, zu arbeiten. Die Kinder gehen zur Schule, spielen Fußball und tanzen Hip-Hop. Sie haben alles richtig gemacht – und trotzdem zu wenig. Justiz und Fremdenrecht sind also nicht blind, sondern schlimmer – nämlich zynisch.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.