Gosaus längste Skitour
Zwei junge Gosauer umrundeten Nonstop ihren Heimatort

- Gamsjäger und Vierthaler beim Gipfelanstieg auf die Großwand.
- Foto: Heli Putz
- hochgeladen von Philipp Gratzer
GOSAU. Die Gosauer Christian Gamsjäger und Christoph Vierthaler haben letzte Woche bewiesen, dass in der Heimat große Abenteuer möglich sind. In einem Zug umrundeten die beiden Alpinisten Gosau auf Tourenskiern inklusive der Hauptgipfel des Tals und absolvierten dabei 80 Kilometern Wegstrecke und 7.850 Höhenmeter in 39 Stunden. Die fast unvorstellbare Leistung mit dem bescheidenen Arbeitstitel „Die Skitour“ ist nicht als Zufall entstanden. In über 30 Erkundungstouren mit etwa 50.000 Höhenmetern hat das Duo das eigene vorhandene Wissen über Locations und Möglichkeiten aufgestockt, akribisch verschiedenste Varianten geplant und das Material optimiert. Die genaue Route hat sich während der Tour ergeben und richtete sich nach den Schneeverhältnissen, Wetter und persönlicher Verfassung.
Großwand als erste Herausforderung
Der wegen unsicheren Wetters mehrfach verschobene Start erfolgte am 21. März Schlag Mitternacht am Pass Gschütt auf 957 Metern in Richtung Hornspitz und Zwieselalm. Noch vor Tagesanbruch wurden die ersten Höhenmeter im Gosaukamm gemacht. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten die beiden Sportler im ersten großen alpinistischen Problem, dem Anstieg zur Großwand über eine felsdurchsetzte Steilrinne mit mehr als 50 Grad. Nach acht Stunden war der Gipfel der Großwand auf 2.415 Metern überraschend schnell erreicht.
Hoher Dachstein: Höchster Punkt nach 14 Stunden überquert
Die Tour ging vom Gosaukamm mit einer langen Abfahrt rasch südwärts ins Dachsteingebirge weiter, die tiefwinterlichen Verhältnisse am Hochkesseleck erschwerten dabei den Zugang zum Gosaugletscher. Am Hohen Dachstein mit 2.995 Metern wurde nach 14 Stunden Gehzeit der höchste und südlichste Punkt der Tour erreicht, am Seethalerhaus gab es zur Belohnung die erste Pause. Käsekrainer und Gulaschsuppe statt Sportlernahrung musste es dabei sein, und zwar gleich in doppelten Portionen.
Anspruchsvolle Besteigung des Plassen
So gestärkt ging es durch die die Fels- und Schneewüste der Dachstein-Vorgipfel jetzt wieder nordwärts in den Sonnenuntergang hinein. Mit Anbruch der Dunkelheit wollten die nächsten Probleme gelöst werden. Der anspruchsvolle Anstieg auf den Plassen durch eine ausgesetzte Rinne wurde nach 23 Stunden um 23 Uhr nachts mit einem Handschlag am Gipfelkreuz beendet. Im extrem unwegsamen und steilen Abstieg über das Gosaueck musste dann das mitgeführte Seil mehrfach für Abseilpassagen herhalten.
Von der Gosaumühle auf den Kalmberg
Nach 28 Stunden wurde in der Gosaumühle auf 508 Metern der tiefste Punkt der Tour erreicht wurde. Der Tiefpunkt war auch moralisch erreicht, in stockfinsterer Nacht konnte nur eine längere Pause, warmes Essen und Zuspruch der Supporter den Aufbruch zu den noch bevorstehenden Höhenmetern versüßen. Angeschlagen, aber immer mit dem festen Willen, die Runde zu Ende zu gehen, bewältigte das Duo den langwierigen Aufstieg zum Hohen Kalmberg auf 1.833 Metern bevor es in letzten Abfahrten über den Russberg als letztem Gipfel zum Ausgangspunkt am Pass Gschütt ging. Am 22. Mär um 15 Uhr nach genau 39 Stunden, davon waren nur etwa 2,5 Stunden Pausen, war das große Ziel erreicht. Gamsjäger und Vierthaler konnten sich mit der Gewalttour nicht nur einen Traum erfüllen, sondern haben sich mit der „Längsten Tagesskitour in Gosau“ auch ins alpinistische Geschichtsbuch der Dachsteingemeinde eingetragen.


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