Traurige Gewissheit: Volksschule in Obertraun muss nach 140 Jahren zusperren
OBERTRAUN. Als einen der trauristen Tage seiner 15-jährigen Bürgermeistertätigkeit bezeichnet Bürgermeister Egon Höll den 14. Mai 2018: "Die Landesregierung zwingt uns mit ihrem rücksichtslosen Sparkurs, genannt Gemeindefinanzierung neu, unsere Volksschule zu schließen. Darüber musste ich heute die Eltern informieren." Konkret geht es um etwa 40.000 Euro, die dem Prüfbericht vom Dezember 2017 zufolge eingesparrt werden müssen. Empfohlen wurde damals, unter anderem bei der Volksschule einzusparen. "Die VS Obertraun gab es seit etwa 140 Jahren, sie nun zu schließen kommt für mich auch einem Identitätsverlust der Gemeinde gleich", so Höll. Das fehlende Geld auf anderem Wege zu beschaffen, sei leider nicht möglich gewesen. "Die Erhöhung von Ortstaxen würde keinen Sinn machen und ein Radar, wie es beispielsweise Ischl hat, dürfen wir nicht aufstellen."
"Es gibt kein zurück mehr"
Daher müssen ab dem kommenden Schuljahr 18/19 etwa 20 Obertrauner Kinder nach Hallstatt gebracht werden, um dort die Schulbank zu drücken. "Die Kooperation mit unserer Nachbargemeinde ist hier zum Glück sehr gut, der Gastbeitrag entsprechend gering", erklärt Höll. Dass es in naher Zukunft wieder eine Volksschule in seiner Gemeinde geben wird, schließt der Ortschef aus: "Die Sache ist leider durch. Finanziell wird die Lage für kleine Gemeinden ja eher schlechter, als besser. Zudem müssen wir das Gebäude verwerten." Im besten Fall findet man einen Investor, der leistbare Wohnungen hineinbaue.
Weniger Anreiz für Jungfamilien
Der Abwanderung aus Obertraun sei die Schließung der Volksschule leider auch eher zuträglich: "Wie können wir unsere Gemeinde für junge Familien attraktiv machen, wenn wir den Kindern nicht einmal eine Volksschule bieten können?", fragt sich Höll. Im Wahlkampf 2015 sei der Erhalt der VS Obertraun zentrales Thema gewesen, man habe damals versprochen, alles dafür zu tun, um die Volksschule weiterhin offen halten zu können. "Schwarz-blau hat uns hier einen Strich durch die Rechnung gemacht", so Höll, "kleine Gemeinden werden systematisch ausgehungert, bis sie schließlich nach einer Zusammenlegung ächzen. Das scheint der Masterplan hinter all dem zu sein."
Haberlander-Sprecherin: "Gemeindefinanzierung fällt nicht in unseren Aufgabenbereich"
Bildungslandesrätin Christine Haberlander befindet sich derzeit auf Kanada-Reise und war für eine Stellungnahme nicht verfügbar. Ihre Pressesprecherin Karin Mühlberger meinte zum konkreten Fall: "Sollte, so wie Egon Höll dies beschreibt, tatsächlich die Gemeindefinanzierung neu dafür verantwortlich sein, wäre aber ohnehin nicht Landesrätin Haberlander die richtige Ansprechperson, sondern Landesrätin Birgit Gerstorfer." Davon, dass dem Büro Haberlander die prekäre Situation und die drohende Schließung der Volksschule Obertraun geschildert wurde, habe sie keine Kenntnis.
Bettina Vesely: "Schließung zum Wohl der Kinder"
"Die Schließung ist in erster Linie auf die rückläufigen Schülerzahlen zurückzuführen", so Bettina Vesely, ÖVP Bezirksgeschäftsstelle Gmunden. Im Schuljahr 2016/2017 wurden in der Volksschule Obertraun 16 Kinder und in der Volksschule Hallstatt 21 Kinder unterrichtet. Eine Aufrechterhaltung des Schulstandortes würde den Gemeindehaushalt noch zusätzlich belasten. Im Schuljahr 2016/2017 wurden in der Volksschule Obertraun 16 Kinder und in der Volksschule Hallstatt 21 Kinder unterrichtet. "Die Prognose für das Schuljahr 2018/2019 geht von einer Verringerung der Schülerzahlen auf 12 Kinder in der VS Obertraun und 16 Kinder in der VS Hallstatt aus. Lt. Analyse der Volksschulstandorte sind in den nächsten Jahren keine signifikanten Änderungen in der Schülerzahlenentwicklung zu erwarten.
Die Platzressourcen der Volksschule Obertraun würden nicht ausreichen, um alle Kinder der Schulgemeinschaft zu unterrichten. In Hallstatt sind die Räumlichkeiten hingegen vorhanden", führt Vesely weiter aus. Die Problematik zeige sich auch in der mangelnden Vertretungsregelung: "Falls eine Lehrerin während des Unterrichtes erkrankt, so sind die Kinder auf sich allein gestellt und müssen die Alarmierung durchführen. Ein Zustand, der möglicherweise im Ernstfall zu gröberen Problemen führen wird", ist sich Vesely sicher. Und weiter: "Die Schließung der Volksschule Obertraun ist also nicht alleine auf die Gemeindefinanzierung neu zurückzuführen, sondern sehr wohl und vor allem auch darauf, dass das Wohl und die besten Bildungschancen für die Kinder berücksichtigt werden müssen."
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