Wetterbeobachter am „Sattel“
- hochgeladen von Kerstin Müller
Das Wetter. Es ist wohl das Thema, über das die Menschen am häufigsten reden. Fritz Grashäftl redet nicht nur davon, er lebt auch davon und arbeitet dafür. Die BezirksRundschau besuchte auf dem Feuerkogel den einzigen und wahrscheinlich letzten hauptberuflichen Wetterbeobachter in Oberösterreich. Auf dem Feuerkogel zeigt das Wetter oft seine extremen Facetten: Windgeschwindigkeiten über 150 km/h, sehr tiefe Temperaturen, im Winter meterhohe Schneedecken. Dann wieder tagelang Sonnenschein, wenn sich im Tal standhaft der Nebel hält. Vom Bergplateau hat man einen weiten Blick ins Land und ins Gebirge - und kann sehr gut alle Wettererscheinungen beobachten. Deshalb wurde schon 1931, einige Jahre nach der Eröffnung der Seilbahn, eine Wetterstation errichtet. Auf dem „Sattel“, wie der Ebenseer Hausberg von den Einheimischen genannt wird, kann aber nicht nur das Wetter extrem sein, sondern auch das Leben: „Manchmal ist es schon sehr einsam hier heroben. Besonders zu den Zeiten, wenn die Seilbahn wegen der Revisionszeiten nicht fährt und man tagelang nicht aus der eingeschneiten Hütte hinaus kann.“, erzählt Fritz Grashäftl, der seit über 30 Jahren als Wetterbeobachter auf dem Berg arbeitet. „Sehr enterisch wird es, bei tagelangen orkanartigen Stürmen oder schweren Gewittern.“ Das sind die Schattenseiten des Jobs, es gibt aber auch die anderen, die schönen Seiten: „Ich erlebe den Berg im Gegensatz zu den meisten Bergsteigern 24 Stunden lang rund um die Uhr und zu allen Jahreszeiten. Besonders die traumhaften Sonnenauf- und untergänge entschädigen für manche Entbehrungen. Und natürlich die vielen unterschiedlichen Wetterstimmungen. Da komme ich schon hin und wieder ins Schwärmen. Bei herrlichem Sonnenschein auf ein Nebelmeer zu blicken hat schon etwas Reizvolles.“
Beim Besuch der BezirksRundschau ist es genau umgekehrt: Im Tal wärmt die herbstliche Sonne, auf dem Berg ist es nebelig und kalt. Fritz wartet schon vor der Hütte: „Griaß Di!“ Über 1000 Meter ist das Du-Wort ja obligat. Er füttert gerade eine zutrauliche Taube, die vor einigen Tagen zugeflogen ist. Drinnen in der Station, an seinem Arbeitsplatz, hat schon vor Jahren modernste Technik Einzug gehalten: Hochpräzise Messinstrumente liefern die Wetterdaten, die Grashäftl stündlich abliest und weitergibt. Jede Stunde muss er auch raus aus dem Haus, um Sichtweite, Wolkengattungen und Bedeckungsgrad festzustellen. Fritz Grashäftl ist Wetterbeobachter und kein Meteorologe. Darauf legt er Wert. Denn er liefert zwar viele Messreihen, interpretiert sie aber nicht: „Ich erhebe eine aktuelle Momentaufnahme und die Meteorologen erstellen dann auf deren Basis die Vorhersagen.“ Seine Arbeit umfasst drei Bereiche: Er liefert stündlich die Daten für das Flugwetter an die Austro-Control. Nicht in Klarsprache, sondern in Zahlenkolonnen und Symbolen. Dann macht er noch sogenannte synoptische Wettermeldungen – das sind unter anderem die Grunddaten für die Wettervorhersagen. Dazu gibt es weltweit ein sehr engmaschiges Netz von Stationen, in Oberösterreich 27. Und drei Mal täglich erhebt er klimatologische Daten. Das sind Werte für die Statistik, zum Beispiel Sonnenscheindauer oder Niederschlagsmengen. Dazu führt er auch ein Tagebuch über alle Wettererscheinungen auf dem Berg, wie etwa Nebel, Wolken oder Sturm. Seinen Dienst in der Wetterstation versieht Fritz immer eine Woche lang, jeden Tag von 6.30 bis 20.30 Uhr. Danach hat er eine Woche frei, die er zuhause in Altmünster verbringt. In dieser Zeit helfen sechs ehrenamtliche Mitarbeiter in der Station aus. Zu seinem Arbeitsort fährt er mit der Seilbahn, zu den betriebsfreien Zeiten geht er zu Fuß auf den „Sattel“.
Das kann schon anstrengend sein, denn er muss die Vorräte selbst mitnehmen – auch den Notproviant. Neben seinem eigentlichen Job hält der Wetterbeobachter das Haus in Schuss, putzt und kocht. Auch die technischen Anlagen wartet er. Ab und zu bekommt er Besuch von Schulklassen, die Interesse haben, wie die Wetterwerte gemessen werden. Und auch als Ausbildner betätigt sich Grashäftl – er macht ehrenamtliche Beobachter mit dem umfangreichen Fachlatein der Codierung, mit der Wolkenklassifizierung und den Instrumenten vertraut. Immer mehr Messstationen werden automatisiert.
„Die Automaten können mehr als wir Menschen, messen besser und werden immer zuverlässiger“, so Grashäftl, deshalb sieht er die Zukunft seines Berufes sehr skeptisch: „Leuchtturmwärter sind schon ausgestorben und auch wir hauptberuflichen Wetterbeobachter werden immer weniger.“ Wer mehr über die tägliche Arbeit von Fritz Grashäftl wissen möchte: Auf www.zamg.ac.at können rund um die Uhr die aktuellen Daten aller Wetterstationen und die Daten der letzten sieben Tage abgerufen werden. Unter Wetter aktuell > Oberösterrich > Feuerkogel kann man sich Temperatur, relative Feuchte, Wind, Niederschlag, Sonnenschein und Luftdruck ansehen. Auch eine Hotline ist eingerichtet: Unter 0900/530 111 5 prognostizieren Meteorologen das lokale Wetter der nächsten Stunden.
Fotos: Wolfgang Spitzbart, Fritz Grashälftl
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