Interview
Eine Weltneuheit aus dem kleinen Rainbach
Hobby-Astronom Richard Gierlinger aus St. Florian/I. baute ersten katadioptrischen Schiefspiegler der Welt.
RAINBACH (ebd). Was es damit auf sich hat, weshalb Gierlinger vom Ergebnis selbst überrascht ist und was ihn weltweit sonst noch einmalig macht, verrät er im Interview.
Herr Gierlinger, Katadioptrischen Schiefspiegler mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 35 Zentimeter und sieben Meter Brennweite – was heißt das?
Gierlinger: Dieses neue Fernrohr ist ein ganz spezielles Instrument. Das Gerät wurde im Jahr 1950 von Anton Kutter, einem deutschen Filmregisseur und Amateurastronom, entwickelt. Bei dem Schiefspiegler, der nun in der Sternwarte Gaisberg zum Einsatz kommt, handelt es sich um eine verbesserte Version mit einem speziellen zweilinsingen Korrektionselement, das alle Bildfehler beseitigt. Dieser nun einsatzbereite Schiefspiegler ist der Erste seiner Bauart und weltweit einzigartig.
Wie lange haben Sie dafür gebraucht?
Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung sieben Jahre. Das ist lange, weil ich das Projekt immer wieder unterbrochen habe. Die reine Bauzeit betrug ein Jahr.
Und Sie waren von dem Ergebnis selbst überrascht, oder?
Völlig. Das Fernrohr liefert phänomenale Bilder, sowohl bei Mond, als auch bei Planetenbeobachtungen. Das hat mich total überrascht.
Die Sternwarte Gaisberg in Rainbach gilt nach wie vor als zweitgrößtes privates Observatorium Österreichs. Stimmt es, dass sie alles selbst errichtet haben?
Ja.
Sie gelten weltweit als anerkannter Experte bei der Konstruktion und Herstellung von Teleskopen. Macht Sie das stolz?
(Lacht). Freuen tut's mich schon, aber ich bin nicht der Typ, der so etwas an die große Glocke hängt.
Sie bieten auch Führungen an?
Im Jahr so um die 35.
Auch für Schulen?
Ja, ich hatte schon viele Jugendliche da. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass einmal ein Schüler mehr über die Materie wissen wollte. Aber das ist kein einziges Mal passiert.
Was sagt Ihnen das?
Was mir auffällt ist, dass sich Junge nicht mehr dauerhaft einem Thema widmen können. Das ist ein Problem. Wenn ich da an mich denke: Ich habe mir mit sieben Jahren die ersten Bücher zum Thema gewünscht. In einem davon gab es eine Bauanleitung für ein Spiegelteleskop. Da hab ich mir gedacht, wow, das kann man ja selber bauen. So hat's begonnen.
Also haben Sie sich alles selbst beigebracht?
Im Großen und Ganzen schon, ja.
Was kommt als nächstes?
Ein Ziel an und für sich gibt es nicht. Bei mir ist das so, dass da plötzlich eine spontane Idee auftaucht. Daraus werden ein paar schlaflose Nächte, danach setze ich mich an den Computer und mache erste Skizzen. Wenn dann der Schalter endgültig fällt, wird das Projekt durchgezogen. Dann beschäftige ich mich zwei bis drei Jahre intensiv damit. Es ergibt sich viel – wenn man eines nach dem anderen macht. So habe ich mich von den Kleinplaneten weg hin zum Thema Mond und Doppelsternen gewandt.
Apropos Kleinplaneten. Einige von ihn entdeckte tragen Namen wie Rainbach und Schärding. Wieviele haben Sie bisher ausgemacht?
102.
War das auch Ihr erklärtes Ziel?
Naja, auf über 100 wollte ich schon kommen. Da gibt es weltweit nicht viele, die das geschafft haben. Zumindest keinen Einzigen, der das mit einem selbstgebauten Teleskop gelungen ist.
Die Mondlandung ist aufgrund des 50 Jahr-Jubiläums gerade in aller Munde. Wann glauben Sie, wird der erste Mensch den Mars betreten?
Ich bin mir sicher, dass derjenige, der den ersten Fuß auf den Boden des Mars setzen wird, schon geboren wurde.
Warum glauben Sie das?
Weil ich der Meinung bin, dass wir in 30 Jahren sicher dort sein werden.
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