Interview
"Ich finde das eine klimapolitische Farce"

Schärdinger Kunsthistorikerin und Anrainerin Beate Dandler. | Foto: Dandler
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Die Schärdinger Kunsthistorikerin Beate Dandler hält nicht viel von der geplanten Stadtplatzbegrünung.

SCHÄRDING. Die Schärdinger Innenstadtbewohnerin spricht sich auch gegen die geplante Abtragung des Christophorus-Brunnens aus. Warum dieses Vorhaben für sie eine Farce ist und was sie sonst bekrittelt, verrät sie im Interview.

Frau Dandler, was haben Sie eigentlich gegen die geplante Stadtplatzbegrünung?
Dandler:
Aus kunst- und architekturhistorischer Sicht gehört Schärding zu den österreichweit besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen im Typus der Inn-Salzach-Städte. Der Stadtplatz mit der Silberzeile und dem Brunnen ist ein Icon. In einem schon zur Groteske gesteigerten pseudo-ökologischen Denken und Agitieren hat die Stadt nun beschlossen, die Innenstadt in eine grüne Oase zu verwandeln, wobei die Demolierung des Christophorus-Brunnens am Oberen Stadtplatz und die ansatzweise Bewaldung der beiden Hauptplätze zu einem geschätzten Preis von 600.000 Euro projektiert sind. Und das unter Vorspiegelung falscher Tatsachen.

"In einem schon zur Groteske gesteigerten pseudo-ökologischen Denken und Agitieren hat die Stadt nun beschlossen, die Innenstadt in eine grüne Oase zu verwandeln."

Wie meinen Sie das?
Der 1963 errichtete Brunnen bedürfe aktuell angeblich einer Umgestaltung, weil das Brunnenbecken zu tief sei und in dieser Form eine Gefahrenquelle darstelle?

Aber ist dem nicht so?
Es gibt im österreichischen Baurecht keinen Passus, der die Tiefe eines Brunnenbeckens bestimmt. Außerdem hat sich das vorschulische Gefahrendenken in dem bald 61-jährigen Bestehen des Brunnens glücklicherweise nie bestätigt. Aber jetzt will man das Becken abtragen und die überlebensgroße Figur des heiligen Christophorus in ein fünf Zentimeter tiefes "Lackerl" auf den Boden stellen. Die naive Erklärung seitens der Verantwortlichen, dass durch das Wasser laufende Kinder zukünftig den Heiligen auch berühren können, grenzt schon fast an Verhöhnung.

Sie sagen, die ganze Diskussion könnte ohnehin obsolet sein, weil der Brunnen unter Denkmalschutz steht. Wissen Sie da mehr als die Verantwortlichen?
Das Denkmalverzeichnis ist online abrufbar, aber es geht auch um Eigenverantwortung: Welche Stadt demoliert aus freien Stücken eines ihrer Wahrzeichen?

Durch die geplante Begrünung soll ja der Stadtplatz der heutigen Zeit entsprechend klimafit gemacht werden. Sprich, es sollen grüne Inseln und schattige Plätze zum Verweilen entstehen. Auch davon halten Sie wenig. Wieso?
Um das Ziel einer Reduktion der Temperatur auf dem Oberen Stadtplatz zu erreichen, bedürfte es der Aufforstung eines Waldes. Aber ein Platz ist weder ein Park noch ein Garten. Bildlich belegbare Begrünungen des Schärdinger Stadtplatzes in den letzten 130 Jahren – ob durch Bäume, barockisierende Gartenanlagen oder Grüninseln – sind dank der mühelosen Reversibilität allesamt wieder verschwunden. Gründe dafür sind nicht nur die sich wandelnden ästhetischen Vorlieben, sondern auch ein damit verbundener, nicht unbeträchtlicher Pflege- und Kostenaufwand. Die nun geplante Bewaldung im Bereich des Christophorus-Brunnens wird den Blick auf die Silberzeile allerdings erheblich beeinträchtigen.

"Dieses Projekt ist undurchdacht. Auch, weil es eine Reduktion der Parkplätze vorsieht."

Sie sprechen von klimapolitischer Farce.
Ja, das ist es und zudem unreflektiertes Mainstreamdenken. In all dem „Klima-Trubel“ bleibt unbedacht, warum die Haupt-urlaubs- und -ferienzeit gerade im Sommer ist, warum die Menschen sich seit Jahrhunderten in ihre Sommerquartiere am Land zurückziehen.

Hand aufs Herz: Können Sie dem Vorhaben wirklich überhaupt nichts Positives abgewinnen? Oder anders gefragt – wie würden Sie es machen?
Dieses Projekt ist undurchdacht. Auch, weil es eine Reduktion der Parkplätze vorsieht. Das Ziel muss ein "Grün" sein, dass der Eleganz und dem Zweck des Platzes entspricht.

Sie stellen die Frage in den Raum, ob ein zentraler Platz einer Stadt zu einer Chillout-Area werden darf? Darf er?
Das ist er schon lange. Aber er darf keine "Chillout-Kulisse" werden. Unsere ausgezeichneten Handels- und Gastronomiebetriebe brauchen "geschäftiges Treiben".

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