Landwirtschaft im Bezirk Schärding
Tausend Höfe weniger als vor 20 Jahren

Nicht nur die Kühe in den Ställen werden weniger – mehr und mehr Bauern geben ihren gesamten Betrieb auf. | Foto: Susanne Straif
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BEZIRK SCHÄRDING (juk, sst). Während es 2010 noch etwa 2.100 landwirtschaftliche Betriebe im Bezirk Schärding gab, sind es 2018 laut Schätzung der Landwirtschaftskammer Schärding-Ried nur mehr 1.700. Vor zwanzig Jahren gab es noch circa 1.000 Betriebe mehr als heute. Etwa 60 Höfe stellen derzeit pro Jahr den Betrieb ein. Damit liegt Schärding zwar unter dem Durchschnitt, doch nimmt auch hier die Anzahl der Bauernhöfe stetig ab.
Gerade Nebenerwerbsbetriebe machen zu: "Wenn die nächste Generation folgt und voll außerlandwirtschaftlich berufstätig ist, kommt es oft zur Hofaufgabe. Das zeigt sich vor allem bei der Rinder- und Milchviehhaltung, die bei uns am häufigsten vorkommt – denn sie ist arbeitsintensiv", weiß Alois Kagerer von der Landwirtschaftskammer. Und: "In der Landwirtschaft gibt es einfach zu wenig Einkommen im Verhältnis zum Arbeitseinsatz."

Welche Wege junge Bauern einschlagen

Kleinere Höfe können oft nur im Nebenbetrieb bewirtschaftet werden. "Die jungen, gut ausgebildeten Leute sind heute auch in der Wirtschaft gefragt. Viele stellen sich dann die Frage, warum sie die Doppelbelastung mit Hof und Beruf in Kauf nehmen sollen", ist auch die Einschätzung von Schärdings Bauernbundobmann Peter Gumpinger. Für ihn ist nicht die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe entscheidend, sondern ob die Flächen bewirtschaftet werden. Kümmert sich niemand mehr um Wald und Felder, betrifft das alle. "Positiv zu erwähnen ist, dass es heute wieder mehr junge Leute gibt, die bewusst weiter machen", sagt Kagerer. Themen wie Bio, Direktvermarktung oder Nischenprodukte machen's möglich.

Etzls setzen auf Beeren

Ein Beispiel ist die Familie Etzl aus Raab, die sich neben Ackerbau und Schweinemast auf den Anbau von Aroniabeeren spezialisiert hat. Seit 2016 vertreiben die Etzls reinen Aroniasaft und können so ihren Betrieb erhalten. Walter Etzl meint: "Heutzutage muss man sich in der Landwirtschaft etwas überlegen. Wir wollen damit Zukunft schaffen."
Mehr Selbstvermarktung und das Produkt so gut wie möglich direkt zum Kunden bringen – so erhoffen sich die Etzls, dass das Geschäft für die nächste Generation rentabel bleibt. Tochter Cornelia will den Hof übernehmen und das Geschäft mit der Aroniabeere weiter ausbauen. Es dürfen nicht nur große Betriebe überleben, ist Familie Etzl überzeugt.

Hilfestellungen der Landwirtschaftskammer

Die Landwirtschaftskammer steht Bauern bei Umstrukturierung beratend zur Seite. Von der Grundberatung zur Weiterführung des Hofes über Betriebsplanung oder Betriebsumstellung, zum Beispiel wenn Landwirte Direktvermarktung forcieren oder Innovationen aufbauen wollen. "Das Angebot sollten noch mehr Landwirte in Anspruch nehmen. Denn es gibt oft gute Lösungen, um den Hof weiterzuführen", erklärt Kagerer. "Die Entscheidung liegt dann immer bei den zukünftigen Bewirtschaftern in Absprache mit der Vorgeneration. Die Landwirtschaftskammer ist seit jeher bemüht, so viele Höfe wie möglich zu halten. Der Markt und die einzelbetrieblichen Gegebenheiten sprechen aber auch oft dagegen", bedauert Kagerer.

Zur Sache
Pro Jahr reduziert sich die Anzahl der landwirtschaftlichen Höfe im Bezirk Schärding um 60. Waren es im Jahr 2000 noch etwa knapp 2.700 Höfe, gab es 2018 schätzungsweise nur noch 1.700 Betriebe. Laut der Landwirtschaftskammer Ried-Schärding werden vor allem Nebenerwerbsbetriebe in der Rinder- und Milchviehhaltung immer weniger. Dafür gibt es laut Landwirtschaftskammer wieder mehr junge Leute, die bewusst weitermachen oder sogar in die Landwirtschaft einsteigen. Direktvermarktung, Bio und Nischenprodukte sind die Stichworte. Derzeit gibt es in Oberösterreich noch 29.000 Höfe. Wie der Grüne Bericht des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus zeigt, liegt Schärding im Vergleich mit anderen Bezirken beim Hofrückgang leicht unter Durchschnitt. In den letzten acht Jahren hat sich der Hofrückgang etwas verlangsamt.

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