Interview
"Ich will das Risiko nicht mehr weiter eingehen"

Marianne Hacker verkleinert wegen Corona ihren Betrieb. | Foto: FPÖ
  • Marianne Hacker verkleinert wegen Corona ihren Betrieb.
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Die Schärdinger Unternehmerin Marianne Hacker verkleinert in der Corona-Krise ihr Unternehmen – und sieht Klein- und Mittelbetriebe als Verlierer.

SCHÄRDING (ebd). Im Interview spricht die Inhaberin der "Fliesen Arkade" Marianne Hacker darüber, wie sie die vergangenen Monate erlebt hat, was ihr sauer aufstößt, und weshalb sie nun ihr Unternehmen verkleinert.

Frau Hacker, was nehmen Sie aus den letzten Monaten mit?
Mitnehmen werde ich jedenfalls den Gedanken, dass alles, was wir für normal erachten, gar nicht so selbstverständlich ist, wie wir vielleicht meinen. Die gewohnten Abende im Kreise von Freunden oder aber auch in den Vereinen haben mir sehr gefehlt. Dagegen habe ich natürlich die gewonnene Zeit mit der Familie genossen.

Sie sind Inhaberin der "Fliesen Arkade" in Schärding. Stimmt es, dass sie sich wegen der Corona-Krise verkleinert haben?
Bei uns haben zwei der fünf Mitarbeiter – zwar nicht wegen Corona – gekündigt. Für mich war das der Grund, mich jetzt bewusst zu verkleinern und deshalb niemanden mehr einzustellen. Aufgrund der Situation ist uns das Risiko zu groß, auch weil niemand sagen kann, was da noch kommt. Wir konzentrieren uns jetzt auf den Handel, erledigen selbst keine Verlegearbeiten mehr. Aber natürlich bieten wir unseren Kunden nach Wunsch weiterhin Verlegearbeiten an und arbeiten da mit professionellen, regionalen Subunternehmern zusammen.

Sie beklagen auch, dass Firmen bis heute quasi in der Luft hängen, wie meinen Sie das?
Die versprochenen Fördermaßnahmen sind zu unklar definiert und undurchsichtig. Zudem wissen wir bis heute nicht, ob wir überhaupt was bekommen oder nicht. Klein- und Mittelbetriebe bleiben hier einfach wieder auf der Strecke. 

Sie sorgen sich auch um die deutschen Kunden, warum?
Weil mir die Differenz der Mehrwertsteuer zwischen Deutschland und Österreich, die ja nun bei vier Prozent liegt, als Unternehmer bei Aufträgen abfedern müssen. Das betrifft natürlich vor allem die Grenzgebiete. Deshalb möchte ich mich bei unseren Kunden, die uns regionale Unternehmen, durch ihren Einkauf unterstützen, bedanken.

Sie sind ja auch Obfrau der Initiative Freiheitlicher Frauen, ist die Corona-Krise für Sie auch ein frauenpolitisches Thema?



Selbstverständlich gerade Frauen haben in dieser Situation übermäßig viel an Leistung erbracht. Ich halte die Rolle der Frauen in der Bewältigung der Krise für eine unverzichtbare, die sicher mehr Wertschätzung verdienen würde. Immerhin ist der Frauenanteil in systemrelevanten Berufen ein sehr hoher, das reicht von der Supermarktkassiererin, über Pflegefachkräfte in den Krankenhäusern und Mütter die außer ihren Kindern oftmals auch ältere Angehörige aufopfernd gepflegt haben und dies noch tun. Alle haben ihren Beitrag geleistet und damit das Funktionieren unseres Systems gewährleistet. Auf diesem Wege möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die durch tatkräftiges Engagement oftmals bis zur Belastungsgrenze gegangen sind, um die Krise zu bewältigen. Viele Frauen haben neben ihrem Job auch noch Aufsichtspflichten für ihre Kinder, die Unterstützung beim Distance Learning brauchen. Ich habe größten Respekt vor allen, die sich und ihre Familie durch diese schwierige Lage manövriert haben.

Wie lautet Ihr politisches Zwischen-Resümee?
Es kann sicherlich nicht schon jetzt ein Schlussstrich unter die ganze Thematik gezogen werden. Da wird noch einiges auf uns zukommen, sowohl wirtschaftlicher als auch gesundheitspolitischer Natur. Vor allem die Wirtschaft musste ja schwere Schläge einstecken und ich hoffe inständig, dass es jetzt nicht mehr zu großflächigen Betriebsschließungen kommt. Was aber bereits gesagt werden kann, ist, dass manches im Krisenmanagement der Bundesregierung geglückt ist und manches nicht.

Können Sie konkrete Beispiele geben?
Der Lockdown wurde zu lange aufrechterhalten und das Thema Kurzarbeit wurde nicht zu Ende gedacht. Das hat unsere Wirtschaft schwer geschädigt und auch bei den Hilfen für Unternehmer hätte man sicher unbürokratischer vorgehen können. Dass das alles von der Wirtschaftskammer und nicht von den Finanzämtern abgewickelt wird, ist ohnehin unverständlich.

Was denken Sie, womit müssen wir in Zukunft noch rechnen?
Es ist schwer abzuschätzen, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickeln wird. Ich denke jedenfalls, dass unsere Wirtschaft einen zweiten Lockdown nicht vertragen würde. Insofern ist es sinnvoller, an die Eigenverantwortung der Menschen zu appellieren. Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben, so wie wir mit vielen anderen Krankheitserregern auch leben müssen. Viele wichtige Maßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und Abstand halten wurden ohnehin schon verinnerlicht. Deshalb bin ich auch guter Dinge, dass wir am Ende des Tages unsere gewohnte Normalität wieder zurückerhalten werden. Darauf freue ich mich.

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