Bio-Kommune teilt die Ernte mit allen
Familien investieren in einen Bauernhof und bekommen dafür die Ernte: Eine Idee, die ankommt.
ANDORF, DIERSBACH (ska). Sind meine Lebensmittel wirklich bio? Wer auf Nummer sicher gehen will, muss selbst anbauen oder regional einkaufen. Und regionaler als vom Bauern geht fast nicht.
Zwei Biohöfe in Andorf und Diersbach wagen sich mit dem System der "Solidarischen Landwirtschaft" in eine neue Form der Direktvermarktung. Die Idee: Private Haushalte decken die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs und erhalten im Gegenzug den Ernteertrag.
CSA – "Community Supported Agriculture" (zu deutsch: Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft) ist der Fachausdruck für dieses Modell, das aus den USA nach Österreich gelangte. Der Biohof Mayer in Andorf und der Biohof Haslehner in Diersbach sind zwei von noch wenigen landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich, die eine CSA ins Leben gerufen haben. Gemeinsam versorgen sie seit April zwölf Familien mit frischem Fleisch, Getreide, Eiern und mehr. "Die Mitglieder unserer CSA zahlen einen Jahresbeitrag und können sich wöchentlich ihren Anteil abholen", erklärt Simone Haslehner. Der große Vorteil für die Höfe: "Wir wissen am Anfang des Jahres schon, was uns abgenommen wird", beschreibt sie.
Aber die Beziehung zwischen Landwirt und Mitglied ist nicht nur rein wirtschaftlicher Natur. "Der Sinn einer CSA ist es auch, eine Gemeinschaft aufzubauen", fügt Haslehner hinzu. So können sich die Mitglieder aktiv in den Betrieb einbringen und mitanpacken. "Erst kürzlich haben wir zum gemeinsamen Erdäpfelklauben geladen, das war ein Riesenspaß", ergänzt Peter Mayer. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist es auch, das die CSA für Daniel Brandl aus Andorf interessant macht. Der Andorfer ist Mitglied der ersten Stunde. "Indem wir uns die Höfe anschauen, erhalten unsere Kinder und auch wir einen ganz anderen Bezug zu den Lebensmitteln und deren Herkunft."
Voll ausgelastet ist die CSA noch lange nicht. "Wir schlachten im Jahr zehn Rinder. Eines nehmen uns die CSA-Mitglieder derzeit ab", macht Peter Mayer anschaulich. Neue Mitglieder sind in der Gemeinschaft deshalb jederzeit willkommen.
Jeder kann einsteigen bei der solidarischen Landwirtschaft
Vorstellbar sei außerdem, auch weitere landwirtschaftliche Betriebe in die Gemeinschaft zu integrieren. "Wenn sie weitere Produkte miteinbringen, wieso nicht?", so Haslehner. Die Diersbacherin hat gemeinsam mit ihrem Mann den Biohof gepachtet und betreibt ihn hauptberuflich. Für die Mayers in Andorf ist es ein Nebenerwerbsbetrieb.
Die jungen Landwirte sehen die CSA als eine Möglichkeit, wie kleine Bauern überleben können. "Direktvermarktung ist eine Alternative zum Handel, mit der Landwirte punkten können", ist sich Peter Mayer sicher. Und die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln steige nach wie vor. "Aber Direktvermarktung ist für Bauern oft zu aufwendig. Landwirte sind eben genau das – Landwirte und keine Kaufleute."
Was ist eine CSA? – Informationsveranstaltung am 16. Oktober
CSA (Community Supported Agriculture) ist ein solidarisches Landwirtschaftsmodell. Den Landwirten bietet es Sicherheit, für ihre Produkte Abnehmer zu finden. Die Konsumenten erhalten höchstmögliche Transparenz über die Herkunft der Lebensmittel.
Die Biohöfe der CSA Andorf-Diersbach ergänzen sich mit ihren Produkten. So bietet Haslehner aus Diersbach Weidegänse, Lammfleisch, Hühner, Brot, Gebäck und Getreideprodukte wie Dinkelreis an. Vom Biohof Mayer aus Andorf kommen Eier, Rindfleisch, Fleisch von Freilandschweinen und Erdäpfel. Das Fleisch wird zu den jeweiligen Schlachtterminen angeboten. Immer donnerstags können sich die Mitglieder je nach Wohnort die Lebensmittel in Andorf oder Diersbach abholen.
Für Interessierte veranstaltet die CSA eine Informationsveranstaltung am 16. Oktober am Biohof Mayer in Andorf (Pram 4).
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