Medizin
Digitale Revolution im Gesundheitswesen in unserer Region
Digitale Spracherkennung und die „Pill Cam“ in Kombination mit Künstlicher Intelligenz (KI) sind nur der Anfang der Digitalisierung im Gesundheitswesen in NÖ. Dadurch sollen zeitgemäße Strukturen der niederösterreichischen Gesundheitsversorgung auch in Zukunft sichergestellt sein.
REGION. Im Juli des heurigen Jahres wurde ein Fünf-Punkte-Plan von Landesrat Ludwig Schleritzko vorgestellt, bei dem die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt.
Mehr Zeit für die Patienten
"Die Dokumentationsarbeit ist eine gesetzliche Verpflichtung. Derzeit werden die Befunde der Ärztinnen und Ärzte diktiert und im Nachhinein zu Papier gebracht. Durch Korrektur- und Freigabeschleifen wird viel Zeit und Papier in Anspruch genommen. Die digitale Spracherkennung soll Abhilfe schaffen und nun auf das ganze Land ausgerollt werden. Dadurch werden Befunde in Echtzeit mittels Spracherkennung automatisch generiert – dafür ist nur die Stimme des Mediziners erforderlich. Das bedeutet weniger Bürokratie und mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten",
sagt Landesrat Ludwig Schleritzko.
300 Mediziner nutzen die Software
In den NÖ Kliniken wird die Spracherkennungssoftware schon von knapp 300 Ärztinnen und Ärzten genutzt. Über 610 Ärztinnen und Ärzte in allen NÖ Kliniken haben die Spracherkennungssoftware angefragt und werden diese in den nächsten Wochen und Monaten zum Einsatz bringen können.
In Zukunft wird die digitale Spracherkennung Standard in jedem Klinikum Niederösterreichs sein. Die Reduzierung und Vermeidung von Tippfehlern und Missverständnissen in der schriftlichen Dokumentation durch die digitale Spracherkennung trägt maßgeblich zur Verbesserung der Genauigkeit und Qualität von Patientenakten und Befunden bei.
Kein langes Warten auf Befunde
Tagtäglich nutzt auch Lukas Erhart von der Abteilung für Innere Medizin 2 im Unfallkrankenhaus St. Pölten, die Software und berichtet: "Die Software ist auf medizinische Fachbegriffe und Medikationen ausgelegt und kann diese schnell erfassen. Das lernende System dahinter merkt sich Sprachgebräuche, sowie auch die Dialekte, und passt sich demnach an. Aus unserer täglichen Arbeit ist die Spracherkennung einfach nicht mehr wegzudenken und ist für uns Ärztinnen und Ärzte eine Revolution und bringt auch den Patientinnen und Patienten einen enormen Mehrwert."
Auch im ambulanten Bereich profitieren die Patientinnen und Patienten davon, denn nach der Untersuchung müssen sie nicht mehr auf Befunde warten, sondern erhalten diese prompt und können so schneller nach Hause gehen. Denn bisher mussten Mediziner den Brief diktieren, eine Schreibkraft schrieb es nieder, dann erfolgte ein Gegencheck von den Medizinerinnen und Medizinern. In weitere Folge musste die Schreibkraft korrigieren und es erfolgte eine nochmalige Freigabeschleife. Durch die digitale Spracherkennung ist all dies nicht mehr notwendig.
Eine Kamera zum Schlucken
Ein weiteres Beispiel für digitalisierte Endoskopie kombiniert mit künstlicher Intelligenz (KI) ist die "Pill Cam" – eine Kamera zum Schlucken. Eine pillenförmige Kapsel mit inkludierter Kamera wird in Form einer Tablette verschluckt, geht durch den Magen-Darm-Trakt und bildet diesen mit ca. 150.000 Aufnahmen ab.
"Mit der Pill Cam haben wir die Möglichkeit, eine sehr genaue Untersuchung vor allem des Dünndarms vorzunehmen. Dabei sind Stellen einsehbar, die mit dem Endoskop nur schwer oder gar nicht zu erreichen sind. Die Kapselendoskopie wird als zusätzliche Untersuchung bei Patientinnen und Patienten angewendet, bei denen bereits eine Magen- Darmspiegelung (Gastro- und Coloskopie) stattgefunden hat und eine weiterführende Diagnostik benötigt wird (z.B. unklarer chronischer Blutverlust). Für die Patientinnen und Patienten ist diese Untersuchung schmerzfrei und sogar von zu Hause aus möglich", erklärt Oberarzt Günter Peter von der Inneren Medizin am Landesklinikum Scheibbs und ergänzt zudem: "Die KI kommt weiters bei uns routinemäßig bei allen Koloskopien zum Einsatz und befundet automatisch virtuell als Zweituntersucher mit. Sie macht durch farbliche Kennzeichnungen auf kleinste Veränderungen an der Darmschleimhaut aufmerksam und kann dadurch Krebsvorstufen erkennen und somit die Qualität der Untersuchung erhöhen. Das Ziel ist es, Polypen/Adenome zu detektieren, diese gegebenenfalls zu entfernen, bevor sie entarten und Dickdarmkrebs verursachen. Die Dickdarmkrebsvorsorge wird in Zukunft ab dem 45. Lebensjahr empfohlen."
Moderne Technologien zum Wohle der Patienten
"Wir nutzen aktuell die Möglichkeiten der modernen Technologien zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten und möchten zeitgemäße Strukturen unserer Gesundheitsversorgung auch in Zukunft sicherstellen. Daher gilt es, die Möglichkeiten, die uns technologische Entwicklungen bieten, im Hinblick auf ihre Praxistauglichkeit zu analysieren und entsprechend zum Einsatz zu bringen – und das so rasch als möglich", so Landesrat Schleritzko abschließend.
Mehr Infos auf landesgesundheitsagentur.at
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