Bärntatz: "Es geht nie um die Sache"

Hermann Bärntatz mit einem Bild, das seine neunjährige Tochter Rosa gemalt hat
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SPITTAL (ven). Die WOCHE sprach mit Neos-Spitzenkandidat für den Wahlkreis 2C der Nationalratswahl Hermann Bärntatz über seine Anliegen für Oberkärnten.

WOCHE: Sie sind nun seit den letzten Gemeinderatswahlen 2015 in der Politik, mittlerweile auch Neos-Landessprecher. Ihr Fazit als Quereinsteiger bisher?
BÄRNTATZ: Es braucht eine Neuerung, wir hängen immer noch in den Strukturen drin. Das Parteibuchdenken ist nach wie vor das wichtigste in vielen Bereichen. Viele Dinge, die wichtig sind, werden ignoriert. Wir haben ja kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Wir haben in Kärnten die meisten und teuersten Beamten und niemand tut etwas dagegen. Wir haben in Kärnten einen rechtskräftig verurteilten Landesrat, eine Partei mit vier rechtskräftig Verurteilen - ehemals BZÖ, jetzt FPÖ - einen Landesrat, der die Verfassung beinahe zu Fall gebracht hat..die Grünen bringen sich selbst um und schicken sich über die Presse gegenseitig Klagsdrohungen zu. Und einen - von mir geschätzten - Peter Kaiser, der aber demnächst wahrscheinlich auch eine Klage im Haus hat. Das ist ein Bild, das schmerzt als Bürger. Das muss sich einmal ändern. Wir kämpfen gegen diese Blockaden. Und wir setzen bei der Bildung an. Das ist der einzige Garant, womit wir in Zukunft Arbeit haben werden.

Warum wollen Sie in den Nationalrat? Das Streben nach Mehr?
Mein Ziel ist es, die Neos von Kärnten aus zu unterstützen und meinen Beitrag zu leisten. Ziel ist es, dass Christoph Haselmayer reinkommt, das wird aber schon eine große Herausforderungen, auf acht Prozent zu kommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Fünf, sechs Prozent wären ja ein tolles Ergebnis.

Bundeskanzler Hermann Bärntatz?
Undenkbar.

Welche Themen wollen Sie dort speziell angehen und forcieren? Bisher lauten die Schlagworte Wirtschaftsstandort, eine Bildungswende, Breitbandausbau, den Bürokratieabbau und den Kampf gegen die Abwanderung, Stärkung der ländlichen Regionen...
Man muss mutig sein und in der Bildung neue Wege gehen. Wir haben weit über 2.000 Schulversuche in Österreich, die allesamt nicht evaluiert werden. Es gibt von uns sehr viele Ansätze - es braucht mehr Autonomie in den Schulen, wobei ich da weitergehe und sage, dass der Direktorposten in einer Schule eine gewählte Position sein solle. Man müsste eine Qualifikation dazu mitbringen. Ich finde auch, dass es in Stein gemeißelt sein darf, dass man ewig Direktor ist. Es muss auch die Möglichkeit eines Wechsels geben. Es muss für Lehrer auch Ausstiegsszenarien geben. In der Schule ist das wichtigste Buch immer noch das Parteibuch.
Ich habe auch den Eindruck, das wichtigste für die Schulen sind Auszeichnungen nach außen, zb für Umwelt. Ich würde mir eine Auszeichnung für "glücklichste Kinder" wünschen, für Talente. Das sollte das Ziel sein.

Die Berufsschulschließung am Land steht im Raum..
Die totale Katastrophe! Man sollte nicht alles in den Wasserkopf hineinziehen, sondern in die Regionen gehen. Ein gutes Beispiel ist Klaus Raunegger, der den Mechatronik-Zweig nach Spittal gebracht hat. Ich kenne eine Klagenfurter Firma, die hat 100 Mitarbeiter, könnte aber viel mehr haben, wenn sie sie bekommen täte. Das Unternehmen ist Teil eines Weltkonzerns, irgendwann wird dann der Standort geschlossen werden. Meine Kinder sollen hier einen Job bekommen. Es fängt ja schon bei der Kleinkindbetreuung an.

Zum Thema Wirtschafttsstandort?
Gerade in unserem Wahlkreis ein Dilemma. Wir sind seit Ewigkeiten Schlusslicht und es scheint in Wien niemanden zu interessieren. Da frage ich mich schon, was unsere Abgeordneten dort machen. Das ist das nächste große Problem: Erwin Angerer hat auch gute Ideen, aber sie bekommen in Wien keinen Kopf zusammen, weil es halt "ein Blauer" ist. Wenn er ein "Roter" wäre, würde die Sache wieder anders aussehen.
Es gab auch die Idee eines interkommunalen Wirtschaftsraumes. Und unser Bürgermeister geht her und sagt, der Ausschuss habe das abgelehnt. Das ist das Problem. Es geht nie um die Sache, sondern immer um die Farbe.
Österreich ist vor allem auch interessant für Südtiroler Firmen. Es ist sicher und - im Vergleich zu Italien - die Unbürokratie. Hier sehe ich Wirtschaftspotenzial. Ich glaube, es wird sich in Zukunft viel ändern, in punkto StartUps etc. Aber dazu braucht es Infrastruktur, wie zum Beispiel Breitband. Da sind uns viele asiatische oder afrikanische Länder voraus.

Oberkärnten leidet an Arbeitslosigkeit und manchmal auch mangelnder Perspektive. Wie wollen Sie dem in Wien entgegentreten?
Es stimmt ja nicht, dass "hier nix is". Es ist sehr viel da. Spittal wird zum Beispiel familienfreundliche Gemeinde, da gibt es eine Evaluierung, was fehlt, was kann man ergänzen. Oft eine Grundvoraussetzung, damit sich Unternehmen ansiedeln. Wo möchten die Menschen gerne sein? Es muss uns gelingen, dass jemand sagt "ich möchte in Oberkärnten leben, weil es toll ist und da habe ich meinen Job." Kärnte hat im Schnitt acht Abwanderungen pro Tag, wir sind das einzige Bundesland, das schrumpft. Auch Touristiker sagen, dass die Mitarbeiter Thema sind. Wir brauchen auch die Flexibilität, wenn jemand drei Tage lang 18 Stunden am Tag gerne arbeitet und dann in die Berge geht zB, dann soll er das machen dürfen.

"Kärnten hört bei Villach auf" - oftgehörter Satz. Was wollen Sie konkret für für den Wahlkreis erreichen?
Das Gailtal sehe ich in der selben Thematik. Es kämpfen alle mit dem selben Problem. Wir müssen unsere eigene Identität finden und ein USP bieten, warum Unternehmen hier her kommen sollen und das kann durch ein besonderes Bildungsangebot sein, durch eine Vorreiterrolle in Sachen Technologie. Wir brauchen eine touristische Identität. Wieviele Tourismusverbände gibt es? Es würde sich anbieten, eine touristische Region mit Gesundheitsaspekt zu werden. Eine Forderung, die wir haben, ist die Abschaffung einer Verwaltungsebene. Am besten von oben weg. Die Beamten der Landesregierung aufteilen auf die Regionen. Hermagor macht es mit den Strafzetteln vor. Wie schlimm ist es für einen Wolfsberger, ob er den Strafzettel nun aus Klagenfurt oder Hermagor bekommt? Wir stärken die Regionen, die Leute, die dort leben, arbeiten auch dort. Warum müssen die Ministerien in Wien sitzen? Die teile ich auf in die Regionen, die so gestärkt werden.

Wo sehen Sie bereits jetzt gute Ansätze?
Die guten Ansätze sind in vielen Bereichen, aber die werden sofort wieder aus Parteigründen zerlegt. Ein Beispiel ist der Plan A von Christian Kern, der sehr viele gute Inhalte hat. Matthias Strolz hat den Bildungsteil herausgenommen und ihn als Antrag in den Ausschuss eingebracht. Was ist dort passiert? Er wurde abgelehnt. Die haben ihren eigenen Inhalt abgestochen. Hier stellt sich für mich die Frage, wie ernst man seine eigene Arbeit nimmt. Nur weil sie von jemand anderen gekommen ist, zu einem falschen Zeitpunkt vielleicht. Das passiert kleinen Fraktionen oft. Es gibt viele gute Ansätze, aber am Ende des Tages wird es aus parteipolitischen Kalkül abgestochen. Und das ist schade. Es braucht Mut, hier etwas zu tun und wenn ich in die Zukunft schaue, sehe ich wenig Chance in diese Richtung.

Mit wem könnten Sie sich eine Koalition vorstellen? Mit wem auf keinen Fall?
Arbeiten ist mit allen wichtig. Die Realität ist die: der nächste Bundeskanzler in Österreich ist Sebastian Kurz. Ich glaube, dieser Fisch ist geputzt. Die große Frage ist nur, wie die Koalition aussieht.

Wer wäre Ihnen der liebste Kanzler? Kurz, Kern oder Strache?
Matthias Strolz.

Sollten Sie in den NR gewählt werden: Wie werden Sie all Ihre Funktionen unter einen Hut bringen? Werden Sie eine Funktion bzw. Beruf aufgeben und Berufspolitiker werden?
Berufspolitiker ist für mich kein Thema, damit würde ich den Bezug zur Realität verlieren. Durch meinen Job habe ich viel Gestaltungsmöglichkeiten, was die Zeit betrifft. Ich fühle mich auch meiner Familie verantwortlich. Aber wenn ich eine Funktion bekleide, braucht es viel Zeit und ich würde meine Tätigkeit als Trainer reduzieren. Gemeinderat in Spittal bleibe ich auf jeden Fall, das lasse ich mir nicht entgehen (lacht).

Zur Person

Steckbrief: Hermann Matthias Bärntatz
Name:
Geburtstag: 12. Mai 1964
Wohnort: Spittal
Heimatort: Spittal
Familie: Verheiratet, zwei Töchter (9, 7)
Beruf: Unternehmensberater
politische Funktionen: Gemeinderat in Spittal, Neos-Landessprecher
Hobbys: Familie, Radfahren, Reisen, Skifahren, Wandern
Vorbild: Mein Vater
Ziele: Politisch: Im Land etwas verändern; privat: meine Kinder sollen eine glückliche Jugend und Zukunft in diesem Land haben
Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Portrait von Hermann Bärntatz lesen Sie hier.

Mehr Beiträge zur Nationalratswahl 2017 in Österreich finden Sie in unserem Themen-Channel!

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