Gut gemahlen seit vier Generationen

- Mathias Trattner führt die Mühle bereits in vierter Generation
- hochgeladen von Verena Niedermüller
Die Trattner Mühle in Mühldorf ist die kleinste Mühle Kärntens. Mathias Trattner produziert dort für regionale Bäcker und Großhandel.
MÜHLDORF (ven). Ein Handwerk, das langsam auszusterben scheint, ist dies des Müllermeisters. Mathias Trattner betreibt die kleinste Mühle Kärntens und setzt sich mit Qualität gegen seine großen Konkurrenten durch. 1000 Tonnen Mehl werden hier jährlich gemahlen.
Familienbetrieb
Mittlerweile betreibt Trattner die Mühle in vierter Generation. Angefangen hat die Firmengeschichte im 18. Jahrhundert mit Johann Wiedmayer-Gondlmüller. Sein Sohn Michael Wiedmayer heiratete die Tochter des Gondelbauern Peter Pichler und wurde so zum Besitzer der Gondelmühle, die damals noch eine Mautmühle mit zwei Wasserrädern, einem Mühlstein und einem Stampf war.
Turbine statt Mühlrad
Michael Wiedmayer hatte keine männlichen Nachkommen, also musste seine Tochter Maria die Mühle betreiben. Ihr ältester Sohn Matthias machte die Ausbildung zum Müller und übernahm 1938 als Müllermeister die Mühle. Matthias machte aus der Mühle einen modernen Betrieb, anstelle der alten Mühlräder trat eine Turbine. "Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit mit seiner Frau Maria fort, unter seiner Führung wurde das Gebäude auch erweitert und aufgestockt.
Modernisierung
1963 erweiterte Trattner das bestehende Getreidesilo von 120 auf 320 Tonnen. Im Alter von 62 Jahren verstarb er im Jahr 1964. Der Vater des heutigen Inhabers, Matthias jun. übernahm als 23-Jähriger den Betrieb. 1968 modernisierte er die Mühle und stellte auf automatische Vermahlung um.
Bäcker und Großhandel
Dazu kam auch eine Eigenstromerzeugung. "Wir haben einen Bach, der unter dem Gebäude durch läuft. Mit dem Kraftwerk erzeugen wir sieben Kilowatt Strom. Die Mühle läuft auch 24 Stunden durch", erklärt Mathias Trattner.
2003 hat er den Betrieb übernommen. Er absolvierte die dreijährige Fachschule für Getreidewirtschaft in Wels und machte anschließend die Meisterprüfung. "Natürlich mit sehr viel Praxis". Heutzutage heißt die Schule "HTL für Lebensmitteltechnologie". Heute hat Trattner drei Mitarbeiter. Hauptsächlich beliefert er regionale Bäcker und den Großhandel wie C+C Pfeiffer oder Wedl. "Das Getreide kommt aus Niederösterreich, dem Burgenland und dem Wiener Raum. In Kärnten sind die Erträge nicht so gut", erklärt der Müllermeister.
Kontrollierte Qualität
Um gute Qualität zu liefern, gibt es strenge Qualitätskontrollen. Die Proben werden im Labor untersucht und "dann stehen die Rückstellmuster im Büro", erklärt er. In der Mühle wird Roggen und Weizen gemischt und durchläuft insgesamt 16 Zerkleinerungsprozesse, bis das Mehl wieder gesiebt wird. Steuern kann Trattner die Maschinen über sein Handy. Eine Erleichterung, sonst müsste er rund um die Uhr im Betrieb sein. Zu seinen Aufgaben gehören neben dem Einkauf der Rohstoffe unter anderem die Produkt- und Produktionskontrolle. "Ich muss den Vermahlungsgrad kontrollieren, der wird per Hand eingestellt und mache auch eine Siebanalyse", erklärt er.
Handelsketten als Konkurrenz
"Eine große Herausforderung sind natürlich die Supermarktketten mit ihren Backboxen", so Trattner. In Österreich haben nach dem EU-Beitritt über 150 Mühlen zusperren müssen. "Der Konsument bestimmt unser Überleben und auch den Preis", so Trattner.
Zur Sache:
Das Mahlen des Mehles ist ein umfangreicher Vorgang. Zuerst werden vom Steinausleser schwere Verunreinigungen wie zum Beispiel Steine, Sand und Glas vom Getreide getrennt. Auch Metallteilchen werden mit Magneten herausgezogen.
Danach geht es in den Aspirateur. Dort trennt sich die Spreu vom Getreide und leichtere Teilchen werden mit einem Luftstrom herausgesaugt. Im Netzschäler wird die verschmutzte äußerste Schale durch Wasser und Reibung entfernt.
Der eigentliche Mahlvorgang findet am Walzenboden statt. Früher haben dies die Mühlsteine erledigt. Die Walzenstühle schroten und vermahlen das Getreide in 16 Durchgängen. Das Mahlgut wird durch ein pneumatisches System transportiert. Der Abscheider trennt das Mahlgut von der Transportluft. „Der Rohrboden funktioniert wie ein Staubsauger: Das Feine wird nach oben gesaugt, das Grobe fällt wieder zurück nach unten."
Der Plansichter siebt das Mahlgut und leitet den noch groben Anteil zurück zum Walzenboden. Durch verschieden feine Siebe wird die Feinheit des Mehls gesteuert. Die Grießputzmaschine entfernt Kleieteile vom Grieß.
In den Mehlsilos werden die verschiedenen Mahlprodukte nach Farbe und Qualität gelagert. Um gleichbleibende Qualität zu garantieren, wird das Lagergut auch durchgemischt. Abgefüllt wird das Mehl entweder in Säcken oder es wird lose zum Kunden gebracht.
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