Greifenburgs Zentrum verwaist
Der Drautaler Ort aber noch "vergleichsweise gut aufgestellt", was Nahversorgung betrifft.
GREIFENBURG (ven). Nicht nur in Spittal sieht man immer mehr leerstehende Schaufenster und Geschäftsflächen, dieser Trend setzt sich nun leider auch im Drautal fort. Das Ortszentrum von Greifenburg wird nicht von regem Handelstreiben dominiert, sondern von LKW, die durch die engen Straßen brausen.
Nicht mehr Geschäfte
Durch den Ausbau der B100 sollen zumindest die LKW aus dem Ort verschwinden. Landtagsabgeordneter und Vorantreiber Ferdinand Hueter: "Obwohl der Verkehr nun durch den Ort führt, sterben die Geschäfte weg. Man wird die Dinge nicht in den Griff bekommen, solange es Billigstanbieter gibt", sagt er. Auch die umgekehrte Schlussfolgerung könne man nicht ziehen: "Durch mehr Verkehr werden auch nicht mehr Geschäfte kommen."
Fels in der Brandung
Schuhhändler Hellmuth Rieder ist mit seiner Filiale im Ortszentrum "interessanterweise noch der Fels in der Brandung. Für kleine Orte ist es schwierig, aber in Greifenburg ist die Aufrechterhaltung des Geschäftes noch machbar. Das liegt an der Zentrumslage mitten im Drautal, bis Lienz und Spittal sind es doch einige Kilometer." In Steinfeld habe es sich nicht mehr rentiert, die erste Filiale dort hat Rieder bereits vor 15 Jahren wieder geschlossen. "Aber wir sind auch innerhalb von Greifenburg bereits umgezogen", ergänzt er. Der Schuhhandel sei doch noch eine Branche mit gewisser Notwendigkeit für die Einwohner. "In Obervellach ist es nicht viel anders", überlegt er.
Gute Stimmung machen
Andreas Otmischi betreibt im Drautalerhof erfolgreich das Otelo. "Die Umfahrungsthematik ist langfristig zu sehen. Das Otelo kann Schülern zumindest Berufsorientierung geben", sagt er und meint damit Projekte, an denen derzeit über 50 Schüler in Greifenburg arbeiten. "Man muss jungen Menschen eine Perspektive geben, ansonsten gibt es hier keinen Anreiz. Wenn die Leute wegziehen, brauche ich kein Geschäft aufzumachen." Über die Projekte könne man zumindest ein positives Image für den Ort transportieren und gute Stimmung machen. "Es geht um Ideen und um das Tun."
Menschen im Ort halten
Bürgermeister Josef Brandner versucht, mit Kinderbetreuungseinrichtungen jungen Familien vom Wegziehen abzuhalten. "Grundsätzlich sind wir noch sehr gut aufgestellt, haben alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Das Gewerbegebiet hat sich allerdings immer mehr in die Bahnhofstraße verlagert, den Papierhandel haben die Supermärkte sozusagen 'aufgesaugt', früher gab es auch eine Boutique für Damenmode im Zentrum", erinnert er sich. Es seien als Gemeinde viele kleine Schritte nötig, um die Menschen im Ort zu halten. "Wir sind sehr froh, dass wir nun nach einem halben Jahr wieder einen Arzt in Greifenburg haben. Außerdem haben wir drei Jahre lang um die Ausschreibung einer Kassenstelle für einen Zahnarzt gekämpft und die Stelle endlich bekommen. Nun warten wir auf Bewerber", so Brandner.
Wohngemeinden
Ob der Ausbau der B100 die Leute noch mehr am Ort vorbeiführe? "Klar ist die Gefahr eines Abflusses der Kaufkraft vorhanden. Aber ich beobachte, dass immer mehr Menschen bereit sind, einige Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz zu fahren und somit werden die ländlichen Gemeinden zu Wohngemeinden. Man versucht aber auch, die Arbeit zu qualifizierten und motivierten Menschen zu bringen, indem sich größere Betriebe ansiedeln." Laut Brandner müsse man aber insgesamt mehr umdenken und auf Produkte aus der Region zurückgreifen, um die Wertschöpfung im Ort zu halten.
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