"Man darf sich nicht einschüchtern lassen"

GMÜND (ven). WOCHE: Skizzieren Sie bitte Ihren Werdegang.
MIKLAUTZ: Ich bin Seebodnerin, besuchte die Hak in Spittal und habe die Lehrerausbildung für Mathematik, Biologie, Kurzschrift, Maschinschreiben und Italienisch gemacht. Danach war ich 37 Jahre Lehrerin in der Hauptschule in Gmünd. In der Pension habe ich ein Kunstgeschichte-Studium absolviert.

Was war die Motivation dahinter?
Mein unendliches Interesse. Endlich konnte ich das tun, was ich in der Jugend nicht hab dürfen. Wir waren fünf Kinder, mein Vater hat das nicht erlaubt. Mein Mann hat mich auch inspiriert. Er war auch Lehrer und hatte die Gegenstände, die ihn interessierten, wie Deutsch und Geschichte. Wir haben uns sehr jung kennengelernt und haben nichts anderes gemacht als Kunst gekauft, getauscht, und restauriert. Es war eine Leidenschaft von uns beiden. Dadurch waren wir so erfolgreich. Wir haben die Leidenschaft zum Hobby und zum Beruf gemacht. Er hat es sich geleistet, 1981 mit dem Beruf aufzuhören und ich habe den Beamtenstatus nicht aufgegeben. Eine Sicherheit braucht man.

Haben Sie gern als Lehrerin gearbeitet?
Ich war mit Begeisterung Lehrerin. Ich mache alles mit Begeisterung. Das war ein Problem, da ich mit 18 Jahren noch immer nicht wusste, was ich überhaupt unterrichten will, da mich alles interessiert hat. Dann hat sich die Kunst herauskristallisiert und darüber bin ich jetzt sehr froh, sonst würde ich als Witwe in diesem Geschäft, in dieser Männerdomäne nicht überleben. Ich muss den Mann und die Frau stellen. Ich lasse mir nichts einreden, ich bin selbst vom Fach, was nicht heißt, dass ich nicht gerne dazulerne.

Wann haben Sie das Geschäft eröffnet?
Unser Geschäft ist jetzt genau 40 Jahre alt, in Gmünd gibt es uns seit 30 Jahren.

Was wollen Sie als Kind werden?
Immer Lehrerin. Wir haben immer Lehrer gespielt. Ich war mit Leib und Seele Lehrerin. Und dann bin ich müde geworden und hab einfach aufgehört, weil es keinen Sinn hat, an einem Ort zu bleiben, wo du nicht mehr die Erwartungen erfüllst, die du an dich selbst stellst. Ich konnte den Kindern nicht mehr täglich etwas beibringen. Das war plötzlich im letzten Jahr 2003, da hab ich dann inskribiert. Nichts tun ist nämlich auch keine Freude.

Wie sind Sie zur Kunst und zu Antiquitäten gekommen?
Mein Mann und ich haben uns gegenseitig damit angesteckt. Wir haben alte Gebäude geerbt, da war viel da. Andere werfen es weg und wir haben es alles so sehr geschätzt. Mein Mann Heinz war auch handwerklich sehr geschickt und hat alles können. Unsere Wohnung war die individuellste, jedes Stück war ein Einzelstück und wir waren immer qualitätsbewusst. Wenn ich das Wort "Vintage" schon höre...

Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Jeden Morgen in den Garten oder in die Werkstatt. Ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf. Ich renne hinaus, die Enten füttern, schaue, dass das Wasser in meinen drei Teichen rinnt. Dann gehe ich in den Gemüsegarten zupfen, Salat schneiden. Jeden Tag beschneide ich eine andere Ecke. Dann gehe ich in die Werkstatt, dort hilft mir jemand. Dort werden die Möbel und eingekaufte Stücke gewaschen, geschmirgelt, gebeizt. Bis elf Uhr bin ich dann im Geschäft in Gmünd. Zu mittag gehe ich heim und koche mir etwas mit Zutaten aus meinem Garten. Das ist mir sehr wichtig. Von drei bis sechs gehe ich wieder ins Geschäft. Am Abend muss ich dringend Menschen treffen und fühle mich in der großen Künstlerfamilie sehr wohl. Die entschädigen mich fürs Alleinsein. Ich versuche es, zu vermeiden. Wenn ich allein bin, mache ich die Türen in meinem Haus auf, schalte die 70er-Jahre-Schlager ein und tanze durchs Haus. Mein Mann ist hier aber überall zu spüren.

Was war der Anstoß, die Kulturinitiative zu gründen?

Wir haben das Haus in Gmünd in der Hinteren Gasse gekauft. Dort sind aber eher die Autos gestanden, es verirrte sich niemand vom Hauptplatz her dort hin. Aus dieser Not heraus kommen die besten Ideen. Wir waren viel in Frankreich und Italien unterwegs, wo man aus kleinen Räumen in Gassen "Fülle in die alte Hülle" gebracht hat. Mein Mann hat den Bürgermeister überredet und ein Orts- und Regionalentwicklungskonzept geschrieben. Menschen von außen müssen kommen und man muss ihnen Räume schaffen. Das Konzept hat allerdings lange nicht gegriffen. Aber wir hatten 1996 zur 650-Jahr-Feier der Stadterhebung das Glück mit Erika Schuster und damit wurde die Kulturinitiative institutionalisiert. Man darf nicht nachgeben und sich nicht einschüchtern lassen. Das war so wichtig. Fritz Russ und Birgit Bachmann gehörten dazu, so auch Ulla und Luk Strasser von der Alten Burg. Das war der harte Kern, von allen anderen hörte man nichts mehr, wenn es Probleme gab. Wir haben überlebt bis heute.

Die KI feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen. Ihr Fazit?
Wir haben alles erreicht, was wir wollten. Schade, dass es mein Mann nicht erlebt hat, es ist alles so gekommen, wie er es sich gewünscht hat. Das Besondere ist jetzt, dass großartige Menschen und Künstler, die auf der ganzen Welt bereits gearbeitet haben, wollen hier bleiben. Da ist hier auch Jens August zu nennen, so auch Fritz Russ. Es ist auch unser Geheimnis, dass die Stadt neugierig macht und die Menschen zurückkehren.

Wer ist Ihr Lieblingskünstler und warum?
Da tu ich jemandem unrecht, wenn ich nur einen nenne. Künstler, die authentisch bleiben und Kunst machen, die Kraft ausstrahlt, die etwas zu sagen hat. Das kann so unterschiedlich sein. Das kann bei Fritz ein hingestellter Sessel auf der richtigen Position sein. Es geht in erster Linie um zeitgenössische Kunst. Man kann über Kunst so schwer diskutieren, es ist so subjektiv. Es muss mich beim Hinschauen einfach umwerfen und betroffen machen, erfreuen, mich verwundern, berühren, überraschen und Spannung erzeugen. Manchmal rührt mich Kunst zu Tränen, das passiert aber selten.

Was ist Ihnen lieber: Alte Kunst oder Neue Kunst?

Beides, das ist die Spannung. Ich bin im Mittelalter stark verankert, wo es sich noch um rein kirchliche Aufträge handelte. Ich bin so vielseitig und vielschichtig.

Betätigen Sie sich selbst auch künstlerisch?
Überhaupt nicht, nur im Garten mit Landart, da bin ich gut. Ich mache auch nur einfachste Restaurationsarbeiten. Ich hatte auch nie die Zeit, Ruhe und die Muse. Die Kunst soll den Künstlern vorbehalten bleiben.

Was fasziniert Sie an alten Möbeln?
Es ist die Ausstrahlung wie bei einem alten Menschen. Das alte Möbel hat etwas erlebt, einen bestimmen Zweck erfüllt. Es ist handwerklich so gut gemacht, dass es Jahrhunderte überdauert hat. Die Alterspatina ist einfach etwas Besonderes. Das Alter zeigen dürfen. Das ist heute ja nicht mehr gefragt, man muss alles aufspritzen. Jedes Stück hat eine ganz besondere individuelle Ausstrahlung. Und sie strahlen Ruhe aus, sie brauchen nicht mit modernem Design konkurrieren. Sie können nebeneinander existieren.

Mit welchen Schwierigkeiten hat die Künstlerstadt heute zu kämpfen?
Die Qualität beizubehalten ist ganz schwierig. Wir brauchen nur das. Wir wissen, wie die Werbung geht, wie wir Förderungen bekommen, welche Ateliers und Künstler wir brauchen. Aber wir müssen die Qualität bewahren. Wenn die nicht beibehalten wird, sind wir ein Ort wie jeder andere auch. Mittelmaß ist allüberall. Und die Masse ist leider Mittelmaß. Wir kämpfen mit kunstsinnigen Leuten, die bereit sind, Geld auszugeben.

Was fordern Sie von der Politik?
Ich fordere Umsetzung der Dinge, die notwendig sind. Drangehen. Ich wünsche mir natürlich, dass wir als Ensemble unter Schutz gestellt werden. Mehr Ehrlichkeit, Kreativität und Spontanität, auch wenn kein Geld da ist. Da bin ich ganz bei Christoph Kulterer, er bemüht sich wirklich, aber das ist die Industriellenvereinigung. Es muss mehr Schwung in die Geschichte und das Geld in Fluss kommen.

Ihr Verhältnis zu Bürgermeister Josef Jury und Siggi Neuschitzer?
Sie waren beide meine Schüler. Ich schätze ihre Arbeit. Natürlich gibt es auch Probleme, aber ich habe zu ihnen einen respektablen Zugang. Siggi Neuschitzer war sehr begabt, aber nicht in Deutsch (schmunzelt). Ab und zu lass ich es heraushängen, dass sie meine Schüler waren (lacht). Zum Bürgermeister hab ich ein freundschaftliches Verhältnis.

Zur Person

Name: Margarete Miklautz
Geburtstag: 2. September 1948
Wohnort: Gmünd
Familie: Verwitwet, zwei Kinder
Beruf: Kunsthändlerin
Hobbys: Garten, Tanzen zu Oldies der 70er Jahre, Freunde, Museumsbesuche, Kunst
Vorbilder: Menschen, die bis ins hohe Alter aktiv bleiben
Lieblingsmöbelstück: Qualitätsvolle alte Möbel, ein Schrank aus meinem Heimathaus in Seeboden aus 1790
Lieblingsbuch: Fachliteratur und Jung-Literaten
Lieblingsspeise: Leichte bunte Kost
Lebensmotto: "Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen" (Martin Luther)

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