Reißeck: Weltrekordprojekt startete vor 70 Jahren

Der Leitungsbau war eine logistische Herausforderung für die beteiligten Unternehmen auf der Baustelle | Foto: KK/Verbund
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REISSECK (ven). 1948 wurde in Oberkärnten der Grundstein für die heute größte Wasserkraftwerksgruppe in Europa gelegt. Das Speicherkraftwerk Reißeck hielt jahrzehntelang den Weltrekord für die größte Fallhöhe. 

Projekt aus den 20er Jahren

Oberkärnten ist eine der wasserreichsten Regionen Österreichs. "Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren erstmals Überlegungen zur energietechnischen Nutzung der Wasserkräfte der Hohen Tauern in Kärnten aufgekommen, das erste konkrete und auch teilweise umgesetzte Projekt stammt vom Beginn der 1920er-Jahre", so Verbund-Sprecher Robert Zechner zur WOCHE.

Mühldorf versorgte Baustellen

Franz Friedrich Wallack, heute bekannt als der Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße, sah erstmals die Nutzung der Karseen als Speicher am Reißeck-Massiv und die daran anschließende mehrstufige Nutzung des Mühldorfer Seebaches vor. Realisiert wurde von der seinerzeit noch von den „Treibacher Chemischen Werken“ beauftragten Planung einzig das noch heute bestehende Laufkraftwerk Mühldorf (1922–1924), das später die Baustellen der neuen Kraftwerksgruppe Reißeck mit Strom versorgen sollte. Die schlechte finanzielle Lage Österreichs in der Ersten Republik und die Weltwirtschaftskrise verhinderten den weiteren Ausbau. "Doch wenige Jahre nach Kriegsende startete Verbund 1948 mit der Realisierung des Speicherkraftwerks Reißeck."

2.785 Beschäftigte

Man begann mit ersten bauvorbereitenden Arbeiten, die in erster Linie dem Aufschluss des Reißeckgebietes durch Schrägaufzüge, Stollenbahnen, Rollgleise, Pendel- und Umlaufseilbahnen zur Überwindung des Höhenunterschiedes mit tonnenschweren Bauteilen sowie der Errichtung von Unterkünften und Lagerbauten galten. Aufgrund fehlender Zufahrtsstraßen mussten die Baumaterialien und Baugeräte mittels provisorischer Bahnen und Hilfsseilbahnen sowie in den höheren Regionen zudem mit Hilfe von Menschenketten und Maultieren auf über 2.300 Meter Seehöhe transportiert werden. Im Jahr 1956 erreichte man mit 2.785 den Höchststand an Beschäftigten.

29 Unternehmen

Bei den insgesamt 29 auf den Baustellen arbeitenden Unternehmen und gewerblichen Betrieben waren 1.083 Facharbeiter, 1.280 Hilfsarbeiter und 422 Angestellte und Hilfskräfte tätig. Arbeitsschichten von zehn Tagen wechselten mit vier Tagen Freizeit. Für den Bau der Staumauern und Dämme wurde am Fuße des Großen Mühldorfer Sees das größte Baulager der Kraftwerksbaustelle errichtet, das neben den Baracken mit Schlafunterkünften, Lagerbaracken, dem Betriebsgebäude und den Speisesälen auch eine Krankenbaracke sowie eine eigene Polizeistation aufwies.

Höchste Fallhöhe

Nicht zuletzt durch die in den 1950er-Jahren erfolgte Unterstützung aus Mitteln des Marshall-Plans konnte das Pionierprojekt der jungen Zweiten Republik bis 1961 erfolgreich abgeschlossen werden. Das Jahresspeicherkraftwerk Reißeck war zum Zeitpunkt seiner Errichtung das Werk mit der höchsten Rohfallhöhe der Welt (über 1.700 Meter). Auch die Eisenbahn, die bis 1953 für den Materialtransport vom Schoberboden durch einen Tunnel unterhalb der Schoberspitze zu den Mühldorfer Seen errichtet wurde, war damals mit rund 2.300 Höhenmetern eine der höchstgelegenen Eisenbahnanlagen Europas.

Ausstellung bis Oktober

Verbund zeigt in einer multimedialen Ausstellung im Berghotel Malta eine Vielzahl von Impressionen zum Kraftwerksbau Reißeck in den 1950er-Jahren. Darunter auch Zeitzeugen-Interviews und bislang unveröffentlichte Bilder. Die Ausstellung im Berghotel ist täglich bis Oktober frei zugänglich.

Mehr Beiträge im Rahmen unseres Schwerpunktes "Leben mit Wasser": www.meinbezirk.at/leben-mit-wasser

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