Kaliumjodid-Tabletten ausverkauft
Die Sorge wächst in Sankt Pölten
Kaliumjodid-Tabletten sind in unserer Region mehr denn je gefragt.
ST. PÖLTEN. Der Krieg in der Ukraine sorgt im Zentralraum Niederösterreich bei der Bevölkerung für Unsicherheit bezüglich einer plötzlichen Strahlenbelastung durch Atomraketen oder Angriffe auf Atomkraftwerke. Seit Tagen werden Apotheken mit Fragen und Sorgen rund um den Nachschub von Kaliumjodid-Tabletten überschüttet. Ein Blick in den Zentralraum zeigt: Ja, die Nachfrage steigt überall.
So gehen Schulen damit um
In Schulen und Kindergärten unterschreiben Erziehungsberechtigte Anfang des Schul- und Kindergartenjahres einen "Krisenplan". Hier wird erhoben, ob Kinder im Fall des Falles nach Hause geschickt werden sollen und ob ihnen Kaliumjodid-Tabletten verabreicht werden dürfen.
"Seit Jahren erheben wir die Informationen zur Schuleinschreibung und in der aktuellen Lage halten wir die Listen in den Klassenbüchern jederzeit parat."
Informiert Harlands Volksschuldirektorin Susanne Unfried-Schmied.
"Die Tabletten haben wir vor Kurzem erst gegen neue ausgetauscht."
Erst im Dezember 2021 erging von der Bildungsdirektion NÖ an alle Schulen und Bundesschulärzte ein diesbezügliches Schreiben. "Außerdem wurde darin mitgeteilt, dass die in den Schulen vorhandenen Tabletten ein weiteres Jahr Verwendung finden können. Die Schulen sind daher gerüstet und im Krisenfall auch darauf vorbereitet", informiert Bildungsdirektor NÖ Johann Heuras.
Engpässe in Apotheken
"Auf uns kommen viele verunsicherte und ängstliche Leute zu. Wir haben zurzeit nur die kostenlosen Tabletten für Jugendliche bis 18 Jahre, für Schwangere und Stillende. Wir haben bereits die kostenpflichtigen für alle anderen Bürger im Großhandel angefragt, jedoch können uns diese keinen Liefertermin nennen."
so Stephan Öhlzelt von der Alten Spora Apotheke in Sankt Pölten.
Warum die Tabletten?
Die Tablette mit Kaliumjodid schützt die Schilddrüse vorübergehend mit Jod. So kann das eingeatmete radioaktive Jod von der Schilddrüse nicht aufgenommen werden, sondern wird vom Körper schnell ausgeschieden. Somit kann eine hohe Strahlenbelastung für die Schilddrüse vermieden und damit das Auftreten von strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs auf null gesenkt werden. Die Tablette muss vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen eingenommen werden. (Quelle: sozialministerium.at)
"Ich möchte betonen, dass die Tabletten nur nach Anweisung des Gesundheitsministeriums eingenommen werden dürfen."
erläutert Hannes Böck von der Löwen Apotheke in St. Pölten.
Zur Sache
Im Falle eines Atomunfalls sollten Kaliumjodid-Tabletten von Kindern und Erwachsenen unter 40 Jahren eingenommen werden. Über 40-Jährige sollten sie nicht mehr einnehmen, da ihr Risiko, an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken, sehr gering, das Risiko von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist.
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