In der Welt eines Blinden !
Ein Blinder hört auch, wenn er mit einem Menschen spricht, der finster drein -"schaut". Oder ich erzähle jemandem etwas unvorstellbares, so ist er baff. Ich weiß, jetzt "schaut" er aber. Sogar die Weihnachtsspendenaktion ist noch lange nicht nur für Blinde, obwohl man sie "Licht ins Dunkel" nennt.
Wie steht es eigentlich mit den Eigenschaften hell und dunkel und mit Farben? Sieht einer schwarz, muss er noch lange nicht im Tunnel stehen. Tappt die Polizei im Dunkeln, sucht sie die Verbrecher auch nicht gerade in stockdunkler Nacht. Ist jemand anständig, so hat er eine "weiße" Weste. Diese Feststellung kann auch ein Blinder treffen. Und "blau" ist mitunter einer unter uns. Einen "blauen Montag" schieben wir eher nicht ein. Aber wir bezahlen höhere Geldbeträge meist mit einem "Blauen". Wir wissen auch, dass Wald und Wiesen grün sind. Deshalb fahren oder wandern wir an Wochenenden oder im Urlaub manchmal "ins Grüne". Kriegt einer einen Wutanfall, sieht er auch nicht unbedingt mit den Augen "rot". Wie ist das überhaupt mit den politischen Parteien?
Ein Blinder sieht Fern mit den Ohren, durch die Erklärungen der Familienangehörigen oder Freunde; aber man sieht Fern.
"Auf Wiedersehen" ist ein Gruß, den man vielleicht höflich, aber gedankenlos anwendet; aber auch, weil man meint oder wünscht, mit dem Gegrüßten wieder einmal zusammenzukommen. Das Zusammentreffen ist also nicht nur für die Augen bestimmt; man sieht einander, hört, berührt, etwa durch Handreichen oder auch durch einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. Alles, bis auf das Erste, kann ein Blinder genauso. Also besteht kein Grund zur Peinlichkeit oder Unsicherheit.
Über das Sehen im Allgemeinen kann mit einem Blinden sehr wohl gesprochen werden. Z. B: "Ich werde nachsehen, ob ich noch genug Geld eingesteckt habe." Der Begriff "Sehen" kann so vielseitig angewendet werden. Man sagt: "Vorsicht" und meint, Achtung Stufe oder Baustelle. Man sagt: "Nehmen Sie doch Rücksicht", und meint auch nicht, dass der Angesprochene nach hinten sehen soll. Einer beabsichtigt, etwas zu unternehmen und hat auch nicht gleich den Blick dort, wo er hin will. Wenn ich die Übersicht" bei einer Arbeit verliere, muss ich auch nicht gleich die Zettel meinen, die sichtbar auf dem Schreibtisch liegen. Denkt jemand gleich an alles, so nennt man das umsichtig. Er sieht mit dem Gedächtnis. Weiters gibt es noch den netten Satz "mit dem Herzen sehen". So etwas ist wichtig und nicht nur durchführbar, wenn das Sehorgan in Ordnung ist.
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