Neophyten in St. Pölten
"Aliens" breiten sich in unserer Natur aus
Lokalaugenschein an der Traisen mit Markus Pausch, Kulturvermitter am Haus für Natur des Museum Niederösterreich.
ST. PÖLTEN. An der Traisen entlang spazieren und die Natur genießen: Das zählt in der warmen Jahreszeit sicher zu einer der liebsten Freizeitbeschäftigungen vieler St. Pöltner. Doch wie viele Pflanzen hier eigentlich gar nicht hingehören, fällt auf den ersten Blick gar nicht auf. Deswegen haben die BezirksBlätter einen Spaziergang mit Markus Pausch unternommen, dem sofort zahlreiche Neophyten ins Auge gestochen sind.
Hübsche Namen, problematische Pflanzen
Goldrute, Ambrosia, Götterbaum: So bezaubernd diese Namen vieler pflanzlicher Neuzugänge auch klingen, einige davon sind für die heimische Natur und für den Menschen höchst problematisch. Der Götterbaum etwa stammt aus China und wurde neben anderen Arten z.B. auch an der Wiener Ringstraße gepflanzt. Nach dem zweiten Weltkrieg breitete er sich über die Trümmerfelder in das Umland mancher Städte aus. "Der Götterbaum ist ein Beispiel für einen etablierten, invasiven Neophyten. Er kann auch dort wachsen, wo die meisten heimischen Bäume längst aufgeben. Götterbäume verdrängen heimische Arten und sind äußerst schwer zu bekämpfen", weiß Markus Pausch. Dieser Baum hat nämlich eine besondere Stärke: Selbst wenn er umgeschnitten wird, treibt er zahlreich aus dem Wurzelstock wieder aus.
Gesundheit gefährdet
Die Ambrosie, auf Englisch "Ragweed" genannt, ist vor allem für Allergiker problematisch. Das aus Nordamerika stammende Korbblütengewächs kann nämlich starke allergische Reaktionen auslösen. Aufgrund des späten Blühbeginns Ende Juli / Anfang August endet die Heuschnupfensaison für Menschen mit Ambrosia-Allergie erst im September / Oktober. Die geschätzten Behandlungskosten betragen mehrere Millionen Euro jährlich.
Kampf gegen die Ausbreitung
"Straßen, Bahnlinien und Flüsse sind gute Verbreitungskorridore", erklärt Pausch. Gerade am Traisenufer gibt es deshalb viele invasive Neophyten, zum Beispiel den Eschenahorn, der die heimische Silberweide verdrängt, das Drüsige Springkraut und den Staudenknöterich. "Neben der Ambrosie halte ich die Staudenknöterich-Arten für die bedenklichsten Neophyten", so Pausch. Denn die Pflanzen, die ursprünglich aus Asien stammen, wuchern die Flächen schnell zu und lassen kaum mehr Licht für andere Pflanzen übrig.
Das ist vor allem dann sichtbar, wenn der Staudenknöterich gerade gemäht wurde: Zurück bleibt nur eine kahle, unbewachsene Fläche. Die Bekämpfung ist beinahe unmöglich: selbst das mehrfache Mähen pro Jahr hält Staudenknöterich-Bestände bestenfalls in Schach, rottet sie aber nicht aus. Auch für die heimische Fauna kann der Knöterich zum Problem werden: Würfelnattern sind auf sonnige Plätze am Ufer angewiesen. Ist alles zugewuchert, können sie sich für die Nahrungssuche im Wasser nicht aufwärmen.
Quelle Garten
In Gärten gibt es oft "Aliens" - auch viele Nutzpflanzen sind ursprünglich nicht aus Österreich. Das ist eher unbedenklich, solange sich diese Pflanzen nicht über die Gärten hinaus ausbreiten. Anders war dies bei der Kanadischen Goldrute und beim Sommerflieder, die als Zierpflanzen und Bienenweide nach Österreich kamen und den Sprung über den Gartenzaun schafften. "Der Sommerflieder ist eine Art, die ich sehr unterschätzt habe. Ich hätte gedacht, dass diese Pflanze auf die Gärten beschränkt bleiben wird, doch ich habe sie mittlerweile vielfach in der Natur entdeckt", berichtet Markus Pausch. Deswegen plädiert er für heimische Gartenpflanzen: "Es gibt so viele heimische Pflanzen, die wunderschön und gut für Bienen und andere Insekten sind, zum Beispiel Kugeldisteln, Karden oder unsere heimischen Schwertlilien."
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