Angriff auf die Sommerferien
Neun Wochen Ferien: Luxus pur, Fadesse pur oder Organisationshorror für Familien?
ST. PÖLTEN (bt). Neun Wochen Ferien im Sommer. Was für Lehrer und Schüler paradiesisch klingt, stellt immer mehr Eltern vor Herausforderungen. Wer passt auf die Kinder auf, wenn der Urlaub von Papa und Mama nach zwei Wochen vorbei ist? Familienministerin Karmasin forderte, zwei Wochen der Sommerferien in den Herbst zu verschieben. FP-Klubchef Waldhäusl will, dass die Schulen ab dem 1. August wieder öffnen und Nachhilfe anbieten. Wir haben Eltern, Lehrer und Schüler im Bezirk gefragt, was sie von den Vorschlägen halten.
Schnell wird klar, einig sind sich hier nur die Schüler. Und zwar in einem Punkt: Gestrichen werden darf Ferienzeit auf keinen Fall.
Hitze stoppt Konzentration
Susanne Unfried-Schmied, Direktorin der Volksschulen Harland und Stattersdorf, würde die neun Wochen Sommerferien gerne beibehalten, spricht sich aber für mehr Betreuungsangebote aus. Bei früherem Schulstart oder Nachhilfe im August befürchtet sie: "Im Sommer ist es in den Gebäuden sehr heiß. Es ist nicht zielführend, wenn sich die Kinder nicht konzentrieren können."
Keine Zeit für Praktikum
Die berufsbildenden höheren Schulen wollen und kennen keine Sommerferien. "Unsere Studierenden müssen ja eine Ferialpraxis machen und das geht mit kürzeren Sommerferien praktisch gar nicht", erklärt Johann Wiedlack, Direktor der HTL St. Pölten. "Wir könnten keine Verkürzung gutheißen. Wir können unsere Schüler nicht nur ins Praktikum schicken, ohne sie in die Ferien zu entlassen. Es gibt ja auch Wiederholungsprüfungen", teilt Sissy Nitsche-Altendorfer, Direktorin der Tourismusschule Wifi St. Pölten die Meinung. Die Verschiebung von zwei Wochen Ferien in den Herbst würde das Betreuungsproblem in ihren Augen auch gar nicht lösen sondern nur verlagern. Und wenn Pflichtschulen mit August für Nachhilfe öffnen würden? "Keine schlechte Idee", findet Johann Wiedlack, "wir stellen immer wieder fest, dass die Grundkenntnisse, mit denen die Schüler zu uns kommen, mangelhaft sind."
"Zur Nachhilfe geht keiner"
Kürzere Sommerferien und dafür Erholungszeit im Herbst würde Dagmar Karner, die wir mit Tochter Nathalie beim Schulsachenkauf in St. Pölten trafen, begrüßen. "Die Kinder haben eh eine Schularbeit und einen Test nacheinander."
Bei der Betreuung während der Ferien greifen ihr Großmutter und Schwester unter die Arme. Tochter Nathalie, die in die 4. Klasse Mittelschule kommt, könnte mit Herbstferien leben, am Ende des Sommers wirds nämlich eh schon "fad". Zur Nachhilfe sagt sie nur: "Freiwillig geht man da ja nicht hin."
Gabriele W., die mit Enkelin und Volksschülerin Sarina gerade nach doppelseitigem Klebeband zum Basteln suchte, würde die Kinder im Herbst nicht wieder aus dem Lernen reißen wollen.
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