St. Pölten
Festmesse als Kick-off zum Jubiläumsjahr „200 Jahre Joseph Gabler“

Michael Poglitsch, Leiter des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten, Komponist Johann Simon Kreuzpointner, Bischof Alois Schwarz, der den Festgottesdienst zelebrierte, Harald Froschauer, Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich und Peter Gretzel, Leiter des NÖ Volksliedarchivs. | Foto: Volkskultur Niederösterreich
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  • Michael Poglitsch, Leiter des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten, Komponist Johann Simon Kreuzpointner, Bischof Alois Schwarz, der den Festgottesdienst zelebrierte, Harald Froschauer, Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich und Peter Gretzel, Leiter des NÖ Volksliedarchivs.
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ST. PÖLTEN (pa). Am Sonntag, 21. Jänner 2024 jährte sich der Geburtstag des bedeutenden Forschers und Sammlers geistlicher Volkslieder Dechant Joseph Gabler (1824-1902) zum 200. Mal. Die Volkskultur Niederösterreich feiert dieses Jubiläum mit mehreren Projekten und lud am Geburtstag des Volksliedforschers gemeinsam mit dem Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten zur Festmesse in den Dom in St. Pölten.

Die Festmesse

Diözesanbischof Alois Schwarz zelebrierte die Festmesse, die musikalisch gestaltet war mit Werken, aufgezeichnet von Joseph Gabler und neu arrangiert von Johann Simon Kreuzpointner, sowie mit der Canzonette „verschwunden“, komponiert von Simon Kreuzpointner basierend auf einem Marienlied aus der Sammlung Gabler. Es musizierten Vokalensembles des Konservatoriums für Kirchmusik der Diözese St. Pölten sowie ein Instrumentalensemble unter der Leitung von Michael Poglitsch.

Die Musikanten bei der Gablermesse. | Foto: Volkskultur Niederösterreich
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Harald Froschauer, Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich, zeigte sich über die fruchtbare und gewinnbringende Zusammenarbeit mit dem Konservatorium für Kirchenmusik sehr erfreut.

Joseph Gabler begann schon früh mit der Sammlung geistlicher Volkslieder. Die Texte entnahm er meist Niederschriften und Drucken, während er die Melodien nach dem lebendigen Volksgesang notierte. Sein vierzigjährige Sammeltätigkeit schlug sich in mehreren Publikationen mit mehr als 1.200 Liedertexten und rund 400 Melodien nieder.

Die Sammlung Joseph Gabler wird im NÖ Volksliedarchiv der Volkskultur Niederösterreich in St. Pölten verwahrt, das von Peter Gretzel geleitet wird. Im Jubiläumsjahr erfährt der musikalische Schatz besondere Beachtung.

Joseph Gabler. | Foto: Volkskultur Niederösterreich
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Zur Person

Joseph Gabler stammte aus einer kinderreichen Familie im Waldviertel, die vom Schmiedegewerbe und von einer kleinen Landwirtschaft in Ramsau bei Altpölla lebte. Die Gablers waren katholisch sozialisiert, der Vater Vorbeter und Vorsänger, Josef ein wissbegieriger Junge. Mit 14 Jahren wurde er ins Piaristengymnasium in Horn aufgenommen, kam nach bravourösem Abschluss nach Krems in einen zweijährigen Vorbereitungslehrgang auf das Theologiestudium und wurde schließlich ins Priesterseminar in St. Pölten aufgenommen. Humanistisch gebildet blieb seine musikalische Ausbildung über weite Strecken seiner Autodidaktik in der Freizeit vorbehalten. Notenlesen und das Flötenspiel betrieb er nebenbei – mit Erfolg, wie sich später zeigen sollte. Im Alumnat wurde er zum Musikpräfekten bestellt und ihm damit die Leitung des musikalischen Geschehens im Priesterseminar anvertraut. Nebenbei erlernte er auch das Klavier- und Orgelspiel.
Nach seiner Priesterweihe 1849 war Josef Gabler an mehreren Seelsorgestationen tätig: in Altpölla, Waidhofen an der Thaya, Haugschlag, Neuhofen an der Ybbs und schließlich in Waidhofen an der Ybbs. Die Pfarrseelsorge und die spirituelle Erneuerung der Gemeinden waren ihm ein zentrales Anliegen.

Gablers Verdienst war es auch, einer gemäßigten Richtung das Wort zu geben, die Altes und Neues als koexistent nebeneinanderstellen und die von den radikalen Anhängern einer rückwärtsgewandten Kirchenmusik verpönte Instrumentalmusik als österreichische Besonderheit erhalten wollte. Obwohl Gabler nie an vorderster Stelle stand, war er doch in der Diözese St. Pölten die maßgebliche, vom Bischof selbst eingesetzte Autorität in Sachen Kirchenmusik.

Als unverzichtbaren Teil einer Erneuerung der Kirchenmusik betrachtete Gabler den geistlichen Volksgesang, den er im alten und auch zeitgemäßen Kirchenlied ebenso verwirklicht sah wie in den geistlichen Volksliedern, die in der gläubigen Bevölkerung verankert und Ausdruck einer lebendigen Volksfrömmigkeit waren.
Zahlreiche Lieder aus seiner umfangreichen Sammlung konnte er veröffentlichen: 1854 in einem „Katholischen Wallfahrtsbuch“, 1861 Marienlieder in den „Marien-Rosen“, 1884 in der „Neuen Geistlichen Nachtigall“ und 1890 in den „714 religiösen Volksliedern“. Die Gesang- und Gebetbücher waren hauptsächlich als Handreichungen für die Vorbeter auf dem Land gedacht.

Josef Gablers profunde Kenntnis der Kirchenmusik und seine gemäßigte Haltung in Bezug auf eine Erneuerung war im Zuge längst fälligen Herausgabe eines Diözesangesangsbuches gefragt. Zunächst wurde Gabler vom Ministerium für Kultus und Unterricht mit der Herausgabe eines Liederbuchs für katholische Volksschulen beauftragt. 1868 erschien ein Gebet- und Gesangbuch für die studierende Jugend. 1881 konnte das Gesangsbuch für die österreichische Kirchenprovinz mit einem dazugehörigen Orgelbuch aufgelegt werden, das Gabler gemeinsam mit seinem Freund und Mitstreiter, dem Gmundner Chorregenten Johannes Habert, erarbeitet hatte. Eine zweite Auflage folgte 1890. Eine überarbeitete Neuauflage folgte unter dem Titel „Te Deum laudamus. Gesangsbuch für die österreichische Kirchenprovinz.“ Dieses blieb bis 1931 in der Diözese St. Pölten in Gebrauch.

Volksmusikforscherin Gerlinde Haid bezeichnete Joseph Gabler als „einen der bedeutendsten Hymnologen des ausgehenden 19. Jahrhunderts“. Die Volkskultur Niederösterreich, das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten und der Wachau Chor Spitz würdigen seine Verdienste in vielfältiger Art und Weise.

Michael Poglitsch, Leiter des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten, Komponist Johann Simon Kreuzpointner, Bischof Alois Schwarz, der den Festgottesdienst zelebrierte, Harald Froschauer, Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich und Peter Gretzel, Leiter des NÖ Volksliedarchivs. | Foto: Volkskultur Niederösterreich
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