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Inklusion leben, nicht nur darüber reden

Ihre Beeinträchtigung sieht man Klara (li.) nicht an. | Foto: Evelyn
  • Ihre Beeinträchtigung sieht man Klara (li.) nicht an.
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Unterstützung ist mehr als einmal im Jahr für eine Organisation zu spenden – das wissen drei Mütter aus Bezirk St. Pölten aus eigener Erfahrung. Alle drei haben je eine Tochter, welche eine Beeinträchtigung hat. Die jungen Töchter sind 24, 22 und 21 Jahre jung.

Kennen Sie betroffene Menschen?

ST. PÖLTEN. „Sie sind selbstständig, man sieht es ihnen nicht sofort an, dass sie beeinträchtigt sind“, erzählen sie. Klara, die Tochter von Evelyn ist 24 Jahre alt, spielt in einem Fußballverein für beeinträchtigte junge Erwachsene in Krems Fußball, fährt alleine mit dem Zug zur Tagesstätte, ist geschickt, braucht aber einfach länger, um sich Dinge zu merken. Sie hat gerne ihre Stofftiere bei sich, klopft manchmal auf den Tisch, merkt sich nicht alles sofort und lacht manchmal lauter als andere. „Das Schlimmste für uns drei Mütter ist aber, dass die Menschen einem komische Blicke zuwerfen oder einfach wegschauen“, sind sie sich einig. Sie würden sich mehr Normalität wünschen im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung.

Arbeit finden ist schwierig

Der zweite Punkt der alle drei Mütter enorm beschäftigt ist die Arbeitssuche.

„Unsere Töchter würden so gerne arbeiten gehen oder einen Beruf erlernen, der ihnen auch Spaß macht. Sie können auch arbeiten, sie brauchen nur ein bisschen länger als andere. Und jeden X-beliebigen Job können sie auch nicht ausüben, da jede ihre Schwächen beziehungsweise Einschränkungen hat. Sie bräuchten in einem Betrieb eine Bezugsperson, die ihnen Halt gibt“,

sind sich die Mütter einig.

„Meine Tochter ist so geschickt. Sie ist gerne in der Natur und würde gerne mit Tieren arbeiten“,

so die Mama der 22-Jährigen St. Pöltnerin. Auch eine Gärtnerei würde in Frage kommen. Die Suche war trotz Arbeitspraktikum bislang leider ohne Erfolg. Scheitern würde es vor allem an der Tatsache, dass die meisten Firmen nicht die Zeit für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Beeinträchtigungen haben.

„Personen wie unsere Kinder brauchen länger, brauchen etwas mehr Aufmerksamkeit. Aber wenn sie das, was ihnen gezeigt wird dann können, machen sie das auch brav und mit viel Hingabe“,

sind sich die drei einig. Die 21 Jährige Tochter der dritten Mutter hat bereits einen Job finden können:

„Sie macht eine Teilqualifizierte Lehre in der Gastronomie.“

Wohnen und Selbstständigkeit

„Wie sollen sich unsere Kinder später versorgen, wenn wir nicht mehr da sind, wenn sie nicht versichert sind, weil sie keinen Job bekommen? Wovon sollen sie in der Pension leben? Wer kümmert sich dann um sie?“, das alles sind Fragen die sich die drei Frauen stellen. Punkto Versicherung ist es so, dass die jungen Erwachsenen bei ihren Eltern mitversichert sind. In der Tagesstätte bekommen sie lediglich ein Taschengeld, also keinen Gehalt. Auch das Wohnen sei ein großes Problem:

„Es gibt viel zu wenig betreutes und teilbetreutes Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigung.“

Das Leben als beeinträchtigte Jugendliche

„Unsere Töchter wollen fortgehen können, wie alle anderen Menschen in diesem Alter auch. Sie wollen Burschen in ihrem Alter kennenlernen, Beziehungen aufbauen und Freunde kennenlernen. Aber ohne, dass immer die Mütter dabei sind“,

verraten die drei Frauen. Doch man könne sie nicht einfach in eine normale Discothek schicken. Vor Corona gab es ab und zu eine Veranstaltung für Menschen mit Beeinträchtigung in eine Diskothek in Neulengbach. Auch in Krems gab es schon mal solche Veranstaltungen:

„Das war richtig nett. Da konnten sie feiern, wie andere auch, mit dem DJ kommunizieren und Musikwünsche austauschen, tanzen, wie andere Jugendliche.“

Was für die Mütter aber enttäuschend ist:

„Es wird immer von Inklusion gesprochen, dass Leute mit Beeinträchtigungen integriert werden sollen. Aber wenn man dann eine Inklusions-Veranstaltung, wie in Krems, besucht und dann nur Menschen mit Beeinträchtigung trifft, ist das schon sehr schade.“

Sie fragen sich, ob die Menschen das Thema Inklusion ignorieren oder sich nicht damit auseinander setzen wollen.

Mobilität

Die drei jungen Töchter und generell Menschen mit Beeinträchtigung sind auch in Sachen Mobilität eingeschränkt und auf Öffis und "Elterntaxis" angewiesen. In der Stadt ist das einfacher, als am Land. "Für Menschen mit Beeinträchtigung, die selten oder kaum die Möglichkeit einen Führerschein zu machen, gibt es keine gratis Klima-Tickets. Ermäßigt ja. Aber wieso bekommen es 18-jährige komplett gratis? Mit welcher Begründung?", stellen sie sich die Frage.

Man sollte nicht ausgeschlossen werden, weil man anders ist. Die Menschen sollten lernen mit Inklusion zu leben und umzugehen.

In Zahlen

Michael Steiner, AMS St. Pölten:

"Wenn wir beim AMS von Menschen mit Beeinträchtigung sprechen, dann unterscheiden wir zwischen Personen, die einen nachgewiesenen Grad der Behinderung haben und damit sogenannte begünstigte Behinderte sind und Arbeitslosen, die uns nachweislich fachärztliche Gutachten vorlegen, die ebenfalls Einschränkungen am Arbeitsmarkt darstellen."

Die Zahl aller arbeitslos gemeldeten Personen mit Beeinträchtigung liegt hier mit Oktober bei 1.495 Personen und davon sind 378 Personen begünstigte Behinderte mit Bescheid/ Behindertenpass.

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