Liebestolle Kröten auf gefährlicher Wanderschaft
Amphibien machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern: In St. Pölten werden sie dabei einfach umgesiedelt, ob es ihnen gefällt oder nicht.
ST. PÖLTEN (bt). Sobald es wärmer wird, haben Kröten, Frösche und Molche nur eines im Sinn: Ihre Fortpflanzung. In den Abendstunden wandern Sie zu ihren Laichgewässern, wo sie sich paaren und ihre Eier ablegen. Doch viele der Gewässer liegen in der Nähe von Straßen. Deren Überquerung endet jährlich für hunderttausende Amphibien in NÖ tödlich.
Damit erfolgt der Startschuss für viele Helfer. Sie sind entlang der Wanderstrecken unterwegs, betreuen und überprüfen die Schutzzäune und transportieren die Tiere sicher auf die andere Straßenseite. "Das Ganze geht dann eine bis eineinhalb Wochen, dann ist der ganze Zauber wieder vorbei", sagt Susanne Wegenkittl, die Leiterin der Naturschutzbund Ortsgruppe St. Pölten. Auf sie und ihre Freiwilligen kommt nun eine besondere Herausforderung zu: Die Wanderrute der Amphibien in der Stadt St. Pölten soll umgepolt werden. Denn obwohl die Tiere bevorzugt im Stadtwald leben, verlassen sie ihn zur Paarung. Hunderte von ihnen krabbeln über die Straßen dorthin wo sie geboren wurden. In die Teiche und Biotope in den umliegenden Gärten. Der Einsatz von Zaun-Kübel-Anlagen ist hier nicht möglich. "Wir gehen jeden Abend und sammeln die Wanderer händisch ein", berichtet Wegenkittl. Die wenigen umliegenden Teiche sind zudem schnell mit „Heiratslustigen“ überfüllt. "Dann klammern sich zu viele Männchen an ein Weibchen, sie werden zu schwer und gehen unter." Der Paarungstrieb scheint größer zu sein als der Überlebensinstinkt.
Ziel: Laichen im Stadtwald
Aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr im Tiergehege im Stadtwald ein Teich geschaffen. "Aber da wurde er noch nicht angenommen, da war das Wasser noch zu Leitungswasser ähnlich", erklärt die St. Pöltnerin. Heuer soll ein neuer Versuch gestartet werden. "Wir werden sie sammeln und pärchenweise hineinsetzen und hoffen, dass sie drinnen bleiben. Aber das Umändern der Wanderrute gelingt sicher nich von heute auf morgen. À la longue sollen sie aber im Stadtwald laichen und dort bleiben", informiert Wegenkittl. Quer über den Teich liegt ein großer Ast. "Damit die Tiere ihre Laichschnüre anbinden können."
Solange die Population, die außerhalb geboren ist, noch lebt, wird die Wanderung aus dem Stadtwald jedenfalls nicht abreißen.
Autofahrer aufgepasst
Die Amphibien wandern in den Abendstunden, insbesondere wenn es regnet und nicht kalt ist. In dieser Zeit appelliert der Naturschutzbund NÖ an alle Autofahrer, entlang von Amphibienstrecken vorsichtig zu fahren, die Geschwindigkeit zu reduzieren und auf Frosch, Kröten und Co sowie ihre Retter Rücksicht zu nehmen. Straßen an denen Amphibienwanderungen stattfinden und keine Zäune stehen, sollen an lauen, regnerischen Abenden am besten gemieden werden. Wichtig ist das, da alle 20 Arten die in Niederösterreich vorkommen, auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten stehen.
Projekt Amphibienschutz
2005 startete der Naturschutzbund Nö gemeinsam mit der Abteilung Straßenbetrieb und der Abteilung Naturschutz des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung das Projekt „Amphibienschutz an NÖs Straßen“ mit der Vision, dass in 20 Jahren keine Amphibien mehr Niederösterreichs Straßen sterben müssen. Jahr für Jahr kommt der
Naturschutzbund Nö mit seinen zahlreichen Unterstützern im Rahmen des Amphibienschutzes diesem Ziel näher.
Zur Sache
Wenn Sie in St. Pölten Stadt bei der Rettung mithelfen wollen, können Sie mit Susanne Wegenkittl Kontakt aufnehmen: 0650 4332344, susanne.wegenkittl@naturschutzbund.at; Für Unterstützung außerhalb des Stadtgebietes wenden Sie sich an den Naturschutzbund NÖ: 01 402 93 94, noe@naturschutzbund.at
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