Bau der S34
Projekt bedroht Wachtelkönig
Männliche Wachtelkönige fliegen vor den Weibchen nach Europa, um nach geeigneten Brutgebieten zu suchen. Vom gefundenen Habitat aus rufen sie nach Weibchen, die in Flughöhen von mehr als 100m entlang ihrer Zugrouten quer über Europa fliegen.
ST.PÖLTEN (pa). Wie Verkehrswende.at nun nachweisen konnte, erzeugt das vom Aussterben bedrohte Tier mit seinem Balz- und Revierruf einen von der Feldforschung bisher außer Acht gelassenen niederfrequenten Schallanteil.
Der Ruf des gerade einmal 150 Gramm wiegenden Vogels kann sich – ganz ähnlich wie bei tonnenschweren Elefanten – über große Distanzen fast ungedämpft ausbreiten. Wie groß die tatsächliche Rufreichweite des Vogels ist, konnten dazu konsultierte Ornithologen kurzfristig nicht sagen – „in Wahrheit weiß man es nicht“. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Wachtelkönig im niederfrequenten Bereich schlechter hört als der Mensch und ist damit fälschlicherweise auch davon ausgegangen, die Rufweite würde sich auf einen Bereich unterhalb der von Menschen wahrgenommenen Reichweite des Vogelrufes beschränken.
Tatsächlich wurde auch für verschiedene andere Vogelarten (z.B. Haushuhn, Taube) bereits ein dem Menschen weit überlegenes Hörvermögen im Infraschallbereich nachgewiesen, nicht aber ein korrespondierendes Artikulationsvermögen, wie es nun für den Wachtelkönig nachgewiesen wurde.
Geplante Schnellstraße bedroht Wachtelkönig-Brutgebiet
Anlässlich einer geplanten Schnellstraße mitten durch ein nachgewiesenes Brutgebiet des Wachtelkönigs hat sich der freischaffende Wissenschaftler und Verkehrswende.at-Obmann Dr. Dieter Schmidradler eingehend mit den bisher schalltechnisch unerforschten Ursachen für die besondere Empfindlichkeit des Wachtelkönigs auf Straßenlärm befasst: Die von Straßen ausgehende massive Verlärmung insbesondere im nieder- und tieffrequenten Bereich führt dazu, dass das Wachtelkönig-Männchen den Ruf in der Nähe von dauerhaftem Straßenlärm nicht mehr absetzen kann.
Modellierung mit realen Daten
Anhand einer Modellbildung mit realem Ruflaut und Autobahnlärm wurde nachgewiesen, dass der für die Erzielung hoher Reichweiten maßgebliche niederfrequente Schallanteil im gesamten Brutgebiet vom Straßenlärm vollständig verschluckt wird. Sowohl das gesamte Fachgutachten als auch die Ergebnisse der Berechnungen sind öffentlich zugänglich und können direkt nachgelesen und nachgehört werden.
Straßenlärm schadet uns allen
Die WHO zählt Umgebungslärm - insbesondere Verkehrslärm - inzwischen zu den größten Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen.
Insbesondere jener Schall, der außerhalb unseres Hörvermögens liegt, kann der Gesundheit dem Wohlbefinden von Menschen und unzähligen Tierarten schaden.
Bei der Prüfung der Umweltverträglichkeit von Straßen wird ungeachtet dessen ausschließlich von A-bewerteten Schalldruckpegeln ausgegangen; die für tieffrequente Geräuschimmissionen laut maßgeblichen Grenzwerte werden im Einflussbereich hochrangiger Straßen teilweise massiv überschritten - auch entlang der geplanten.
Wachtelkönig schützen heißt Menschen schützen
Kanarienvögel retteten über Jahrhunderte hinweg unzähligen Minenarbeitern als Warnvögel vor giftigem Gas das Leben. Im Hier und Jetzt stellt sich der Wachtelkönig als für den Menschen wichtiger Indikator-Vogel heraus, wenn es um die zunehmende tieffrequente Verlärmung unseres eigenen Lebensumfeldes geht. Wenn wir darauf achten, dass wir anderen Lebewesen wie dem Wachtelkönig landschaftlich wie schalltechnisch intakte Lebensräume bewahren, dann sind das Lebensräume, in denen sich auch der Mensch gedeihlich weiterentwickeln kann: Wachtelkönig schützen heißt Menschen schützen.
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