St. Pölten
Veganismus auf dem Vormarsch
Der Trend auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten, wird immer mehr. So sollen Umwelt und Tiere geschont werden.
REGION. Ein knuspriges Schnitzel, ein deftiger Schweinsbraten oder ein süßer Kaiserschmarrn – die österreichische Hausmannskost strotzt nur so vor tierischen Produkten wie Fleisch, Milch und Eier. Doch schon längst hat ein Umdenken stattgefunden und immer mehr Menschen entscheiden sich dazu vegetarisch oder vegan zu leben. Laut einer Studie aus dem Jahre 2021, durchgeführt im Auftrag des Handelsverband, ernähren sich vier Prozent der Österreicher vegetarisch, also essen kein Fleisch und Fisch. Ein Prozent is(s)t sogar rein vegan und verzichtet damit auf alle Produkte tierischen Ursprungs. Die pflanzliche Ernährung ist jedenfalls auf dem Vormarsch, denn rund 30 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als Flexitarier, essen daher also nur wenig Fleisch und legen ihren Fokus auf pflanzliche Kost. „Ich denke, dass sich der Trend in Zukunft sicher noch verstärken wird mit den Generationen, die noch aufwachsen und etwas vom Planeten haben wollen. Nachhaltigkeit bedeutet ja, dass die Bedürfnisse derzeit gedeckt werden im Einklang mit den Bedürfnissen von anderen Generationen“, analysiert die St. Pöltner Diätologin Lena Gießwein.
Umweltaspekt
Ein wichtiger Punkt, der besonders für den Veganismus spricht, ist der Klima- und Umweltaspekt, wie Gießwein erklärt: „Pflanzliche Ernährung ist viel umweltfreundlicher als die Ernährung, die in Österreich typisch ist, mit einem großen Anteil an Fleisch und Milchprodukten und Eiern. Es lässt sich einiges an Treibhausgasen vermeiden und man verbraucht weniger Ressourcen, wenn man die Pflanzen direkt isst als über den Umweg Tier.“ Dieser Punkt war auch für den St. Pöltner Tobias Krammer ausschlaggebend, zuerst nur auf Fleisch und seit rund einem Jahr auch ganz auf alle tierischen Produkte zu verzichten. „Ich bin aus Ethik- und Umweltschutzgründen vegan geworden. Tiere haben ein glückliches Leben in Freiheit verdient und die Ernährung macht auch einen enormen Teil unseres CO2-Verbrauches aus“, erzählt er.
Kritik
Wie bei allem gibt es natürlich auch kritische Stimmen in Bezug auf die pflanzliche Ernährung. „Man muss betonen, dass Veganismus nicht automatisch heißt, dass man kein Protein aufnimmt. Durch Hülsenfrüchte, Sojaprodukte und Nüsse nimmt man genug Protein auf, wenn man darauf schaut. Man muss sich wirklich bewusst ernähren, aber das sollte man ja generell“, erklärt die Diätologin. Zu viele vegane Süßigkeiten und Fertiggerichte essen, die einen hohen Fett-, Zucker- und Salzgehalt aufweisen, ist auch nicht gesund. „Ein bewusst und vegan ernährtes Kind ist sicher besser versorgt als ein Kind, das jeden Tag eine Leberkässemmel und ein Cola zur Jause hat. Da macht es immer die Abwechslung aus“, betont sie.
Fehlendes Angebot
Ein gängiges Problem, auf das viele Veganer und Vegetarier besonders in kleineren Orten treffen, ist das mangelnde Angebot an fleischlosen Gerichten, wie auch Tobias Krammer weiß: „Am Land ist es nicht immer so einfach, man findet jedoch schnell zwei oder drei Lokale, die etwas Veganes anbieten. Was meistens funktioniert, ist nachfragen. Sehr oft kochen sie extra für mich etwas Passendes.“ Der vegane Lebensstil ist jedoch nicht für jeden was. „Ich esse gerne Joghurt, Eier oder Käse. Wenn ich selbst koche, ist es meist vegetarisch und nehme dabei gerne Fleischersatzprodukte. Aber wenn ich in ein Restaurant gehe, kommt es schon vor, dass ich Fleisch esse. Bei bestimmten Gerichten kann ich nicht darauf verzichten“, erzählt die Wilhelmsburgerin Verena Reischer. Egal wie man sich auch ernährt, man sollte es auf jeden Fall bewusst und reflektiert tun, also auch über die Folgen für Tier und Umwelt nachdenken.
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