Verkehr, St. Pölten, Sicherheit
Weniger Gas, dafür sicher ankommen

Beim Unfall am 28.1. auf der A1, Autobahnabfahrt St. Pölten Süd, verstarben drei Personen noch an der Unfallstelle. | Foto: DOKU-NÖ
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  • Beim Unfall am 28.1. auf der A1, Autobahnabfahrt St. Pölten Süd, verstarben drei Personen noch an der Unfallstelle.
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Der Unfall Ende Jänner, bei dem drei Personen ums Leben kamen, lässt aufhorchen: Tempo-limit steht im Raum.

ST. PÖLTEN.

"Der tragische Unfall auf der A1, bei dem drei junge Menschen Ende Jänner ihr Leben verloren haben, hat uns wieder einmal vor Augen geführt, dass es Zeit ist, Tempo 100 auf Autobahnen im Bereich des Stadtgebiets umzusetzen",

so Bürgermeister Matthias Stadler.

"Bereits 2021 hat sich der Gemeinderat diesbezüglich an die zuständige Ministerin Leonore Gewessler gewandt. Nach weiterer Intervention im Jahr 2022 folgte eine erneute Absage. Vom Ministerium heißt es, dass keine Unfallhäufigkeit vorläge und es für eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit daher keine Grundlage gäbe. Leider muss immer erst etwas passieren, bevor die Verantwortlichen wach werden und die Gefahren erkennen. Ich habe die Bundesministerin wieder zum Handeln aufgefordert."

Tempo beschließen

"Die Verordnung von Tempolimits auf Autobahnen und Schnellstraßen obliegt der zuständigen Behörde – in diesem Fall dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Für die Umsetzung der Verordnungen ist die ASFINAG als Betreiber des Autobahn- und Schnellstraßennetzes zuständig",

informiert Emily Burian, ÖAMTC.

"Gemeinden oder Länder können beim BMK eine Herabsetzung der höchstzulässigen Geschwindigkeit fordern. Das Vorliegen einer Notwendigkeit muss aber begründet und seitens des BMK geprüft werden. Für den Fall St. Pölten waren bislang keine zutreffenden Kriterien ersichtlich."

Unfälle im Raum St. Pölten

"Im Jahre 2022 ereigneten sich in den Behörden-Bereichen St. Pölten und St. Pölten-Land auf der A 1 und auf der S 33 insgesamt 28 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, wobei 48 Personen verletzt wurden. Dabei erlitt der weit überwiegende Teil leichte Verletzungen, jedoch gab es fünf schwerverletzte Personen zu beklagen",

so Oswin Huber, Landespolizei Niederösterreich.

"Im Bereich des Gemeindegebietes von St. Pölten ereigneten sich 10 Verkehrsunfälle mit leicht verletzten Personen. Überhöhte Geschwindigkeit war in 5 der 28 Verkehrsunfälle die Ursache. Die beiden Hauptursachen für die Verkehrsunfälle waren Übermüdung mit anschließendem Abkommen von der Autobahn/Schnellstraße und Nichteinhaltung des Sicherheitsabstandes."

Christina engel-Unterberger, GRÜNEN:

"Aus unserer Sicht hätte Tempo 100 zahlreiche Vorteile und zwar: weniger Lärm, weniger Schadstoffe, mehr Verkehrssicherheit und weniger Treibstoffverbrauch.
Aufgrund der drohenden Klimakatastrophe müssen wir unser Mobilitätsverhalten dringend überdenken.
Bundesweit betrachtet wäre eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit aus unserer Sicht ein umsetzbarer und rasch wirksamer Schritt.
Wir freuen uns, dass immer mehr Menschen umdenken und in einer generellen Temporeduktion nicht (nur) die Belastung, sondern (auch) den Nutzen erkennen.

Auch am Beispiel St. Pölten wird ersichtlich, dass eine generelle Lösung sinnvoll wäre, denn realpolitisch kann das Tempolimit für den St. Pöltner Streckenabschnitt nicht "einfach so" geändert werden.
Die Rechtsprechung stellt nämlich sehr hohe Anforderungen an die Erforderlichkeit, wenn es um Beschränkungen der Höchstgeschwindigkeit geht."

Klaus Otzelberger, FPÖ: 

"Die Bürger brauchen keine weiteren Tempolimits, sondern endlich einen Spritpreisdeckel, damit man sich das Autofahren überhaupt noch leisten kann. Menschen besonders im ländlichen Raum wissen oft nicht mehr, wie sie sich den täglichen Weg mit dem Auto zur Arbeit noch leisten können."

Michael Schwendinger, VCÖ:

"Generell unterstützt der VCÖ die Forderung nach Tempo 100 als wichtigen, raschen und kostengünstigen Beitrag für mehr Verkehrssicherheit, mehr Klimaverträglichkeit und weniger Energieverbrauch im Verkehr."

Diese Unterschiede macht eine Reduktion von 30 km/h: 
Quelle: VCÖ (Verkehrsclub Österreich)

  • Kürzerer Anhalteweg – mehr Verkehrssicherheit

Der Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) beträgt bei Tempo 100 rund 74 Meter, bei Tempo 130 ist dieser mit 123 Metern deutlich länger. Während das Fahrzeug mit Tempo 100 nach 74 Metern steht, hat das Auto mit 130 km/h nach 74 Metern noch eine Geschwindigkeit von 97 km/h. Ein Auffahrunfall mit dieser Geschwindigkeit endet mit schwersten oder gar tödlichen Verletzungen. Weniger Unfälle bedeuten weniger Staus, was wiederum die Zeitverluste reduziert.

  • Höhere Leistungsfähigkeit der Fahrbahn

Bei Tempo 100 beträgt die reale Leistungsfähigkeit einer Fahrbahn rund 2.440 Kfz pro Stunde und bei Tempo 130 hingegen nur rund 2.250 Kfz. Eine höhere Leistungsfähigkeit bedeutet weniger Staus und damit weniger Fahrzeit-Verzögerungen. Zusätzlich nimmt bei niedrigerem Tempolimit die Zahl der Verkehrsunfälle ab, was wiederum die Zahl der Staus verringert. Auch wenn es paradox klingen mag: In Summe kann ein niedrigeres Tempolimit dazu führen, dass die Kfz-Lenkenden schneller ans Ziel kommen.

  • Geringerer Spritverbrauch

Bei 130 km/h sind Spritverbrauch und CO2-Emissionen im Schnitt um rund ein Viertel höher als bei 100 km/h.
Tempo 130 km/h: 190 g CO2e / km (7 Liter Treibstoffverbrauch pro 100km)
Tempo 100 km/h: 146 g CO2e / km (5,4 Liter Treibstoffverbrauch pro 100km – minus 23 Prozent)
Quelle: Umweltbundesamt 2022 www.umweltbundesamt.at

  • Geringere Schadstoff-Emissionen

Tempo 100 statt Tempo 130 auf Autobahnen reduziert den Stickstoff-Ausstoß (NOx) um rund 50 Prozent, den CO2-Ausstoß um 23 Prozent sowie die Feinstaub-Emissionen (PM10 motorisch) um rund 34 Prozent.
Quelle: Umweltbundesamt 2022 www.umweltbundesamt.at

  • Auch in Summe deutlich weniger CO2-Emissionen

Als Einzelmaßnahme könnten durch Tempolimit 100 statt 130 laut Umweltbundesamt die CO2-Emissionen in Österreich in Summe um 460.000 Tonnen reduziert werden.

  • Niedrigere Spritkosten

Die Reduktion des Spritverbrauchs liegt in Summe bei 180 Millionen Liter pro Jahr, was bei einem durchschnittlichen Spritpreis von 1,60 Euro eine Ersparnis von 288 Millionen Euro bringt. Ein geringerer Spritverbrauch bedeutet auch, dass man seltener zur Tankstelle fahren muss und damit Zeit spart.

  • Weniger Verkehrslärm

Eine Verringerung des Tempos von 130 auf 100 km/h führt zu einer Reduktion des Verkehrslärms um drei Dezibel. Eine Reduktion um drei Dezibel wird vom menschlichen Ohr wie die Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen.

Beispiel 20.000 Kfz / Tag:
Tempo 130: 57 Dezibel
Tempo 100: 54 Dezibel"

zum Kommentar

Zum Unfall vom 28.1.

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