Kampf gegen Drogenmafia
Undercover-Einsatz – Wenn jedes Gramm zählt
Die Drogen-Fahnder des Landeskriminalamtes NÖ im Kampf gegen neue Transportwege und verändernde Substanzen.
ST. PÖLTEN (pw). Schwarzes Hemd, das Haar im Nacken zusammengebunden, Armbänder am Handgelenk, lässiges Auftreten. Kaum jemand würde hier auf den ersten Blick einen Polizeibeamten vermuten. Zu seiner "Klientel" zählen Drogensüchtige und Dealer gleichermaßen. Doch Erich Karrer ist nicht der Titelheld einer neuen Fernsehserie, sondern der Leiter des Bereiches Suchtmittelkriminalität im Landeskriminalamt NÖ. Ermittelt wird meist "undercover". Karrer und sein Team leisten tagtäglich kriminalistische Kleinarbeit und sehen sich dabei mit hoher Gewaltbereitschaft, extremen Fluchtverhalten, gescheiterten Existenzen oder dramatischen Familienschicksalen konfrontiert. "Wir hanteln uns von einer Einvernahme zur nächsten", erklärt der Suchtgift-Fahnder. Wenn es um die Einfuhr, den Erwerb oder Vertrieb, die Erzeugung und den Konsum von illegalen Substanzen geht, sind sie am Zug. Dabei freuen sich die Beamten über jeden noch so "kleinen" Erfolg. Denn: "Jedes einzelne Gramm kann zu viel sein."
Im Wandel der Zeit
Dabei hat sich im Bereich Suchtgift in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert: "Früher wurde Haschisch konsumiert, jetzt viel mehr Chemie", so Karrer. Auch die Motive für den Drogenkonsum sind mittlerweile andere: "Jetzt wird Suchtgift auch eingenommen, um länger wach zu bleiben, und mehr Leistung zu bringen", stellt Jürgen Auer (stellvertretender Leiter) fest. Größtes Problem dabei: Man bekommt alles und jeder kann sich alles leisten. Das Phänomen der sogenannten "Böhmischen Kuchl" (einfache Labors in Wohnungen), in der Methamphetamin selbst hergestellt wird, nimmt auch in Österreich zu. Grundsätzlich gilt für die Ermittlungsarbeit: "Es gibt nichts, was es nicht gibt." Etwa Tabletten in Vorratsdosen, Drogenpakete in Stoßstangen, Indoor-Plantagen in Privathäusern, ein Tierarzt mit einer Überdosis an Betäubungsmitteln, oder eine Mutter, die ihr letztes Geld für Drogen anstatt für ihren Nachwuchs ausgibt. "Wir machen jeden Schritt aus Überzeugung. Für die Gesundheit unserer Kinder", so Karrer.
Corona-Lockdown
Neueste Trends in Sachen Vertrieb sind auch der Corona-Krise geschuldet. Aufgrund der Grenzschließungen, gab es einen deutlichen Anstieg bei Drogenbestellungen über das "Darknet" (Internet). Etwa als Pizzabote getarnt, erfolgen Lieferungen von Deutschland und Holland aus nach Österreich.
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